„Simpsons“-Folge auf Disney+ in Hongkong zensiert
Die erste „bemerkenswerte Zensur des Inhalts eines amerikanischen Streaming-Giganten in Hongkong“ betrifft eine Episode, die an ein Ereignis erinnert, das in China nicht diskutiert werden darf.
Disney+ wurde erst letzten Monat in Hongkong auf den Markt gebracht. Und die erste Zensur folgte zügig. Davon betroffen ist eine Folge der „Simpsons“.
Grund für die Zensur ist eine Referenz in einer Folge auf den Tian’anmen-Platz in Peking. Dort fanden im Frühling des Jahres 1989 eine Reihe von Protesten statt. Auslöser waren Aufrufe zu demokratischen Reformen.
Die Zahl der Protestierenden wuchs auf mehr als eine Millionen. Schließlich fanden die Proteste jedoch ein jähes Ende durch das Eingreifen des chinesischen Militärs. Dabei wurden mehrere Zivilisten verletzt und getötet. Eine Diskussion dieser Ereignisse ist in China nicht erlaubt.
In der besagten Folge 12 aus Staffel 16 reist Tante Selma nach China, um ein Baby zu adoptieren. Homer gibt sich dabei als ihr Ehemann aus. Als die beiden versuchen, das Land mit dem Neugeborenen zu verlassen, passieren sie auf dem Tian’anmen-Platz eine Hinweistafel, worauf zu lesen ist: „Tian’anmen-Platz: Hier, im Jahr 1989, ist nichts passiert“.
Kurz darauf wird Selma vom Vorstand der Adoptions-Agentur aufgehalten und bleibt vor einem Panzer stehen. Dadurch wird eine visuelle Referenz auf den „Tank Man“ gegeben. Dabei handelt es sich um einen bisher nicht identifizierten Mann, der sich während der Proteste vor einen Konvoi von Panzern auf dem Tian’anmen-Platz stellte und so deren Abfahrt blockierte. Das Foto davon wurde weltberühmt und gehört zu den meistzitierten in der Fotogeschichte.
Kenny Ng, ein Professor mit Schwerpunkt Film-Zensur an der Hongkong-Baptist-Universität, bezeichnet das Entfernen der Folge als „die erste bemerkenswerte Zensur des Inhalts eines amerikanischen Streaming-Giganten in Hongkong“, wie „Bloomberg“ berichtet.
Dieser Trend dürfte sich auch in Zukunft wiederholen
Erst letzten Monat wurde ein Gesetz verabschiedet, welches die Zensur von Inhalten vorsieht, die im Konflikt mit dem chinesischen Sicherheitsgesetz für die Sonderzone Hongkong stehen. Dies geschah als Antwort auf die Hongkong-Proteste von 2019/20. Anlass dafür war ein geplantes Gesetz, welches die Auslieferungen von Hongkonger-Häftlingen an die Volksrepublik China ermöglichen sollte.
Ng fügt hinzu: „Im Grunde sollen Streaming-Unternehmen besser auf das chinesische Publikum zugeschnitten werden, um nicht mit der chinesische Regierung in Konflikt zu geraten. Dieser Trend dürfte sich in Zukunft auch bei weiteren Unternehmen mit finanziellem Interessen in China wiederholen.“