Sibel Kekilli – Hart wie Wasser
Die Schauspielerin Sibel Kekilli mag den sensiblen Selbstzerstörer Kurt Cobain
Foto von Sebastian Mayer
Eigentlich glaube ich, dass ich als Jugendliche keinen guten Musikgeschmack hatte. Metallica und Nirvana waren Ausnahmen. (lacht) „Nevermind“ habe ich zum ersten Mal gehört, kurz nachdem es rauskam. Da war ich elf oder zwölf. Aber man hört es ja wieder und wieder. Die Songs sind immer noch sehr aktuell. Das ist sehr selten: Es gibt wenig Musik aus den Neunzigern, die man heute noch gern auf Partys spielt. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass das auch mit Kris Kross funktionieren würde. Nirvana haben für mich einen neuen Stil geprägt. So etwas wie Grunge gab es ja vorher nicht. Diese Songs haben alle was Zerstörerisches, aber auch Sensibles. Und Cobain war genauso.
Mindestens so präsent wie die Musik ist das Cover. Wenn man Leute nach Nirvana fragt, denken sie meistens an dieses Cover: das Baby unter Wasser. Wasser bedeutet Leben. Ein Mensch besteht zu 80 Prozent aus Wasser. Es heißt ja: Sei wie Wasser, sei formbar! Es kann hart wie Beton sein und gleichzeitig sehr, sehr weich. Und dann dieses Kind. Ein Baby kann, so heißt es, eigentlich nicht ertrinken, wenn es ins Wasser fällt, weil es die ersten drei Monate nach der Geburt schwimmen kann. Der Schein am Angelhaken symbolisiert für mich, dass auch das kleinste unschuldige Wesen nach Geld greift.
Sich selbst mit einem solchen Cover und in seinen Songs den Spiegel vorzuhalten, wie Cobain es mit diesem Album gemacht hat – dazu gehört echte Stärke. Je bekannter man wird, desto schwieriger wird es, sich der Öffentlichkeit zu entziehen. Andererseits gehört es auch dazu.