Saints-Boß Chris Bailey hat die Band reaktiviert
Zwanzigjahre Punk? Kein Grund zum Feiern, meint Chris Bailey, einstmals mit den Saints („I’m Stranded“) Australiens Exportartikel No 1. Aber gewiß einer zum Lachen. „Wir waren ohnehin Außenseiter, schon vom Styling her. Und heute ist Punk – ehemals vermeintlich eine lebensbedrohliche Geschichte – fast schon wie Schlager (lacht). Die Sex Pistols-Tour war doch wirklich lustig und gewiß ein Marketing-Phänomen. Sie haben vor 20 Jahren eine Platte gemacht, touren jetzt mit dieser einen Platte und jetzt gibt’s auch noch eine Live-Version dieser einen Platte! Das ist doch brillant!“
Neue Saints-Platten gab es bis vor kurzem leider nicht zu kaufen: Ein Rechtsstreit zwischen mehreren US-Labels legte die Band vier Jahre auf Eis. „Howling“, das aktuelle Werk in wieder neuer Besetzung, deutet schon im Titel die Trotzreaktion auf die letzten Bailey-Solostücke wie „54 Days At Sea “ an. „Das war doch alles sehr folky und Hi-Fi. Ich hatte mich quasi zu Tode akustikt. Also war mir mal wieder nach Schreien zumute. Und bevor ich dafür eine neue Band aufmache, mach ich das dann doch lieber mit der Band, in der ich schon mein ganzes Leben lang war.“
Bailey, inzwischen durchaus „content with my discontent“, pendelt heute zwischen London und Süd-Schweden, dessen Einöde eine prima Entschuldigung ist, um am ersten Roman („a crummy detective book“) zu schreiben. Für seine alte Heimat besitzt er nicht mal mehr die Daueraufenthaltsberechtigung, nachdem er die Frist für die Verlängerung verpennte. Was ihn nicht davon abhielt, sich zwischendurch für die australische Ausgabe dieses Magazins als Musikjournalist zu versuchen: Bailey schrieb eine Cover-Story über den von allerlei Skandälchen arg gebeutelten Kollegen Jimmy Barnes.