Schrubben vor der großen Extase
Wo die Techno-Revolution eine Heimat fand: Vor 20 Jahren wurde in Berlin der Tresor eröffnet.
In den alten, verrosteten Schließfächern des Tresors des zerbombten Kaufhauses Wertheim in Berlin lagerte für eine ganze Generation das pure Glück: Der neue Sound, die Euphorie des Aufbruchs, die beflügelnde Macht des Dancefloors und der gemeinsamen Illusionen – nirgendwo wurde das intensiver und besser auf den Punkt gebracht als im gleichnamigen Club an der Leipziger Straße. Hier fand auch die echte Wiedervereinigung zuerst statt. Aussehen, Herkunft, Ossi, Wessi – egal, nur der Wille zum Mitmachen zählte. Durch Zufall hatte Techno-Pionier Dimitri Hegemann mit Freunden die alten Gemäuer auf früherem DDR-Gebiet entdeckt, viele halfen, die Räume für die Eröffnung am 13. März 1991 fertigzustellen, Rost musste beseitigt, Toiletten eingebaut werden, wenn Wasser fehlte, wurde kurzerhand draußen ein Hydrant angezapft. Das störte keinen, die Behörden hatten Wichtigeres zu tun, es war die Zeit der fröhlichen Anarchie der Vereinigung. Dank Hegemann kamen bald schon die DJ-Größen der Detroiter Szene: Jeff Mills, Juan Atkins, Blake Baxter. Der Tresor war der Maßstab für alles. Legendär wurden auch die Sven-Väth-Gigs im Tresor-Park nach der Loveparade. Oben im „Globus“ regierte House, unten in der „Stahlkammer“ floss das Kondenswasser in Strömen von der Decke, Feuerzeuge gingen wegen Sauerstoffmangels aus, die Hosenbeine flatterten im Schallgewitter. Diese Lautstärke war das Minimum und wurde – nach DJ Tanith – „1T“ genannt. Am 14. April 2005 musste der mittlerweile weltbekannte Club Neubauten weichen, seitdem residiert er in einem alten Kraftwerk in Mitte. In der Geburtstagswoche vom 13. März heißt es dort jetzt wieder: Tresor never sleeps.