RTL hat zugelangt und mit Dune einen astronomisch teuren Dreiteiler drehen lassen, der inhaltlich gerade mal Soap-Niveau erreicht
Wenn man zu viel deutsches Fernsehen sieht, schläft man oft ein und wird flugs in die Albtraumabteilung befördert. Dort überraschen einen dann Meister-Autorinnen wie Hedwig Courths-Mahler und Rosamunde Pilcher mit der gemeinsamen Botschaft, umgehend in die Produktion von Science-Fiction-Filmen einsteigen und mal ein echt großes Ding durchziehen zu wollen. So eins mit süßlichem Kitschquarkgequatsche und wirren Wendungen, mit ein bisschen Liebesglück und jeder Menge drohendem Unheil. Das Ganze möchten sie gerne auf einem fernen Planeten in ferner Zeit in Szene gesetzt wissen, natürlich mit Bildern voller visueller Herrlichkeit. Man wacht dann irgendwann schweißgebadet auf, und bevor man es schafft, Augen reibend die böse Vision aus dem Körper zu verscheuchen, klingelt der Postbote und überreicht einem eine mit freundlichen Grüßen von RTL ausgesandte Kassette. Drauf ist ein Film, der auf seine besondere Art all das wahr macht, was man gerade geträumt hat: „Dune – Die Trilogie“.
Wenn ein deutscher Privatsender für drei Fernsehspiel-Termine statt der sonst üblichen 4,5 Millionen Euro über 20 Millionen springen lässt, dann lohnt es, das Projekt einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu prüfen ist, ob in der Bilanz den immensen Kosten auch ein angemessenes Ergebnis gegenübersteht. Schließlich verwundert es schon, dass ausgerechnet dort, wo sonst Gerichtsshows und Reality-Dokus für Taschengeldbeträge von unter 1000 Euro pro Minute produziert werden, auf einmal die Opulenz ausgebrochen ist.
Der Stolz, mit dem RTL für „Dune“ wirbt, speist sich natürlich aus dem Bewusstsein, nun Stoff für richtig großes Eventfernsehen parat zu haben. An drei Tagen im November (9., 11. und 13, jeweils 20.15 Uhr) soll die Fernseh-Nation mehrheitlich auf den vom Autor Frank Herbert geschaffenen Wüstenplaneten Dune gelockt werden, also in genau den Sand, in den schon 1984 Regisseur David Lynch mit Sting und Kyle MacLachlan rund 45 Millionen Dollar gesetzt hatte.
Offenbar ging auch danach eine gewissen Faszination von der in sechs Bänden niedergelegten Herbert-Saga aus, und der in den weltweit zwölf Millionen Mal verkauften Büchern enthaltene Stoff schrie wohl danach, weiter gesponnen zu werden. So erwarb Producer Richard P. Rubinstein im Jahre 1996 die Fernsehrechte und engagierte John Harrison als Drehbuchautor. Im Jahr 2000 entstand in Prag eine erste Trilogie, der nun die zweite folgt. Wieder wurde in Prag gedreht. Vier Monate dauerte es, bis alle Bilder mit Susan Sarandon, Alec Newman und Steven BerkoffaufHigh-Definition-Film gebannt waren. Ein gigantisches Projekt, bei dem sich RTL wieder einmal an eine Produktion der Feder führenden US-Firma Hallmark Entertainment angehängt hat. Nun Hegt das Ergebnis vor und die Nachricht, dass die visual effects im September mit dem US-Fernsehpreis Emmy prämiert wurden.
In der Tat zeichnen genau jene Bilder die Reihe aus, die aus dem digitalen Bauch eines potenten Computers stammen. Es sind die Aufnahmen einer weitläufigen Wüstenstadt und eines fiesen Wurmriesen, die auf die Preiskategorie hinweisen. Es sind indes zu wenige Szenen, um darüber hinwegzutäuschen, dass die im Amerikanischen als „Children Of Dune“ betitelte Angelegenheit weitgehend ein Kammerspiel bleibt. Mit wallenden Tüchern und exzellent gesetztem Licht wird hier kaschiert, dass man immer nur so viel sieht, wie eine eng fokussierende Kamera erfassen kann. Man riecht förmlich, dass direkt neben dem Bildschirmrand die Kulisse aufhört. Dazu hat Regisseur Greg Yaitanes die Mehrzahl der Szenen goldbraun rösten lassen, um den Hauch der Wüste auch visuell umzusetzen. Doch in der gelegentlichen Opulenz der Bilder erschöpft sich der Qualitätsvorrat der Trilogie völlig. Der Rest ist eine konfuse Story um den in ferner Zukunft als Messias verehrten Paul Atreides, der das Imperium vom bösen Herrscher befreit hat, sich nun aber etlichen Neidern ausgesetzt sieht. Alle wollen das Leben und Energie spendende „Spiee“, einen Stoff, den die riesigen Würmer absondern. Ein bisschen Spiee hätte Schauspielern und Dialogen wenig geschadet. Hölzern stapfen erstere durch die Kulissen und sondern dazu Sätze ab, die vor lauter Pathos nie die Kurve kriegen. Wer schon aus der jüngsten Star-Wars-Folge geflohen ist, weil er die aufgeplusterte Wortwahl nicht mehr ertragen konnte, wird auch hier richtig kräftig leiden.
Bleibt also die Frage, wer hier wen in die Wüste schicken wird. Der Sender seine Zuschauer oder eben diese den Sender, weil sie die aufgeblasenen Sandkastenspiele einfach nicht mitmachen und massenhaft abschalten.