Scorpions: Neuer Text für „Wind of Change“ – für die Ukraine
Vor über 30 Jahren entstand der Überhit als Botschaft des Friedens. Der Krieg in der Ukraine lässt Sänger Klaus Meine verzweifeln
Die Scorpions starten durch. Anfang März erschien ihr Comeback-Album „Rock Believer“. Heute beginnt im Zappos Theatre ein dreitägiges Gastspiel im Show- und Spielermekka Las Vegas, das wiederum am 6. Mai von einer triumphalen Rückkehr in den New Yorker Madison Square Garden sowie einer großen Europa-Tour gekrönt wird. Ihren Überhit „Wind of Change“ aus Jahr 1991 haben die Hannoveraner dafür extra neu getextet.
„Dieser Song ist ein Aufruf zum Frieden, sagte Sänger Klaus Meine bei einer Vorabshow in Las Vegas am 26. März, „und ich denke, wir werden es heute Abend noch lauter singen.“ Die Band spielte „Wind of Change“ in einer nur leicht veränderten Variante, ohne expliziten Verweis auf Russland.
Die ursprüngliche Inspiration des Textes kam den Scorpions – zusammen mit dem Fall der Berliner Mauer – beim so genannten „Musikfriedens-Festival“ in Moskau im August 1989, als sie vor 100.000 Menschen im Lenin-Stadion auftraten.
Im Interview mit der Hardrock-Plattform „Loudwire“ räumte Klaus Meine (73) nun eine Reaktion auf die dramatisch veränderte Weltlage ein: „Bevor wir im März vorab wieder nach Las Vegas kamen, habe ich darüber nachgedacht, wie es wohl klingt, wenn wir ‚Wind of Change‘ so spielen, wie wir es so viele Jahre hindurch getan haben“, sagte er.
„Er passte so einfach nicht mehr in eine Zeit, in der dieser schreckliche Krieg in der Ukraine wütet. Wir können Russland nicht mehr mit Strophen wie ‚Follow the Moskva – Down to Gorky Park‘ romantisieren. Das geht nicht. Ich wollte ein Statement zur Unterstützung der Ukraine setzen. Jetzt beginnt der Song jetzt mit ‚Now listen to my heart – It says Ukraine, waiting for the wind to change.’“
Bis heute haben die Scorpions hunderttausende Fans in Russland, ihr Megakonzert zum Ende Sowjet-Ära gilt für viele als unvergessen. Von „Wind of Change“ gibt es sogar eine russische Textversion. „Es ist ein zentraler Song für die Geschichte der Band. Allein wegen des Hintergrunds und der späteren Bedeutung“, so Meine weiter. „Ich habe den Song geschrieben, als ich sehr inspiriert war von all dem, was wir damals in der Sowjetunion kommen sahen: Das Ende des Kalten Krieges, der Fall der Berliner Mauer. Ein Moment, in dem wir und die ganze Welt in eine friedliche Zukunft blicken konnten. Es ging darum zusammenzukommen, anstatt durch Kriege und Entfremdung getrennt zu sein.“
Meine gibt sich keinerlei Illusionen hin, dass die Scorpions die aktuelle Situation irgendwie beeinflussen könnten. Doch allein die Geschichte der Band verlangte ein starkes Statement: „Es gab viele tolle Momente mit großen Emotionen, die wir mit unseren Fans in Russland geteilt haben“, so Meine. „Doch hier geht es um das Regime. Und es gibt viele Menschen in Russland, die die Wahrheit einfach nicht kennen. Das ist einfach eine Tatsache, und es ist so traurig zu sehen, was vor sich geht und wie viele Menschen jeden Tag sterben. Es bricht einem das Herz. Es ist wirklich traurig.“