Rückkehr eines Traumduos
Elf Jahre lang hatten McLennan/Forster ihre Band The Go-Betweens auf Eis gelegt. Mit neuem Elan und Album wagen die Australier den Neustart
In diesem Fall kann man es wirklich nicht anders ausdrücken: Eine Gitarrenpop-Legende kehrt zurück. Elf Jahre nach dem letzten gemeinsamen Lebenszeichen „16 Lovers Lane“ und mehr als zwei Dekaden nach Gründung der Go-Betweens im Jahr 1978 sind die beiden Australier Grant McLennan und Robert Forster nun wieder da, um mit ihrem vortrefflichen neuen und siebten Studio-Album „The Friends Of Rachel Worth „das Feld von hinten aufzurollen.
„Rachel Worth ist keine wirklich existierende Person. Eher eine enigmatische Phrase oder eine Idee, die zu etwas anregen soll“, erklärt Grant McLennan den Albumtitel, „einige Fans haben bereits im Internet nach diesem Namen gesucht, und sogar eine Rachel Worth gefunden – eine Porno-Produzentin.“ Beinahe ebenso skurril wie diese Anekdote ist die Tatsache, dass weder Elliott Smith, noch Pavement-Sänger Steve Malkmus an „The Friends Of Rachel Worth“
beteiligt waren, obwohl diesbezüglich zahlreiche Gerüchte kursierten. „Elliott hat mir nur eine Gitarre geliehen. Und Steve, der zufällig vor uns im selben Studio war, ließ einen Verstärker hier stehen. Doch dafür sind Sleater-Kinney definitiv auf der Platte zu hören.“
In jedem Fall sind die Songs der Go-Betweens im Jahre 2000 so perfekt ausgearbeitet, ziseliert und poliert, dass man glauben könnte, man habe es mit einem Holzschnitt zu tun. Die immer leicht düster-romantische Atmosphäre von solch Go-Betweens-Klassikern der Achtziger wie „Draining The Pool For You“ oder „The House That Jack Kerouac Built“ scheint hingegen der Vergangenheit anzugehören. Und dennoch ist „Orpheus Beach“ wohl einer der traurigsten Songs, die Grant McLennan jemals für die Go-Betweens geschrieben hat Auch Robert Forster, der, mit einer deutschen Frau verheiratet, seit nunmehr vier Jahren in Regensburg residiert, hat eine dezidierte Meinung zur Relevanz der Go-Betweens in Zeiten von Limp Bizkit und Kid Rock: „Die Mehrheit der Leute, die zu unseren Shows kommen, ist immer noch ziemlich jung. Und ich bin auch noch weiterhin der Meinung, dass Grant und ich große Popstars sein könnten, denn wir machen ja nun keinen Avantgarde-Jazz, sondern spielen verständliche, melodische Popsongs. Wenn die Rolling Stones, Bon Jovi oder Metallica ein Album mit unseren Songs aufnehmen würden, wären sie damit sicherlich erfolgreich. Doch wir standen eben nie bei Sony oder Warner unter Vertrag.“
Der in all den Jahren mehr oder weniger ausbleibende kommerzielle Erfolg des Duos könnte ein Grund dafür gewesen sein, warum sich die Wege der beiden so gegensätzlichen Songwriter (die in der Regel jeweils die Hälfte der Songs eines Go-Betweens-Albums beisteuerten) 1989 für gut zehn Jahre trennten. Die Go-Betweens waren, so schien es, erledigt. Es folgten je vier Soloalben von Forster und McLennan.
Letzterer versucht zu präzisieren: „Es gab damals keinen Streit zwischen uns. Es war halt nur so, dass wir uns in den ersten zehn Jahren Go-Betweens in einer irgendwie irrealen Welt befanden und keine Zeit hatten, wirklich erwachsen zu werden. Außerdem war die Band für alle Beteiligten eher zu einer großen Anstrengung geworden. Wir hatten das Touren satt, wir verkauften nicht viel, wir waren nicht auf dem Cover von „Smash Hits“, und wir hingen auch nicht mit Michael Jackson rum. Es war also an der Zeit, endlich erwachsen zu werden.“
Es besteht kein Zweifel daran, dass dies McLennan und Forster, die mittlerweile beide um die 40 sind, gelungen ist. Und so findet sich auf „The Friends Of Rachel Worth“ neben einem Song über Patti Smith („When She Sang About Angels“) mit „Surfing Magazines“ auch eine anrührende Hommage an die Zeitschriften, die Robert Foster sowohl in der Jugend als auch als Enddreißiger die Flucht aus dem Alltag ermöglichten. Sei es im sonnigen Brisbane oder im winterlichen Regensburg.