Rosalía im ROLLING STONE Style Check
Drei Jahre und eine Pandemie hat Rosalía gebraucht, um aus ihrem Flamenco-Kokon auszubrechen und als Schmetterling zu Reggaeton- und Bachata-Rhythmen frei herumzuflattern. Strasssteine auf ihren Zähnen, Motorradhelme mit eingebauten Zöpfen – auch modisch lässt die Spanierin den Flamenco hinter sich. Im Style Check erkunden wir ihre neue „Motomami“-Garderobe.
Schmetterlinge im Bauch
Seit Ende des letzten Jahres funkelt einem ein kleiner Schmetterling entgegen, wenn Rosalía ihr typisches Grinsen aufsetzt. Aber nicht nur als Strasssteine auf ihren Schneidezähnen, sondern auch auf ihrem Albumcover und verschiedenen Kleidungsstücken flattert es mächtig. In einem Video der Lyrics-Plattform Genius zu ihrem Song „Saoko“ erklärt die Künstlerin, dass Schmetterlinge als Symbol für Transformation den Weg in ihr neues Album, das sie als ihr bisher persönlichstes bezeichnet, gefunden haben.
Dass Rosalía sich nicht festlegen möchte, wurde spätestens mit ihrem Reggaeton-Hit „Con Altura“ klar, den sie gemeinsam mit Latin-Popstar J Balvin aufgenommen hat. Die Sängerin, die zunächst mit ihren avantgardistischen Interpretationen des traditionellen Flamenco-Gesangs bekannt wurde, widmet sich nun in ihrem neuen Album „Motomami“ beispielsweise dem aus der Dominikanischen Republik stammenden Bachata in dem gemeinsam mit The Weeknd entstanden Track „La Fama“, oder verwendet Jazz-Sequenzen wie in „Saoko“.
Rosalía und ihre Bikergang
Die Transformation von Rosalía lässt sich auch an ihren Musikvideos erkennen. Im Video zu „Di Mi Nombre“, einer Single aus Rosalías zweiten Album „El Mal Querer“, sehen wir sie, neben ein paar schemenhaften, gruseligen Gestalten, allein durch eine merkwürdig mädchenhafte Wohnung tanzen. Das Album ist angelehnt an den „Roman de Flamenca“, eine Erzählung aus dem 13. Jahrhundert, in dem die Protagonistin unter anderem von ihrem Ehemann in einem Turm gefangen gehalten wird.
Ihr Charakter im Musikvideo zum Reggaeton-Track „Saoko“ würde sich das so gar nicht gefallen lassen. Als Mitglied einer unerschrockenen Bikergang rast sie mit ihren Freundinnen unter haarsträubenden Stunts über die Podilskyi Brücke in Kiew. Das im Juni letzten Jahres aufgenommene Video feiert die Unabhängigkeit der „Motomami“, einer Frau, die sowohl „Moto“, hart, als auch „Mami“, fragil sein kann. Das Styling von Samantha Burkhart zeigt viel Haut und arbeitet mit ikonischen Kleidungsstücken wie beispielsweise einem weißen Vintage-Top von Jean Paul Gaultier, in dem auch schon Christina Aguilera posiert hat.
Wunderschöne Geheimwaffen
Rosalías Nägel, ihre „uñas“, sind mittlerweile so bekannt, dass sie einen eigenen Fanaccount auf Instagram haben, der sich ausschließlich ihren langen Klauen widmet. Für die Künstlerin gibt es nichts weiblicheres als lange Nägel, wie sie in einem Video für die amerikanische Vogue erklärt: „Lange Nägel, für mich, sind ein Schönheitsgeheimnis. […] Für mich ist es eine radikal weibliche Form. Weil es ästhetisch sehr schön ist, aber sie sind auch eine Waffe.“
Dass ihre Nägel auch mal zur Verteidigung dienen, sehen wir in ihrem Video zu „Aute Cuture“. Die riesigen, goldenen Klauen hat Naildesign-Superstar Juan Alvear entworfen, der auch schon die Nägel von Charli XCX oder Julia Fox in abstrakte Kunstwerke verwandelt hat.
„Aute Cuture“ war auch die Inspiration für eine Makeup-Linie, die Rosalía gemeinsam mit der Kosmetikfirma MAC gelauncht hat. Zusätzlich zu den farblich passenden Lippenstiften und Lidschatten kann man mit Nagellacken und Strasssteinen ihre verrückten Nageldesigns nachahmen.