Sinfonien in Pop: Der Komponist CAIG ARMSTRONG trifft zu allen möglichen Anlässen mit Sicherheit den richtigen Ton
Craig Armstrong ist ein Mann fürs große Gefühl. Der Absolvent der britischen „Royal Academy of Music“ komponiert und arrangiert orchestrales Beiwerk für eigentlich alle Pop-Ikonen, schrieb in Madonnas „Frozen“ gestrichene Bedeutsamkeit hinein, verhalf Tina Turners „Golden Eye“ zur nötigen Opulenz und zählt Björk, Massive Attack und U2 zu seinen Kunden. Doch das ist noch längst nicht alles.
Eine endlose Liste von Film- und Theatermusiken weist den 43-jährigen Armstrong als einen aus, der zu ganz verschiedenen Anlässe den richtigen Ton trifft – zuletzt für Baz Luhrmanns Kostümtrip „Moulin Rouge“, dessen Score mittlerweile vielfach prämiert wurde. „Noch vor zehn Jahren habe ich all die verschiedenen Bereiche in meinem Kopf ganz klar voneinander getrennt“, erinnert sich Armstrong, „aber inzwischen betrachte ich mich einfach als Komponisten, fertig. Vielleicht so wie ein Maler, der seine Bilder ja auch mal mit Öl, mal auf Seide malt.“
Armstrong, obschon klassisch geschult, mag es dabei auch gern mal nicht ganz so gediegen. Schon zu Beginn seiner Karriere versuchte sich der Schotte daheim in Glasgow mit den melodieseligen Big Dish am Drei-Akkorde-Triumph, und vielleicht ist es diese Balance zwischen U- und E-Musik, die ihn zum rechten Mann für das bisschen Sinfonie im modernen Radiolied prädestiniert. „In beiden Bereichen findet sich extrem komplexe und reichlich simple Musik“, räumt er mit jedem hochkulturellen Elite-Anspruch auf, „es gibt Songs von Massive Attack, deren emotionaler Gehalt genauso hoch ist wie der eines beliebigen Bach-Chorals. All das ist Intuition und nicht diskutabel.“
Dieses Credo im Hinterkopf, hat sich Armstrong nun zum zweiten Mal an ein Solowerk gemacht. Auf „As If To Nothing“ vereint der Notenkönner alle seine Fähigkeiten, entwirft schwelgerische, klanglich modernisierte Partituren genauso wie betont schlichte, ums Gute und Schöne bemühte Folkpop-Etüden und schafft bei all den Möglichkeiten tatsächlich so etwas wie emotionale Stringenz. Das auch dank der illustren Gäste: Evan Dando singt ein Lied über New ork, Bono gibt zu zarten Geigen noch mal das alte „Stay (Far Away, So Close!)“, und Laub-Impressionistin Antye Greie-Fuchs rezitiert zu einem cinematographisch werkelnden Orchester recht kunstbeflissen einen HTML-Code. „Anfangs haben wir es mit Singen versucht“, grinst Armstrong, „aber diese komischen deutschen Zeichenfolgen klangen viel besser.“