Sehr schade: Am Freitag läuft die allerletzte „Domian“-Sendung
Radio-und Fernseh-Talker Jürgen Domian sprach 21 Jahre lang fast jede Nacht mit Menschen über ihre Probleme, Geschichten und Skurrilitäten
In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember greift Jürgen Domian zum letzten Mal zum Telefonhörer, danach wird seine nach ihm benannte Talkshow auf eigenen Wunsch abgesetzt. Über 21 Jahre lang war er so gut wie jede Nacht – abgesehen von der Sommerpause – von ein bis zwei Uhr früh sowohl im WDR-Fernsehen als auch beim Radiosender 1LIVE auf Sendung: Fünf Tage die Woche konnten Menschen anrufen und mit ihm reden; ob es dabei um Probleme, Fetische oder irgendwelche Anekdoten ging, war ganz egal.
Nicht perfekt, aber immer ehrlich
Jeden Donnerstag stand der Talk unter einem bestimmten Thema, die Sendungen trugen Titel wie „Extreme Neigungen“, „Übersinnliche Phänomene“ oder „Es geschah im Wald“; selbstverständlich bleibt es über einen so langen Zeitraum und bei speziellen Gebieten nicht aus, dass hin und wieder auch Personen anrufen, bei deren Worten der Zuhörer nur schlucken kann.
Das Sympathische an der Sendung war aber, dass auch der Moderator selbst, der keine psychotherapeutische Ausbildung hatte, so unverfälscht und normal auf die Anrufer reagierte: Er versuchte nicht krampfhaft immer das Richtige zu sagen, und ihm rutschte bei der ein oder anderen Perversion auch mal ein: „Boah, ist das ekelhaft!“ raus. Eine Dame, die wiederholt angerufen und davon erzählt hatte, dass sie seit Jahren durch Schwarzarbeit und verschiedene Tricks das Sozialamt betrüge, bekam von Domian zur Antwort: “Ich finde das total daneben und werde dich anzeigen.“
Lust auf Tageslicht
Jürgen Domian selbst war es, der die Entscheidung getroffen hat, seine Sendung nach über zwei Jahrzehnten einzustellen, der Grund: Er wollte endlich wieder einen normalen Alltags-Rhythmus haben und nicht immer dann ins Bett gehen, wenn andere gerade aufstehen. Deswegen freut er sich nach seiner letzten Sendung auch besonders darauf, viel zu reisen und sich wieder mehr um seine sozialen Kontakte kümmern zu können – doch wer kümmert sich dann eigentlich um die teils liebenswürdigen, teils doch irgendwie merkwürdig anmutenden Anrufer?
Domian meint: „Ich weiß es nicht, aber natürlich können sich Leute bei der Telefonseelsorge melden, wenn sie in großer Not sind. Wir bekommen seit Monaten Unmengen von Mails, in denen Menschen ihre Sorge ausdrücken, demnächst keine Anlaufstelle mehr zu haben.“ Ob die Telefonseelsorge wohl auch so sympathisch reagieren wird wie Domian damals, wenn der Anrufer anfängt, von 60 Kilo Hackfleisch zu erzählen …?
Die letzte Ausgabe von Domian läuft in der Nacht von Freitag, dem 16. Dezember auf Samstag, den 17. Dezember bereits ab 00:50 Uhr in 1LIVE; der WDR zeigt zudem vorab noch den Film „Domian – Interview mit dem Tod“ ab 23:35 Uhr.
Zu „Interview mit dem Tod“ gab Domian uns ein Interview, im zweiten Clip sehen Sie seine Beurteilung der Folgen der Terror-Attentate von Paris: