Rückblick: Hurricane 2013: alle Fotos, alle Berichte, alle TV-Termine, alle Videos
Was wollt ihr mehr? Dies ist unsere Themenseite zum Hurricane-Festival 2013.
Freitag: Das Festivalgelände ist Mousse. Donnerstag Nacht hatte ein rabiates Unwetter den Boden bereits derart aufgeschwemmt, dass der nun fallende Regen Schichten noch oben brodelt, die man sonst nur aus geologischen Sediments-Grafiken kennt.
Kurz vorm Auftritt der Shout Out Louds scheint dann auf einmal mit überraschender Vehemenz die Sonne, seltsam, aber nicht verwunderlich – ein starker Wind ändert das Wetter und Klima im Minutentakt. Von irgendwoher wehen Seifenblasen über das wartende Publikum, vor ein paar Minuten wären die noch von schweren Regentropfen zerschossen worden, jetzt dürfen sie glänzen und schimmern. Auch die Band fühlt sich von den höheren Mächten geehrt und spielt energetisch auf. Sänger Adam Olenius ist verblüfft, als das Publikum ihm die Refrains vor der Nase wegsingt – er lässt es lächelnd geschehen. Der erste Festivalmoment im Sinne von Mutter Woodstock: „Let The Love flow.“
In der beginnenden Abenddämmerung versöhnt dann ein großer Regenbogen die Festival-Besucher mit den vielen Schietwetter-Stunden. Als Foto wird es simultan via Facebook und Twitter um die Welt gehen. Ein Festival zu besuchen heißt ja auch vor allem Erinnerungen teilen.
Samstag: Die Vermutung liegt nahe, dass Deichkind auf Festivals gerade deshalb so gut funktionieren, weil bei ihnen die im Suff ersonnenen Schnapsideen bei einer High-Tech-Firma in Auftrag gegeben, die Ausmaße eines Andrew-Lloyd-Webber-Musicals annehmen dürfen. Das ist Big-Time-Quatsch, Holiday on Ice (die Droge), LOL-Cats und LED-Light-Express in einem. Auch hat das zum ungelenken Show-Orchester angewachsene Kollektiv ihre Mülltüten-Couture offenbar mal wieder an den heißesten Trends der Festival-Druffies orientiert. Oder lief das umgekehrt? Eigentlich egal ob Huhn oder Ei, hier gilt: Hauptsache befruchtet und voll.
Die Menge feiert die Deichkinder trotz Regen trotz Schlamm trotz schwächelndem Bass und lässt zu den Elektro-Brettern noch einmal so richtig die Gummistiefel schmatzen. Sogar ein Medley der alten Hits aus HipHop-Tagen wird abgeliefert, Ferris MCs „Reimemonster“ inklusive. Das Bild, das nach dem Abmarsch der Massen im letzten Licht zurück bleibt, erzählt Geschichten von verhängnisvoller Schönheit: Konfetti im Schlamm ist wie Blut im Schnee.
Sonntag: Es bleibt fast trocken am dritten Tag des Hurricane-Festivals und immer wieder scheint auch die Sonne durch die imposante Wolkendecke über Scheeßel. Der Festivalboden riecht, als würde er gären, und auf den Campingplätzen haben viele bereits ihre Sachen gepackt. Nach vier Tagen kristallisieren sich unter den dort nach wie vor Non-Stop trinkenden wilden Männern möglicherweise bald die ersten Rädelsführer heraus, da will man nicht mehr unbedingt dabei sein. Denn wie konnte man schon auf dem Rammstein-T-Shirt am offiziellen Merchandise-Stand lesen: „Manche führen, Manche folgen“.
Es ist gerade noch hell als die Queens Of The Stone Age die Mainstage betreten, am Sonntag beginnen die Headliner bereits um 22:00 Uhr. Die Weiten sind bereits etwas ausgedünnt, vor der Bühne aber staut sich das Publikum um jene Band zu sehen, die eben erst mit dem Album „..Like Clockwork“ einen echten Rohdiamanten abgeliefert hat. Josh Homme ist cool wie immer, selbst bei Mitsing-Spielchen und selbst bei der Ansage, dass man doch bitte mal ein Auge auf die „wundervolle Nacht“ und den riesigen leuchtenden Mond werfen solle. Alte Hits und neues Album halten sich die Waage, auch wenn die neuen Songs wohl zu verschachtelt und introspektiv sind um sich zu wirklichen Festival-Bangern zu entwickeln. Als ein Ordner ein Mädchen auffordert von der Schulter ihres Begleiters zu steigen, fordert Homme seinerseits die Security auf, sie in Ruhe zu lassen. Jeder soll bei seinem Auftritt machen können was er will, ja mehr noch: „Let’s Tear This Fucking Place Apart!“. Kurz darauf sieht man plötzlich unzählige Menschen auf den Schultern ihrer Freunde aus der Menge ragen. Selbst das mit Platzverweis geächtete Crowdsurfen fürchtet plötzlich keiner mehr, warum auch, das Festival ist ja fast vorbei.
Dazu donnern Gitarre und Schlagzeug so virtuos wie laut in den Nachthimmel und die letzten übriggebliebenen Klopapierrollen segeln Richtung Bühne – eine letzte Portion Anarchie in einem gelungenen, straff organisierten Festival.
Auf dieser Seite seht ihr sämtliche Artikel zum Hurricane-Festival 2013:
1. alle Tagesberichte
2. alle Fotos
3. alle Bilder unserer Aktion: DU auf dem Hurricane
3. alle TV-Termine
4. alle Videos von unserer Hurricam
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