Wer oder was ist Scaramouche? Lyrics-Geheimnisse endlich erklärt
Lyrics werden in großen Hits nicht selten zur Nebensache. ROLLING STONE hat genauer hingeschaut
Die folgenden Klassiker hat man schon rauf und runter gehört. Auch wenn man die Lyrics kennt, bleiben trotzdem eine Menge Fragen. ROLLING STONE ist einigen besonders auffälligen Beispielen seltsamer Referenzen auf den Grund gegangen.
„You’re So Vain“ – Carly Simon
„„You had one eye in the mirror as you watched yourself gavotte.““
Die Gavotte ist ein französischer Volkstanz, der insbesondere im späten 16. Jahrhundert populär war. Er war majestätisch und etwas angeberisch. Ganz so wie man sich ein prachtvolles Bankett am königlichen Hof jener Zeit vorstellt. Carly Simon erzählte in Interviews, dass sie beim Schreiben des Songs ein Auftreten für die Hauptfigur im Kopf hatte, das genau diesem Vorbild nachkam. Eine Hand erhoben, die andere auf der Hüfte – trés elegant!
„The Joker“ – Steve Miller Band
„„Some people call me Maurice, ‘cause I speak of the pompatus of love.““
„Pompatus“ ist in der Tat ein erfundenes Wort, aber Steve Miller ist nicht direkt derjenige, dem diese Erfindung zuzuschreiben ist. Er gab zu, dass er vor vielen Jahren von einem Doo-Wop-Hit namens „The Letter“ der Medaillons aus dem Jahr 1954 beeinflusst wurde. Der von Vernon Green geschriebene Song enthält die Zeile „Oh my darling, let me whisper sweet words of pizmotality and discuss the puppetutes of love.“
Laut Green hatte er das Wort „puppetutes“ erfunden, um eine Fantasie-Papierpuppe oder ein marionettenartiges Mädchen zu beschreiben. Steve Miller änderte „puppetutes“ kurzerhand in „pompatus“. Auch „pizmotality“ ist eine Erfindung Vernon Greens. Es beschreibt Wörter, die so geheim sind, dass sie nur einem oder einer Geliebten gesagt werden können.
„Down Under“ – Men At Work
„„Traveling in a fried-out Kombi“ … “He just smiled and gave me a vegemite sandwich“ … „Where beer does flow and men chunder““
Dieser Song ist voll von australischem Slang, was diverse Zeilen für Bewohner der nördlichen Hemisphere schwer verständlich werden lässt. Ein „Kombi“ ist im Land der Kängurus und Koalas die Bezeichnung für einen VW T2. Dem großen Ladevolumen des mittlerweile zum Klischee gewordenen Kleinbusses sei Dank. Die Amerikaner kennen ihn besser als VW Microbus.
Vegemite ist ein australischer Brotaufstrich – eine Mischung aus Bierhefe, Gemüse, Weizen und verschiedenen Gewürzen. Was untrainierten Gaumen wie eine Ausgeburt der Hölle vorkommen mag, erfreut sich in der ehemaligen britischen Kolonie größter Beliebtheit. Auch die Neuseeländer schwören auf die dunkelbraune Paste.
„Chunder“ ist auch deutlich einfacher als es der Name zunächst vermuten lässt. Es bedeutet nichts anderes als sich zu übergeben.
„Surfin‘ USA “ – The Beach Boys
„„You’d see ‚em wearin‘ their baggies, Huarache sandals, too““
„Baggies“ waren die Badehosen im Boxer-Stil, die von den Surfern an der amerikanischen Westküste gegenüber dem traditionellen Speedo-Modell mit Passform bevorzugt wurden. Der zusätzliche Stoff half zu verhindern, dass Surfbrettwachs Haare an den Oberschenkeln äußerst schmerzhaft ausriss, wenn der Surfer von einer sitzenden in eine stehende Position wechselte. „Huarache“ ist eine Art gewebte Ledersandale, die eher einem Schuh als einer Sandale ähnelt.
„Jailhouse Rock“ – Elvis Presley
„„The whole rhythm section was the Purple Gang““
Dank der Nähe zum kanadischen Windsor war Detroit während der Prohibition in den USA eine wichtige Station auf der „Booze-Railroad“, den Schmuggelwegen des begehrten Alkohols. Spirituosen, Bier und allerlei andere alkoholischen Getränke, die in Kanada legal waren, wurden über die Ambassador Bridge geschmuggelt oder sogar im Winter in Autos über den gefrorenen Detroit River gefahren. In der Regel landete er dann in den Händen der berüchtigten Purple Gang.
Was Al Capone und seine Bande für Chicago waren, war Sammie Cohen, die Brüder Bernstein und der Rest der Purple Gang für Detroit. Die Bande begann als „Pipeline“ für kanadischen Whiskey in Richtung Capone, bevor sie sich mit ihm anlegten und ein blutiger Revierkampf entbrannte.
„Hotel California“ – The Eagles
„„Warm smell of colitas rising up through the air““
Laut dem damaligen Manager der Eagles wurde „colitas“ Don Henley und Glenn Frey von ihrem mexikanisch-amerikanischen Tourmanager als „kleine Knospen“, also als spanischer Slang für Marihuana erklärt.
„Bohemian Rhapsody“ – Queen
„„Scaramouche, Scaramouche, will you do the fandango?“ … „Bismillah! No!““
Scaramouche ist eine traditionelle Clown-Figur, die in der italienischen Commedia dell’arte auftaucht. Er ist ein immer wiederkehrender Charakter in Kasperletheatern. In den Aufführungen wird ihm im Regelfall der Kopf vom Rest des Körpers abgeschlagen. Der Fandango ist ein lebendiger Paartanz aus Spanien, der meist von Gitarren, Händeklatschen und Kastagnetten begleitet wird. Besonders Populär war er im 18. Jahrhundert.
„Bismillah“ ist ein arabisches Wort, das „im Namen Gottes“ bedeutet. Es wird zu Beginn fast jeden Kapitels im Koran verwendet.
„I’m Gonna Be (500 Miles)“ – The Proclaimers
„„And if I haver, yeah I know I’m gonna be, I’m gonna be the man who’s havering to you““
Dank der ausgeprägten schottischen Akzente von Charlie und Craig Reid klingt „haver“ eigentlich eher wie „heaver“, was in nordenglischen Dialekten wiederum ein Slang-Wort ist, das „sich übergeben“ bedeutet. Ebenso wie die Australier scheinen auch die Briten erfinderisch zu sein, was die Beschreibungen für einen unruhigen Magen angeht. „Haver“ hingegen ist in Schottland und Nord-England eine übliches Verb, das mit „Unsinn brabbeln“ zu übersetzen ist.