Sinéad O’Connor: Kein „Nothing Compares 2 U” für Donald Trump
Die Liste der Musiker, die ihre Songs nicht auf Trump-Kundgebungen hören wollen, wird immer länger
Mick Jagger, John Fogerty, Rihanna und jetzt auch (der Nachlass von) Sinead Connor. Die im Juli 2023 verstorbene Irin ist die aktuellste in einer langen Liste von lebenden und toten Künstlern und Künstlerinnen, die Donald Trump die Verwendung ihrer Songs verbieten wollen.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump verwendet bereits seit Jahren knallige Popsongs mit schwungvoller Botschaft auf seinen Kundgebungen. Egal, aus welchem politischen Lager diese letztlich entstammen. Hauptsache, diese sind unter seinen Jubel-Trubel-Anhängern halbwegs bekannt und sie knallen gut. Das Trump-Team nutzt sie als Einmarsch-Lied oder dramaturgisches Element, darunter Gassenhauer wie „Start Me Up“ von den Rolling Stones oder „Dream On“ von Aerosmith.
Das jüngste Beispiel der „kulturellen Aneignung a la Trump“ ist „Nothing Compares 2 U“ von Sinead Connor. „Was eine seltsame Wahl für eine politische Kundgebung ist, außer dass es irgendwie dem Ego schmeichelt.“ kommentierte die Pop-Plattform „AVCLUB“. Die Reaktion von Connors Stiftung, die auch ihre Urheber- und Aufführungsrechte verwaltet, hat nicht lange auf sich warten lassen:
„Es ist bekannt, dass Sinéad O’Connor ihr ganzes Leben lang nach ihrem moralischen Kodex lebte, der sich durch Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Fairness und Anstand gegenüber ihren Mitmenschen auszeichnete“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung mit ihrer Plattenfirma Chrysalis Records. „Mit Empörung haben wir daher erfahren, dass Donald Trump ihre ikonische Performance von `Nothing Compares 2 U` bei seinen politischen Kundgebungen verwendet hat.“
Diverse britische und irische Medien zitieren daraus:
„Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Sinéad angewidert, verletzt und beleidigt gewesen wäre, wenn ihr Werk von jemandem, den sie selbst als ‚biblischen Teufel‘ bezeichnete, auf diese Weise falsch dargestellt worden wäre. Als Hüter ihres Vermächtnisses fordern wir Donald Trump und seine Mitarbeiter auf, die Verwendung ihrer Musik unverzüglich zu unterlassen.“
Zu ihren Lebzeiten hat sie Donald Trump in jeder Hinsicht abgelehnt und sich in mehreren Fällen auf drastisch gegen ihn geäußert. Gegenüber Hot Press nannte sie ihn nicht nur den „biblischen Teufel“. Auf ihre ureigene, stets emotionale Art führte sie aus:
„Ich weiß, das mag extrem klingen – es ist mir scheißegal, was die anderen denken – aber ich bin überzeugt, dass dieser Mann ein Satanist ist. Ich bin davon überzeugt. Klan-Männer waren Satanisten, es ist eine satanische Organisation. In welcher Form sie auch immer jetzt existiert, ich weiß es nicht und will es nicht wissen, aber ihre Ursprünge waren satanisch. All ihre Rituale, alles an ihr. Diese Leute gibt es wirklich. Sie sind Metzger, Bäcker, Kerzenständermacher. Warum also nicht der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika?“ Laut dem Boulevardblatt „The Sun“ twitterte sie im Jahr 2020, dass sie hoffe, dass das Coronavirus „ihn mitnimmt“.
Die Liste der Künstler, die Trump aufgefordert haben, ihre Songs nicht mehr zu verwenden, ist so schillernd, dass dem Thema eine Wikipedia-Seite gewidmet ist. Ein noch längere Web-Lexikon-Seite existiert über Anti-Trump-Songs. Von den Beastie Boys bis zu den Punk-Veteranen Dead Kennedys. Doch wie so oft, ist moralische Entrüstung nicht der Weisheit letzter Schluss. Ein Nutzer der Kommentarfunktion der „AVCLUB“-Seite gibt zu diesem Thema eine weitaus nüchterne (Musicbiz-)Einschätzung:
„So funktioniert das nicht! Wenn Lieder bei Live-Veranstaltungen gespielt werden, ist der Veranstaltungsort für die Lizenzkosten verantwortlich. Ich würde mal vermuten, dass sich einige nicht darum kümmern, aber wahrscheinlich läuft das nach Routine. (…) Die Lizenzierung wird in fast allen Fällen über einen Dienst oder Websites wie songfile.com abgewickelt. Oft ist es ein mühsamer Prozess, um den Rechteinhaber herauszufinden. (…) Die Rechteverwalter sind oft große Unternehmen, die daran interessiert sind, dass dieser Prozess so automatisch und so simpel wie möglich abläuft, damit sie mit ihren Lizenzen Geld verdienen. Wenn Trump also eine Kundgebung abhielte und diesen Song spielen wollte, würde der Ort, an dem die Kundgebung stattfand, die (wahrscheinlich nahezu unbedeutende) Lizenzgebühr übernehmen, und schwupps, hat das Trump-Team das Recht, den Song zu spielen!“