Scherben zum Frühstück
Absturzgefährdete Melancholie mit Songwriter Julian Heidenreich
Die Girls tuscheln schon. Wie lange Julian Heidenreich braucht, um seine Haare so hinzuwuscheln, daß er verwegen und verloren gleichzeitig aussieht? Coldplay, Keane, das sind so professionell gekämmte Jungs, mit denen kann man niemals abstürzen – aber Julian, 24, der tanzt an der Bruchkante, singt genauso schön und traurig, hat eine Band mit Klavier, aber er schläft auf Sandpapier und hat Scherben im Drink. Seine Platte „The Secular Proof“ ist ein schwarzes, naja:
herbstgraues Loch mit Edelmarzipan am Rand.
Weil Heidenreich aus München kommt, mußte das irgendwann auch Classic-Rock-Kapellmeister Leslie Mandoki merken. Der Junge spielte damals noch in seiner Grunge-Band Rotamind. „Mandoki hat gefragt, ob wir nicht deutsch singen wollen, und hat Songs geschickt. Er war sehr überrascht, als wir abgelehnt haben.“ Julian Heidenreich hat die Lieder dann wiedergehört, auf der nächsten Platte von Gil Ofarim.
Eine Geigen-Karriere, mit vier begonnen, mit 20 abgebrochen. Dann Grunge im Flanellhemd: „Wenn das ein Mythos war, sind wir drauf reingefallen.“ Als Rotamind an einem der üblichen halbgaren Major-Deals scheiterten, fragte der Produzent, ob Julian nicht mal „eine ruhige Platte“ machen wolle – bald fand er sich im Vorprogramm der Heather-Nova-Tour wieder. „Für mich ist Melancholie ein schöner Zustand“, sagt Heidenreich. Nicht nur für ihn, wenn er so weitersingt.