Rolling Stones: Warum zeigt das „Angry Video“ kein Archivmaterial aus den 1960ern?
Das „Angry“-Video der Rolling Stones zeigt die Band vor allem mit Material aus den 1970er- und 1980er-Jahren – es gibt keine Aufnahmen aus den glorreichen 1960ern. Das könnte einen ungewöhnlichen Grund haben.
Das neue Video der Rolling Stones, „Angry“, ist eine geschickte Montage aus Reminiszenzen an die Jugend, aber auch an das junge Erwachsenenalter: Hauptdarstellerin Sydney Sweeney räkelt sich in einem Cabrio, das den Sunset Boulevard in Hollywood entlang fährt – und sie strahlt Billboards an, von denen die Rolling Stones in Aktion grüßen, in Bewegtbildern aus Live-Aufnahmen aus den 1970er- und 1980er-Jahren, als Mick Jagger, Keith Richards, Ronnie Wood und Charlie Watts (den sie im Video nicht vergessen haben!) zwischen Ende 20 und Ende 30 sind.
Was auffällt: Es sind keine Bühnenaufnahmen aus den 1960er-Jahren in „Angry“ zu sehen. Keine aus jener Ära, in denen Hits wie „( I Can’t Get No) Satisfaction“, „Gett off of my Cloud“ oder „The Last Time“ entstanden. Eine glorreiche Zeit, in der die fünf Musiker zu den Performern reiften, die sie heute noch sind. Woran liegt’s?
Für den Verzicht auf die Swinging Sixties kann es einen Grund geben: die juristischen Auseinandersetzungen mit Allen Klein. Der Ex-Manager der Rolling Stones sicherte sich die Urheberrechte an den wichtigsten Alben, die die Band in 1960er Jahren eingespielt hatte. Klein, den viele auch den Grund für die Trennung der Beatles zuschreiben, verstarb 2009. Seiner Firma ABKCO gehören aber noch immer die Stones-Urheberrechte,
Die Songs der Stones vor 1971 gehören also ABKCO. Dem Unternehmen gehört im Wesentlichen das gesamte Material der Stones bis zu „Brown Sugar“ und „Wild Horses“. Der Rest der Songs auf „Sticky Fingers“ und alles, was danach kam, ist jetzt unter der Kontrolle von BMG.
„Angry“ tritt derweil seinen Triumphzug durch die weltweiten iTunes-Charts an: Platz eins in Deutschland und Platz sechs weltweit – inmitten von Youngstern wie Dua Lipa und Doja Cat. Das Album „Hackney Diamonds“, ihr erstes mit eigenen neuen Songs seit „A Bigger Bang“ von 2005, erscheint am 2. Oktober. Darunter sind Aufnahmen mit Charlie Watts, Billy Wyman, McCartney, Lady Gaga, Elton John und Stevie Wonder. Ein Gipfeltreffen von Musikgrößen.