Satisfaction – Rolling Stones
Seit Jahrzehnten behauptet Keith Richards eifrig,dass ihm dieses Riff, das Riff der sechziger Jahre schlechthin, in der Nacht des 5. Mai 1965 in einem Hotelzimmer in Clearwater, Florida, im Traum eingefallen sei. Er nahm es schlaftrunken auf einen bereitstehenden Rekorder auf. Was immer an dieser Story wahr sein mag, Fakt ist, dass diese kurze Tonfolge ihren direkten Weg mitten in das Unterbewusstsein der weltweiten Popgemeinde fand und den Song damit zu einer der unsterblichen Hymnen jener Epoche machte. „Satisfaction“ definierte die Rolle der Stones als Sturmtrupp der Sixties-Revolte für alle Zeiten. Interessanterweise sah Keith die Nummer zunächst eher als Folkballade mit Countrytouch, von ihrer Singletauglichkeit war er keineswegs überzeugt. Die Aufnahme, nach ersten Versuchen in Chicagos Chess Studios letztlich in den RCA Studios in Hollywood entstanden, konnte die Vorgänger-Single „The Last Time“ locker toppen.Vor allem dank des von Maestro neu entwickelten, spektakulären Fuzz-Effektes, den Richards für die simple Drei-Noten-Folge einsetzte. Das aggressive Riff sagte alles. Im Radio schnitt die Fuzzgitarre durch den üblichen Schlagerklangbrei hindurch wie ein Messer durch die in der Sonne stehende Butter. Metallisch, schrill, ätzend. Und der fette, wuchtig treibende Beat, den Charlie auf seinem Schlagzeug hämmerte, war für damalige Verhältnisse geradezu sensationell. Mindestens genauso wichtig aber waren die renitenten „Leckt-mich-doch-alle“-Lyrics, die Mick Jagger beisteuerte. Mit ein paar lakonisch hingeworfenen Zeilen, die vor sexuellen Untertönen nur so strotzten, skizzierte Jagger Konsumwahn, hohle Poserei und eine latente Unzufriedenheit, mit der sich die Kids identifizieren konnten. Und der berühmte Slogan „I can’t get no satisfaction“? Richards: „Es war nur ein Riff. Ich schrieb dazu ‚I can’t get no satisfaction‘. Genauso gut hätte ich aber auch schreiben können: ‚Auntie Millie’s caught her left tit in the mangle'“. Nun ja, der Song wäre wohl weniger erfolgreich gewesen. So aber wurde er zum Welthit, nach dem auch für die Stones nichts mehr war wie zuvor. Sie waren nun die Rockband schlechthin, weltweit. Egal ob in Australien, auf Hawaii, in Griechenland oder Ostberlin – jeder kannte „Satisfaction“. Ironie am Rande: Das Erste was sich Keith von den Tantiemen dieser „quasi marxistischen Konsumkritik“ (so der Kritiker Robert Palmer) kaufte, war ein Bentley S3 Continental.