Romantisch, schottisch & scheu: THE BATHERS
Gäbe es einen Award für den größten Pechvogel der britischen Popszene – Chris Thompson hätte gute Chancen, ihn zu gewinnen. Das beginnt schon damit, daß er den gleichen Namen trägt wie der Ex-Sänger von Manfred Mann’s Earthband – einer der Gründe, warum er sich lieber hinter dem Bandnamen „The Bathers“ versteckt.
Was aber Thompson zum wirklich bedauernswerten Zeitgenossen macht, ist seine Odyssee durch die böse Welt der kleinen und großen Label Zwischen 1985 und 1990 nahmen ihn drei Firmen unter Vertrag und ließen ihn wieder fallen. Da soll einer ruhig arbeiten können.
Irgendwann lernte er die Betreiber des Hamburger Labels Marina kennen, „ein unglaublicher Glücksfall“. Gerade ist bei „the Hamburgers“ mit „Kelvingrove Baby“ das dritte Album erschienen.
Thompsons Musik verträgt keine Erschütterungen. Wie in Cézannes „Badenden“-Idyllen ist die Atmosphäre in Bathers-Songs romantisch und scheu. „Ich singe von verlorenen Dingen wie große Lieben“, sagt Thompson, „obwohl alle sagen, daß es keine große Liebe mehr gibt. Wo soll es sie aber geben, wenn nicht in der Musik? Sie ist für magische Momente zuständig.“ Thompson weiß andererseits, daß dorthin viele Wege führen können – und sieht sich nicht als Originalgenie. Als Einflüsse nennt er Tom Waits, Bob Dylan, Nick Drake, auch Gustav Manier. Und beim Texten haben ihm offensichtlich Nabokov und Proust über die Schulter geschaut Nicht mal der Gesang klingt schottisch.
„Warum auch, ich liebe amerikanische Musik. Und mache keinen Britpop.“ Auch keinen Schottenrock. Eher schon Schottenpop. Scotpop! Vielleicht sollte Thompson es mal mit diesem Schlagwort probieren?! Aber nein: „Schlagwörter liegen mir nicht.“ Schade.