Schwedens Liebling: Eagle-Eye Cherry
Der heißt tatsächlich so: Eagle-Eye Cherry. Denn sein Geburtsjahr ist 1968. Und weil irgendwie immer klar war, daß er irgendetwas mit „Entertainment“ zu tun haben würde, sah der Sohn von Don und Bruder von Neneh auch nie die Notwendigkeit, sich „bürgerlich“ umzubenennen. Er wuchs in einem südschwedischen Landhaus und in Brooklyn auf, besuchte eine Schauspielschule und verdingte sich als Heißsporn mit Dreadlocks beim Theater, in Werbespots, gar in der „Cosby Show“. „Es war gut, etwas zu haben, das nichts mit der Familie verbindet“, so der 29jährige. Noch in New York nahm er erste Heim-Demos auf. Mehr als die Legende des Vaters war es aber der skeptisch beäugte Erfolg seiner Schwester, der ihn zögern ließ. Zurück in Schweden „konnte ich warten, bis ich musikalisch und emotional soweit war“.
Dieser Zeitpunkt kam mit dem Tod des Vaters 1995; dessen Song „Desireless“ beschließt auch sein ebenso betiteltes Debüt. „Es war höchste Zeit für mich, es zu tun. Denn Du weißt ja nie, wann Schluß für Dich selbst ist.“ Den „melancholischen Vibe“ des Albums erklärt Cherry Jr. mit „Stockholm im Winter“, was auch mit Texten harmoniert, die pures New York sind. „Ich mußte da raus, brauchte eine andere Perspektive. New York ist zu intensiv. Nach einiger Zeit schaltest du ab und lebst in deiner Blase. Da könntest du über eine Leiche stolpern, ohne daß es dich stört Erst in Stockholm konnte ich dann alles verarbeiten, die Gefühle kamen zurück.“ Nicht nur das: In Skandinavien avancierte Eagle-Eye Cherry zum Platin-Star. In der Stockholmer Universität stehen die Backfische hüftwackelnd auf ihren Stühlen, als er seinen Hit „Save Tonight“ vorträgt – thematisch ein rarer Lichtblick auf einer Platte, die akustisch-reduziert und gefallig rockend um ermattete Liebe, gefallene Väter, verlorene Rauschgiftengel und quälende Schuld kreist. Aber wenn das außerhalb Schwedens nicht funktioniert, so Cherry, „wird es nicht das Ende der Welt sein“.