Seine kleinteilige Song-Poesie hat Paul Kelly nun um den Film-Score „Lantana“ erweitert – die Musterarbeit in einem verschlampten Genre
In der australischen Heimat stets für ein Platin-Album nebst Awards gut, in den USA zumindest von einem kleineren Stammpublikum ver-I ehrt, hat die Karriere von Paul Kelly in diesen Breiten zuletzt nicht wirklich stattgefunden. Eine Tour als Support lür Joe Jackson im Gefolge seines Albums „Deeper Water“ war 1995 hierzulande das letzte Lebenszeichen des bald 48-jährigen Songwriters aus Adelaide. Jetzt hat ihn ein Soundtrack zumindest auf ausgewählte deutsche Leinwände zurückgebracht.
Seine Musik zum famosen Beziehungs-Thriller „Lantana“ ist tatsächlich ein richtiger Score. „Ich hatte nur ein einfaches musikalisches Motiv, auf dem wir zu fünft improvisierten, nachdem wir den Film gesehen hatten“, erläutert Kelly das Procedere. Wichtigster Mitstreiter war wiederum Shane O’Mara, der ihm schon 1994 beim Soundtrack zu „Everynight…Everynight“ assistiert hatte. „Er ist sehr gut darin, eine Gitarre nicht bloß wie eine Gitarre klingen zu lassen“, sagt Kelly (der auch selbst schon für „One Night The Moon“ vor der Kamera stand). „Einen ganzen Tag lang haben wir alles aufgenommen und dann die besten Passagen rausgenommen.“ In diesen Prozess war Regisseur Ray Lawrence von Beginn an involviert – auch wenn das einige Flüge zwischen Sidney und Melbourne erforderte. Kelly: „Ich wollte nicht, dass wir die Musik fertig haben und er dann feststellt: Nein, mag ich nicht. So konnte er gleich mitentscheiden.“
Im aktuellen Fast-Food-Soundtrackgewerbe ist die Musik zu „Lantana“ jedenfalls genauso ein Lichtblick wie der Film selbst. „Es wird oft sehr sorglos und schlampig gearbeitet“, hat auch Kelly erkannt. „Viele Soundtrack-Songs überschatten eher die Stimmung des Scores. Die Möglichkeiten sind größer geworden, heute muss niemand mehr einen Score richtig schreiben. Darüber ist das Handwerk schon ein wenig verloren gegangen.“ Und wann sollte man „Lantana“ jenseits der Leinwand hören? „Am Tag eher nicht. Die Musik wurde zwar für Filmbilder geschrieben, aber in einer bestimmten Stimmung funktioniert sie auch ohne. Die ist eher frühmorgens oder spätabends.“