SLING BLADE von Billy Bob Thornton
Stumm und apathisch hockt Karl (Billy Bob Thornton) mit vorgestrecktem Kinn auf einem Stuhl und schaut nach draußen. Seine wippenden Bewegungen sind ihm wichtiger als der obzöne Redeschwall von Charles (J.T. Walsh). Sie sind Patienten in einer Anstalt für geistesgestörte Kriminelle. Vor 25 Jahren hatte der zwölfjährige Karl seine Mutter und ihren Liebhaber mit einer Sichel, der sling blade, getötet. Nun wird er entlassen. Als er erstmals redet, ist es wie ein Schock: Als täppischer, bibelfester Karl hat sich Thornton eine erschütternde Reibeisenstimme zugelegt. Er freundet sich mit Frankie an, der eine Hölle erlebt wie einst Karl: Der Junge wird vom Redneck-Lover (Countrystar Dwight Yokam) seiner Mutter schikaniert – und ihr schwuler Hausfreund (John Ritter) schaut hilflos zu. Von da an läuft es wie eine griechische Tragödie aufs letale Ende zu. Damals war es ein Affekt, jetzt rafft Karl sich zu einer Liebestat auf. Thorntons Melodram ist dumpf, provinziell, unendlich langsam – und ein großer Wurf.