Rolling Stones: Drummer Steve Jordan über Nachfolge von Charlie Watts – „hätte auf den Job lieber verzichtet“
Der neue Drummer der Rolling Stones wollte seinen neuen Job nur für ein paar Konzerte machen: „Viele unterschätzen die Bedeutung dieses Stuhls. Darauf zu sitzen und sein Zeug zu spielen, ist kein Witz!“
„Man sieht ihn nicht, doch du kannst ihn fühlen“ ist zum geflügelten Wort des Schlagzeug-Stils von Steve Jordan geworden. Bereits als 20-Jähriger saß er an den Drums in der TV-Show „Saturday Night Life“. Etwa als James Brown dort seinen legendären Auftritt hinlegte und er präzise Off-Beats liefern musste. Im Film „Blues Brothers“ war er erste Wahl von John Belushi und Dan Aykroyd. Auch mit Bob Dylan, Eric Clapton, Stevie Nicks, Sonny Rollins, Sheryl Crow oder Alicia Keys arbeitete er zusammen. Ein typischer „musicians musician“.
Nun spricht Jordan erstmals über seine neue, schwierige Position als Drummer der Rolling Stones. „Manche Leute wollen nicht verstehen, dass ich einen Freund verloren habe“, sagte Jordan, der mit Watts über vier Jahrzehnte hinweg zusammenarbeitete, zu „Vanity Fair“. „Sie freuen sich für mich, ohne zu verstehen, dass ich lieber darauf verzichtet hätte. Doch die Rolling Stones haben wirklich alles getan, um diesen Wechsel reibungslos und menschlich zu gestalten. Sie sind sich der Gefühle aller bewusst. Das weiß ich sehr zu schätzen“.
Bereits im August hatten die Rolling Stones bekannt gegeben, dass Watts nach seiner Operation bei ihrer Herbsttour noch nicht verfügbar wäre. Also stellte sich Jordan auf einen Übergangsjob ein. „Ich habe mit Keith Richards gesprochen und dann mit Mick Jagger. Charlie, hieß es bei beiden, würde zurückkommen und sie würden wieder gemeinsam rocken“, sagte dem Jordan dem US-Magazin. „Also dachte ich: Okay, ich mach es. Schließlich vertrete ich meinen Freund nur für eine Weile.“
Der Schlagzeuger schickte Watts eine Nachricht, in der er ihm „baldige Genesung“ wünschte und versprach, „deinen Schemel bis zur glorreichen Rückkehr warm zu halten“. Was ihm anfangs wie „ein Rock’n’Roll-Fantasycamp“ vorkam, wurde schließlich zum bitteren Ernst „Ich war am Boden zerstört. Es war sehr, sehr schwierig für mich, und ist es auch weiterhin. (..) Viele unterschätzen die Bedeutung dieses Stuhls. Darauf zu sitzen und sein Zeug zu spielen, ist kein Witz!“