Seine Berühmtesten Videoclips machte Bowie erst in den Achzigern. Die frühen Promos von Mick Rock haben aber Pioniercharakter – und durften nichts kosten!
Weil David Bowies Manager Wert darauf legte, dass sein Pflegesohn wie ein echter Star aussah, hatte er schon einen "offiziellen Fotografen", bevor ihn überhaupt jemand auf der Straße erkannte. Die Bilder des Mick Rock sind legendär. Seine vier Bowie-Videos sind leider nicht ganz so bekannt.
Die Geburt des Musikvideos war es nicht direkt. Wenn man aber daran denkt, dass das Musikvideo Anfang der Siebziger noch aus einer kleinen, versprengten Menge von Bastard-Einzelkindern bestand, kann man auch den 19. August 1972 rot anstreichen: Da sollten David Bowie und die Spiders From Mars abends im Londoner Rainbow Theatre eine Show spielen, und weil Bowie in letzter Minute den Wunsch verspürte, wurde beim Soundcheck am Nachmittag ein Video gedreht.
Dem Leibfotografen Mick Rock wurde kurzfristig ein Film-Budget von 200 Dollar zugeteilt, er erwischte glücklich noch einen Kameramann und ließdie Band mangels Geld und Zeit einfach zu „John, I’m Only Dancing“ die Konzertsituation mimen. Um Temposchwankungen zu vermeiden, musste die Single als Playback dazu laufen – leider ging das nur über den Kassettenrekorder der Hausanlage des Rainbow, die Band hörte die Musik schlecht, und Bowie bewegte die Lippen so ungenau, dass Rock hinterher beim Synchronisieren einige Schwierigkeiten hatte.
Angesichts des völlig unerheblichen Schnellschuss-Films (in den Rock noch einige Tanzszenen der Lindsay-Kemp-Truppe hineinschnitt), war es schon damals unverständlich, dass er der BBC (anders als dem US-Fernsehen) offenbar zu schwul war. Bei „Top Of The Pops“ lief zur Musik eine hausgemachte Filmmontage ohne Bowie, mit einer Motorrad-Gang und einem tanzenden Mädchen.
„Kein Mensch hätte damals geglaubt, dass man solche Videos jemals kommerziell produzieren würde“, hat Mick Rock zur Clip-Arbeit mit Bowie angemerkt. „Hätte ich ein Honorar verlangt, wären diese Filme sicher nie gemacht worden. Es gab keine regulären Budgets, David und ich waren einfach Begeisterte. Das Management gab uns ein wenig Geld für die Unkosten, damit David zufrieden war und ich das Filmen ausprobieren konnte.“ Rocks zweiter Versuch, „The Jean Genie“, wurde für immerhin knapp 400 Dollar in San Francisco gedreht und hatte bereits drei Erzählstränge: die Band im Fotostudio, Bowie auf der Straße vor dem „Mars Hotel und live im „Winterland“ – Letzteres von Rock selbst gefilmt, nachdem er im Schneideraum bemerkt hatte, dass nicht genug Material da war. Die Blondine Cyrinda Foxe, eine Angestellte der Management-Firma, hüpfte als Ex[tra umher, und Bowie zeigt in Großaufnahme die typischen Handbewegungen.
Wenig inspiriert wirkt dagegen ein nachgereichter „Space Oddity“-Clip, der den Künstler mit der akustischen Gitarre im Studio zeigt.
JRocks letzter und größter Wurf als Regisseur für Bowie ist das grelle j,Lif e On Mars?“-Video. Der Sänger trägt das türkise Sakko seines Designer-Freundes Freddie Burretti, Wirkt an allen nicht geschminkten Körperpartien geisterhaft transparent. Die schönste und einleuchtendste visuelle Präsentation der Ziggy-Figur – wenn auch mit einem Präiggy-Song. Viele wundervolle BowieFotos und andere Starporiräts von Mick Rock enthält der Bildband „Blood And Glitter“ (Vision Publishing, Import),