Scorpions, Lissabon, Convento Do Beato

Im Kloster darf nicht geraucht werden, und das Bier muss draußen bleiben. Die Scorpions treten hier auf, um ein Album namens „Acoustica“ aufzunehmen, das gar nicht akustisch klingen wird: Schlagzeug, Gitarren, Bass – alles plugged und bereit, loszubraten. Neben der Bühne gibt es Polsterreihen zum Sitzen. Eine Kollegin und ich nehmen Platz. Ein Ordner schreit sofort: .Jacke ausziehen! Hier wird gefilmt.“ Dabei ist für das visuelle Vergnügen der Herren schon gesorgt worden. In Portugal gibt es angeblich fast so viele Scorpions-Fans wie in Japan, aber vorsichtshalber hat man noch ein paar Dutzend Mädchen engagiert, die leichtbekleidet vor, neben und hinter der Bühne herumtanzen.

Die Girlies kreischen, als die Band auftaucht; die echten, älteren Fans jubeln. Gitarrist Matthias Jabs drückt seine Kippe schnell noch auf dem Teppich aus (Rock’n’Roll!), dann gibt es erst mal Klassiker. Vor „Holiday“ erzählt Klaus Meine, dass das ja der Lieblingssong aller Fans sei. Fast jeder seiner Sätze beginnt mit „I guess, you know…“ Zwischendurch heißt es „Thank you, Lisboa!“ und „There’s no one like you, Lisboa!“ Das neue Lied „When Love Kills Love“ klingt wie ein altes. Nur schlechter. Der Unterschied zwischen Konfektionsware wie dieser und Stücken wie „Always Somewhere“ ist so eklatant, dass er sogar den so selbstbewussten Scorps auffallen muss. Am deprimierendsten ist aber die Rückkehr der Mützen. Zum letzten, recht erfolglosen Album ,“Eye to Eye“ zeigten sie sich unbedeckt und sahen fast cool aus. Jetzt: Mützen, Haarteile, natürlich Lederhosen. Die Girlies tragen Cowboyhüte und singen „Tease Me Please Me“ mit. Es kommt noch schlimmer. Coverversionen. „Dust In The Wind“ von Kansas. „Love Of My Life“.

Jabs braucht jetzt eine Zigarette, Kloster hin oder her. Meine schaut auf den Teleprompter (nicht gerade Rock’n’Roll), singt aber immer noch perfekt. Ohne seine Stimme wären Scorpions-Konzerte längst unerträglich. Nach zweieinhalb Stunden und „Still Loving You“ fangen sie an, einiges noch mal zu spielen – aus Sorge um die Soundqualität. Die Fans schreien immer so laut.

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