Schweden? Namibia?
Egal, wohin Sie in diesem Sommer verreisen, diese drei Krimis sollten Sie auf jeden Fall im Gepäck haben.
Als seine ersten Romane Ende der 90er-Jahre in der kleinen Berliner „edition q“ erschienen, ahnte wohl niemand, dass er einmal zum ungekrönten König des Schwedenkrimis werden sollte: Henning Mankell, der Erfinder des knorrigen, zwischen Diabetes, einer großen unerfüllten Liebe und verstümmelten Leichen lavierenden Ystader Kommissars Kurt Wallander. Mit „Der Feind im Schatten“, einem furiosen kriminalistischen Decrescendo, entlässt Mankell sein Alter Ego nach zehn Bänden nicht nur aus dem Alltag des professionellen Fährtenlesers, nein: Wallander, der mit den blutigen Ereignissen um den „Mann, der lächelte“ 1993 zu einer Erfolgsgeschichte ohnegleichen ansetzte, verliert sich in diesem dunklen epischen Schlussstück in jenem undurchdringlichen Dickicht, für welches die moderne Medizin den Begriff „Alzheimer“ bereit hält. Und so wird sein letzter Fall, in welchem er Licht in ein gesamtschwedisches politisch-militärisches Drama bringt, zum großen Vermächtnis, zum Abschied, zum finalen Gang in ein unauflösliches Dunkel, aus dem es keine Rückkehr geben kann.
Vor diesem Hintergrund erscheint der nunmehr zehnte Kriminalroman des gebürtigen Augsburgers Bernhard Jaumann geradezu gleißend hell. Denn sein Thriller „Die Stunde des Schakals“ entführt uns ins hitzeflirrende Namibia, wo ein todkranker Killer auf jene Jagd macht, die einst verantwortlich waren für den Tod des SWAPO-Anwalts Anton Lubowski. Männer aus Pretoria, die einer nach dem anderen ins Gras beißen müssen. Und so ist es an der jungen, wenig erfahrenen Kommissarin Clemencia Garises, dem bereits vom Tod gezeichneten Killer das Handwerk zu legen. Jaumann, der seit einiger Zeit seine Zelte in Namibia aufgeschlagen hat, hat sich bei seiner Recherche tief in die namibische Historie vorgearbeitet, den authentischen Fall aus dem Jahr 1989 aufgegriffen – und eine rasante Thrillerhandlung daraus gemacht.
Wem dagegen der Sinn nach einem coolen Verschnitt aus Chandler und Charles Willeford steht, für den ist Michael Harveys Roman „Preis der Schuld“ ein absolutes Muss. Denn Harvey legt mit seinem Debüt ein Stück Kriminalliteratur vor, das sich in der Tat liest, als hätte der Erfinder von Philip Marlowe noch einmal im Jenseits in die Tasten gegriffen. Entrollt wird die Geschichte des irischstämmigen Privatdetektivs Michael Kelly, der eine neun Jahre zurück liegende Vergewaltigung untersucht. Mit den Worten „Man wird zwar nicht reich dabei, und viel Spaß macht es einem auch nicht, man wird zusammengeschlagen und es wird auf einen geschossen“, umschrieb dereinst Phil Marlowe sein tägliches Geschäft. Kelly hat’s verstanden – und etwas ganz Besonderes draus gemacht! peter henning