Sechser-Bande

Die Moldy Peaches touren in voller Besetzung und denken schon wieder an das nächste Album

Die Moldy Peaches sind zu sechst. Für ihr Debüt „Moldy Peaches“ sind zwar fast ausschließlich Kimya Dawson und Adam Green verantwortlich, doch bei den Konzerten gab es schon immer eine größere Besetzung. Auf der neuen Single „Country Fair/ Rainbows“ sind die anderen Bandmitglieder auch erstmals am Songwriting beteiligt.

Man kann sich kaum vorstellen, dass diese sechs Leute wirklich eine Band formen, die auf der Bühne nicht im kompletten Chaos endet. Neben mir sitzt Adam Green, eine Art schnoddriger Mini-Beck, daneben hockt Gitarrist Jack Dishel, der jede Antwort mit einer anderen Stimme gibt, sein Favorit heute: Bill Cosby. Dann Kimya Dawson, mit blaugefärbtem Wuschelkopf und jeder Menge seltsamen Tattoos auf den Armen, die alle einen eigenen Charakter haben und auch sprechen können, wie sie erklärt. Mir gegenüber sitzen schließlich Strictly Beats – Schlagzeuger und offenkundig Star-Wars-Fan -, Gitarrist Toby Goodschack, der lieber zeichnet als Interviews zu geben, sowie Bassist Steven Mertens, der eigentlich relativ normal wirkt. Alle sechs haben auch schon Soloplatten aufgenommen, von denen aber bisher nur Adams Greens selbstbetitelte und Kimya Dawsons „Um Sony That Sometimes I’m Mean“ erschienen sind. Dishel, Mertens und Strictly Beats spielen außerdem in der Band Stipplicon.

Die meisten von ihnen haben sich bei „open mike“-Sessions in New York kennengelernt. Dort spielten auch Joie/Dead Blonde Girlfriend – ein wuseliger Blauschopf, der sich für eine Mischung aus den Ramones und Bob Dylan hält und das Vorprogramm für die Moldy Peaches bestreitet, und Jeffrey Lewis, Comiczeichner und Songschreiber, der auch die untenstehende Illustration für das Album-Booklet gezeichnet hat.

Die Musik, die sie spielen, nennen sie Anti-Folk, und doch ist es eigentlich eher die Wiederauferstehung alter Folkideen. Die Texte sind stark im Alltag verwurzelt und bestehen aus aufgeschnappten Gesprächsfetzen, Albernheiten, aber auch der Thematisierung alltäglicher Probleme wie des Ausgeschlossenseins der Eckensteher. „Das stimmt“, beteuert Adam, „diese Anti-Folk-Bewegung gab mir zum ersten Mal das Gefühl, irgendwo dazu zu gehören.“ Die anderen nicken.

Live wirken die Moldy Peaches trotz der doch sehr ausgeprägten Einzelcharaktere sehr homogen. Der kindliche Lo-Fi-Charme des Albums geht in dieser fast rockigen Variante zwar ein bisschen verloren, doch das mindert den Spaß keineswegs. Die Sechs- alle äußerst skurril kostümiert – scheinen jedenfalls eine ziemlich gute Zeit zu haben, ohne sich allerdings bei all den Ideen, die auch hier förmlich aus ihnen herauszusprudeln scheinen, noch um das Publikum kümmern zu können.

Nach der ausgiebigen Europatour soll es direkt wieder ins Studio gehen. Wer das neue Album produzieren soll, steht noch nicht fest. John Peel hat sich angeboten, Albert Hammond von den Strokes zeigte Interesse. „Unser Problem ist momentan wirklich nicht, Songs zu schreiben, sondern eher, einen Produzenten auszuwählen“, grinst Kimya. Wie singen sie doch in „Steak for Chicken“: „We are not those kids/Sitting on the couch.“

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates