Roman Polanski gewinnt Prozess wegen Verleumdung
Der Regisseur ist vom Vorwurf der Verleumdung freigesprochen worden
Roman Polanski hat einen Sieg vor Gericht erzielt: Am heutigen Dienstag (14. Mai) wurde der französisch-polnische Regisseur om Vorwurf der Verleumdung freigesprochen. Das entschied die zuständige Pressekammer eines Pariser Gerichts. Geklagt hatte die britische Schauspielerin Charlotte Lewis, die Polanski vorwirft, sie im Jahr 1983 als damals 16-Jährige vergewaltigt zu haben.
Lewis sagte im März 2024 vor einem Pariser Strafgericht, sie sei das Opfer einer „Verleumdungskampagne“ geworden, die ihr Leben „fast zerstört“ habe, nachdem sie erstmals über einen Missbrauchsfall aus dem Jahre 1983 gesprochen hatte. „Er hat mich vergewaltigt“, bekräftigte die 56-jährige Schauspielerin im aktuellen Prozess und erklärte, sie habe Zeit gebraucht, um den damaligen Vorfall klar zu benennen, als sie 16 Jahre alt war. Die Britin hatte unter Polanskis Regie in dem Abenteuerfilm „Piraten“ aus dem Jahr 1986 mitgespielt.
Im Jahr 1999 erschien in der mittlerweile eingestellten Boulevard-Zeitung „News Of The World“ eine exklusive Story mit Lewis. Der damalige Redakteur Stuart White war vor Gericht anwesend und gab an, dass die Zeitung 30.000 Pfund für das Interview bezahlt hatte. „Das Interview, das ich White gegeben habe, war nicht das Interview, das in der Zeitung stand“, sagte Lewis und fügte hinzu, sie habe den Artikel erst Jahre später entdeckt.
White wiederum bestand darauf, dass Lewis der damaligen Insider-Geschichte zugestimmt hatte, sagte aber auch, dass er sich nicht daran erinnern könne, ob sie vor der Veröffentlichung des Zitats eine Freigabe gegeben hatte.
Im Jahr 2010 kam es zu neuerlichen Missbrauchs-Vorwürfen, in denen Lewis behauptete, Polanski habe sie „auf die schlimmste Art und Weise“ missbraucht, nachdem sie zum Casting nach Paris gereist war. „Die grundlegende Eigenschaft eines guten Lügners ist ein ausgezeichnetes Gedächtnis“, sagte Polanski daraufhin später im Gespräch mit der Wochenzeitung „Paris Match“. Der Regisseur bezog sich dabei auf jene Aussagen aus „News of The World“, indem sie gesagt habe, dass sie von ihm fasziniert gewesen sei und seine Geliebte werden wollte. Sie habe ihn wahrscheinlich mehr begehrt als er wollte.
Nun erklärte Lewis nochmals, dass diese Zitate nicht zutreffend waren, sondern die Basis einer lang anhaltenden Verleumdungs-Kampagne gegen sie, in die auch Polanski eingestiegen wäre.
In den vergangenen Jahren ist Polanski von mehreren Frauen wegen sexueller Übergriffe beschuldigt worden. Der heute 90 Jahre alte Regisseur hatte sich nach einer Anklage wegen Sex mit einer Minderjährigen in den USA den Behörden entzogen. Den „unerlaubten Sex“ mit der damals 13-Jährigen Samantha Geimer hatte er zugegeben, die Vergewaltigung aber stets abgestritten. Polanski ist seitdem nie wieder in die USA zurückgekehrt. Ebenjene Geimer hatte bereits in ihrem Buch „The Girl“ erklärt, dass sie nicht als Opfer sieht und auch Polanski genug für die damaligen Ereignisse gebüßt hätte. Sie bat das Gericht öffentlich, eine weitere Anklage in Los Angeles fallen zu lassen: „Ich flehe Sie an, dies als Akt der Barmherzigkeit mir und meiner Familie gegenüber endlich zu einem Ende zu bringen.“
Das Urteil in Paris könnte Polanskis endlose Geschichte über Missbrauch und Macht neu anfachen.