„The Simpsons“: Keine weißen Sprecher mehr für nicht-weiße Figuren
Die Apu-Debatte hat die Produzenten der „Simpsons“ schwer getroffen. Nun werden Anti-Rassimus-Konsequenzen gezogen. Das trifft einen Charakter, der seit der zweiten Staffel dabei ist.
Die anhaltenden Proteste gegen Rassismus in den USA haben nach zahlreichen Lippenbekenntnissen und manchmal etwas hilflos anmutenden Rückrufaktionen im Showbusiness nun auch Folgen für die langlebigste TV-Zeichentrickserie des US-Fernsehens – die „Simpsons“.
So teilten die Macher der animierten Sitcom, die seit Ende der 80er pausenlos auf dem Bildschirm zu sehen ist, mit, dass in Zukunft keine weißen Synchronsprecher mehr für die Vertonung von nicht-weißen Figuren eingesetzt werden.
Konkret betrifft das die Charaktere Apu Nahasapeemapetilon und Dr. Hibbert, die seit der ersten bzw. zweiten Staffel der „Simpsons“ dabei sind, wie die Fox Studios mitteilten.
Was darf Satire?
Bereits Anfang des Jahres hatte Hank Azaria, der langjährige Synchronsprecher des Kwik-E-Mart-Besitzers, nach einer heftigen Diskussion um die (angeblich rassistisch motivierte) Darstellung indischer Kulturstereotypen angekündigt, Apu nicht mehr zu sprechen. Der Zorn einiger Zuschauer, der auch durch eine Dokumentation zum Thema geweckt wurde, richtete sich vor allem auch auf den klischeehaften indischen Akzent, den Azaria Apu verlieh.
An der Entscheidung, den als Parodie auf Bill Cosby angelehnten Arzt Dr. Hibbert ebenfalls nicht mehr von einem weißen Sprecher synchronisieren zu lassen, zeigt sich natürlich auch das Problemgefälle. Harry Shearer leiht Hibbert seine Stimme seit Anfang der 90er – wie auch vielen anderen Charakteren, ohne die man die „Simpsons“ nicht mehr wiedererkennen würde (u.a. Mr. Burns, Direktor Skinner, Ned Flanders).
Seine satirisch angelegten Interpretationen amerikanischer Gesellschaftsstereotype (darunter auch der seriös-joviale Nachrichtenmoderator Kent Brockman, der von seiner Mission pathologisch überzeugte Reverend Lovejoy und der Psychotherapeutenquacksalber Dr. Marvin Monroe) gehörten immer zu den Stärken der Serie, wofür es auch zahlreiche Fernsehpreise gab. Kritiker monierten deshalb auch, dass die Entwickler der „Simpsons“ nachträglich die ureigene Form der Serie, eine Mischung aus Spott, Karikatur, Kulturparodie und humoristischer Volksaufklärung, in Frage stellen, um sich in der Diskussion nicht positionieren zu müssen.