Smashing Pumpkins – Amsterdam, Melkweg
I’ve always liked simple rock“: Dieses Lennon-Zitat würde sich gut machen als grimmiges Postulat auf dem Pullover von Billy Corgan, doch da steht wie immer „Zero“. Corgan, ohne Haare zwar, doch voll der Bipolarität: Mal bleibt er festverwurzelt über Minuten, dann wieder wütet er über die Bühne. Und je nach Song, je nach Lichteinfall, wirkt er entweder wie ein gut aufgelegter Lausebengel oder wie Mr. Wahnsinn, nicht nur in der Lage, sondern beinahe schon im Begriff, dieser blöden Welt ihr wohlverdientes Ende zu bereiten. Ganz allein. Vielleicht ist er auch nur betrunken.
Doch zu Beginn steht die Konzentration, und die Band überrascht mit punktgenauem Konstruieren von bretternder Springflut und zähflüssiger Ebbe – immer im Wechsel. Die besten Momente liegen in den vermeintlichen Pausen „vor dem Sturm“; vor dem Sturm ist aber immer auch nach dem Sturm. Und wenn Corgan beinahe süßlich die heißgeliebte Verzweiflung besingt, und die Instrumente angekettet werden, dann dräut schon wieder der Krach. Und kurz bevor es wieder „zur Sache“ geht, toben die Erstreihenhüpfer schon. Jetzt geht’s lo-o-s. Doch wenn es dann „los“geht, ist das Entscheidende ja schon passiert -weiß der Plattenhörer, finden aber gar nicht die lachenden, stampfenden jungen Leute mit ihren Sepultura-Pullis. „Zero“ steht da nicht drauf.
Entweder ist Corgan wirklich der beste singende Schauspieler – oder aber es gefällt ihm hier tatsächlich. Und also wirkt es dann auch kaum mehr grotesk, wenn der Gitarrist sich Schrei-Dialoge mit dem Publikum liefert. Als die Band wahrscheinlich längst auf dem Weg ins Hotel ist, flammt das Saal-Licht auf, und irgendein Idiot läßt „We Will Rock You“ ertönen. Oder war es Billy Corgan selbst?