SIEGE IN SERIE

So recht freuen wollen sich die Deutschen nicht mit dem Abonnements-Sieger Sebastian Vettel – lieber hätten sie es gesehen, wenn sich Michael Schumacher in seinen letzten Jahren im Silberpfeil noch erholt hätte. Der Kerpener war der erste große deutsche Formel-1-Fahrer überhaupt – der talentierte Stefan Bellof starb 1985 hinter dem Steuer. Schumacher wurde mit dem kleinen Benetton-Team zweimal und unfassbar Weltmeister, bevor 1996 eine Durststrecke mit Ferrari begann: Das Auto und die schlamperten Italiener waren noch nicht bereit für den Titel, Schumi musste den Weg weisen. Erst im Jahr 2000 triumphierte er endlich wieder – und dann vier Jahre hintereinander, in denen er beinahe sämtliche Rekorde brach.

Während bei Schumacher Ingenium, verbissene Arbeit und durchaus mal irreguläre Tricks bewundert wurden, scheint Vettel alles leichtzufallen. Dem Abiturienten fehlt der Garagengeruch des Schraubers, und er fährt für einen österreichischen Limonadenhersteller statt für einen Mythos. Im Ferrari saßen der verrückte Niki Lauda und der gottesgläubige Ayrton Senna, die zwei Genies des Autorennens – und auch Schumacher stand in dem Ruf, das Unmögliche meistern zu können. Bei Sebastian Vettel wird das Unmögliche zur Routine, er kassiert bereits Schumachers Rekorde und freut sich darüber ohne Pathos und Pose.

Seit 1994 ist kein Fahrer mehr bei einem Rennen gestorben. Man könnte sagen: Das Metaphysische wurde von der Physik ersetzt. Und Sebastian Vettel ist ein gescheiter junger Mann, der sehr gut Auto fährt.

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