Sean „Diddy“ Combs: Vor dem Gericht wurde seine Familie übel beschimpft

Der Prozesstermin steht. Beginn im Mai 2025. Erster Schlagabtausch zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung

Das Drängen der Anwälte von Sean „Diddy“ Combs auf einen möglichst frühen Prozessbeginn hat ein Ende. Bei einer Anhörung im Gerichtskomplex in der Pearl Street von Manhattan haben sich alle Parteien auf einen Start am 5. Mai 2025 geeinigt.

Damit werden zwar die 70 Tage seit Inhaftierung nach dem „Speed Trial“-Verfahren deutlich überschritten. Doch angesichts der immer neuen Anklagepunkte gegen Combs war auch nicht mit einer Eröffnung des Verfahrens noch in diesem Jahr zu rechnen. Mittlerweile haben 120 mutmaßliche Opfer Klage eingereicht. Die Staatsanwaltschaft teilte zudem mit, dass Combs mit weiteren Anklagen konfrontiert werden könnte.

„Ich liebe dich, ich liebe dich“

Auf Kurzvideos der Boulevardzeitung „New York Post“ ist der immense Medienrummel vor dem Gebäude zu erkennen. Durch die Absperrgitter vorbei an den Kameras schlängelten sich am Donnerstag (10. Oktober) auch Combs Zwillingstöchter D´Lila und Jessie, beide 17, sowie Mutter Janice Combs. Insgesamt erschienen sechs seiner sieben Kinder, die der etwa 45-minütigen Vorverhandlung beiwohnten.

Laut der „Post“ gab Sean Combs seiner Mutter einen theatralischen Kuss mit den Worten „Ich liebe dich, ich liebe dich“. Der anstehende Prozess ist nun auf vier Wochen angesetzt. Laut Staatsanwaltschaft wird die Beweisvorlage und die Vernehmung der Zeugen drei Wochen in Anspruch nehmen.

Das Anwaltsteam, vertreten von Marc Agnifilo und Teny Geragos, beantragte eine Woche zur Verteidigung. Anwalt Agnifilio wiederholte seine Vorwürfe gegen die Behörden, vertrauliche Informationen aus der Anklageschrift bewusst „geleakt“ und somit Öffentlichkeit sowie die Geschworenen beeinflusst zu haben.

„Lügen“

Während die Familie vor dem New Yorker Gerichtsgebäude aus einer Menschentraube heraus beschimpft worden ist, verurteilte Combs Mutter noch einmal das „öffentliche Lynchen“ ihres Sohnes. Die erhobenen Anschuldigungen bezeichnete sie durchweg als „Lügen“.

Ein erster Schlagabtausch von Staatsanwältin Emily Johnson und Anwalt Agnifilos gab einen Vorgeschmack auf die Hauptverhandlung. Agnifilos wiederholte seine Behauptung, die Behörden wollten „einen erfolgreichen schwarzen Mann fertig machen wollen“. Laut Beobachtern nickte Combs bei dieser Aussage zustimmend.

Als schärfster Widersacher, neben der Staatsanwaltschaft, gilt der texanische Staranwalt Tony Buzbee, der nach einer Überprüfung von 3.800 eingegangenen Anschuldigen gegen Combs aktuell 120 Opferfälle vor Gericht vertritt. Von seinen Klienten, so Buzbee in US-Medien, sind darunter etwa genauso viele männlich wie weibliche Personen. Etwa ein Viertel der Opfer wären zur Tatzeit minderjährig gewesen. Das jüngste Opfer, das angeblich bei einer „Audition“ bei Bad Boy Records missbraucht worden sei, war damals neun Jahr alt.

Auch wenn bei diversen Fällen mittlerweile eine Verjährungsfrist eingetreten wäre, werde das Gericht laut seinen Erkenntnissen, eine große Mehrheit der Anklagen zulassen. Zudem beabsichtigen die mutmaßlichen Opfer zivilrechtliche Ansprüche in einem abgetrennten Verfahren geltend zu machen. Dabei geht es dann gegen Combs als Hauptbeschuldigten, aber auch diverse Mitangeklagte, also Kumpels und Zuschauer auf seinen Partys.

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