SEAN LENNON

Am Ende steht Sean Lennon auf der Bühne, bedankt sich bei den paar Handvoll Leuten, die ihn nach 40 Minuten Konzert wenigstens für eine Zugabe zurückgeklatscht haben, gießt sich, seinen Mitmusikern und auch jemand aus dem Publikum aus einer Flasche Rotwein ein, guckt sich um, hilflos, unentschlossen, wie verloren zwischen Kontinenten, und ist in seiner Enttäuschung tatsächlich ganz sympathisch. Dann schlurft Dumas Love, der die bis dahin meist unhörbaren Congas schlug, durch einen recht launischen, unauffällig begleiteten Ragga-Rap, Sean schüttelt ein versiert angespitztes Bluessolo aus der Gitarre, alle singen einen kleinen Poprefrain, und so kommt kurz vor Feierabend doch noch eine gute Nummer zusammen. Immerhin.

Der Rest? Stellen Sie sich einen DJ vor, der Songs von den Lemonheads auflegt, von Blur, Dexys Midnight Runners: Disco fürs Dorf. Das ist das Vorprogramm für Sean Lennon, der lieber keine Vorgruppe haben wollte und den an diesem Abend gerade mal so viele Leute sehen wollen wie Gläubige einen weniger beliebten Prediger in einer indischen Kleinstadt. Als der blondierte Eurasier auf die Bühne kommt, haben seine Bewegungen etwas Pflanzliches: „Kommt doch mal alle nach vorn, damit ich euch sehe“, schlägt er matt seiner Gemeinde vor, doch die steht leider schon ziemlich komplett direkt vor der Bühne, so daß man es fast verstehen könnte, als er murmelt: „This is so depressing.“

Fast. Nicht wirklich. Denn immerhin watet da die gelangweilteste Band der Welt durch dicken Soundschlamm, was nie schön anzuhören ist, weder bei den eigenen Stücken, die auf dem Album „Into The Sun“ doch ganz gut klangen, noch beim gnadenlos im Schulrockkapellengedröhn versenkten Beach Boys-Hit „God Only Knows“.

Es mag Entschuldigungen geben. Aber hier stand ein frustrierter Legendensohn, der es nicht verwand, daß so wenig Leute gekommen waren, der Abend schlapp war und er kein Held.

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