Slut im Lido Kreuzberg: „Anybody have a Roadmap“?

In einem ausverkauften Lido in Kreuzberg feierten Slut ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einer Album-Retrospektive.


Anybody have a roadmap?

Zwanzig Jahre und neun Alben (rechnet man das 2009 erschienene 7-Track-Album Corpus Delicti“ mit Juli Zeh dazu) gibt es die Ingolstädter Band Slut mittlerweile. Als Roadmap durch die Dekaden, Longplayer und Metamorphosen wählte die Band um Sänger Christian Neuburger eine Art Album-Retrospektive, mit der das Publikum im ausverkauften Lido in Berlin-Kreuzberg einen Sonntag Abend lang vom Erstlingswerk „For Exercise And Amusement“ bis hin zu „Alienation“ geführt werden sollte.

Vorher gab es aber noch das Solo-Programm jenes Mannes, der an der aktuellen Marschrichtung der Band einen großen Einfluss hatte: Tobi Siebert alias „And The Golden Choir“, zwischen den Tasten und Saiten hin- und herwechselnd, den Rest von Vinyl abspielend – Siebert ist nicht nur Multiinstrumentalist, sondern auch noch Produzent, und als solcher war er am aktuellen Slut-Longplayer maßgeblich beteiligt. Vor allem die elektronischen Einflüsse gehen auf sein Konto. Dass er nach seinem Solo-Set dann auch mit Slut auf der Bühne steht, ist da nur konsequent.

Bei Slut 2014 scheint das perkussive Moment, der treibende Rhythmus im Vordergrund zu stehen. Mit solchen Rhythmen und Percussion-Elementen beschäftige Bandmitglieder bilden das Fundament der ersten Songs des Sets – man geht vom aktuellen Album in der Discografie abwärts. Die instrumentalen Passagen lassen Slut nun an manchen Stellen mehr ausufern als in früheren Phasen, streckenweise gewinnt der melancholische, oft um Moll-Kadenzen tänzelnde Songkern dadurch andere Texturen und Dimensionen dazu; an manchen Stellen scheinen die Instrumentalparts allerdings nicht so wirklich auf den Punkt zu kommen.

In anderen Momenten unterstreichen diese perkussiven Ausflüge auch die Wandlungsfähigkeit und musikalische Vielschichtigkeit der Band, getragen von Neuburgers immer ein wenig melancholischer Stimme. Melancholisch waren an diesem Abend aber weder Fans noch Musiker: So feierte man gemeinsam bis hin zu mehreren Zugaben durch das Schaffen der Band, spielte „Broke My Backbone“ ebenso wie „Andy“ und „Why Purquoi“.

„I think I like you, I think I like you very much“, singen Slut in letzterem. Dem Publikum scheint es an diesem Abend mit Slut genau so zu gehen.

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