Seele und Faschismus
Alan Parker inszenierte 1982 den Film „The Wall“ – der Kontrollfreak Roger Waters musste aus seiner eigenen Fantasie verbannt werden.
Im Rückblick nennt Roger Waters die Dreharbeiten zu „The Wall“ eine der stressigsten und neurotischsten Zeiten seines Lebens – nur seine Scheidung 1975 sei schlimmer gewesen. Regisseur Alan Parker und Illustrator Gerald Scarfe beschreiben die von Streitereien und Ego-Kollisionen geprägten Monate im Jahr 1982 ähnlich. Scarfe, der die albtraumhaften Zeichnungen für das Cover und die Live-Shows zu „The Wall“ angefertigt hatte, war in der Planungsphase Waters‘ engster Vertrauter. Parker (damals schon ein renommierter Regisseur) kam später hinzu – und hatte fortan das Problem, sich gegen Waters‘ Kontrollwut zur Wehr setzen zu müssen.
„The Wall“ bebildert die Geschichte, die Waters bereits beim Komponieren der Musik im Kopf hatte. Hauptdarsteller Pink leidet unter dem Verlust des im Krieg gefallenen Vaters, an der erstickenden Liebe seiner Mutter und dem Sadismus seiner Lehrer. Die Mauer der Entfremdung, die zwischen Pink und der Welt entsteht, wird komplettiert von einer eiskalten Ehefrau und jeder Menge zwischendurch entstandener Seelenfurunkel. Pink wird zum drogensüchtigen Rockstar und versinkt schließlich im Wahnsinn – ein Verweis auf Syd Barrett, das omnipräsente Gespenst. Im letzten Teil ist Pink zum Faschisten geworden, dessen uniformierte Fans prügelnd und brandschatzend durch die Stadt laufen. Am Ende fällt die Mauer – der Irre hatte Gefühle gezeigt und muss mit Verletzlichkeit büßen.
In seiner Videoclip-artigen Aneinanderreihung von bebilderter Musik, Schauspiel und Zeichentrick war „The Wall“ seiner Zeit voraus, wenn auch die Aufdringlichkeit der Botschaften eher den linken, Sixties-sozialisierten Intellektuellen verriet, der Waters war und ist. Das Blut im Swimming Pool, die zu Würmern verwursteten Schulkinder, die halluzinogenen Konzertszenen bis zum Mauerfall – all das ist intensiv, weil Alan Parker (der Waters schließlich vom Set verbannte) eine gute Hand für beklemmende Bilder hat. Doch Waters‘ Hang zur unnötigen Überzeichnung führt am Ende zu einem penetranten Film. Gut nur, dass Parker darauf bestand, dass jemand anderes die Hauptrolle spielt als Waters selbst. Bob Geldof ist als Pink durchaus überzeugend. Besonders schmerzhaft: die Szene, in der er sich die Augenbrauen abrasiert. schlü