ROLLING STONE-Russland empfiehlt: Red Samara Automobile Club
Der russische ROLLING STONE empfiehlt die Ein-Mann-Band Red Samara Automobile Club und ihr makaberes Video zum Indietronic-Ohrwurm "Я По Тебе Скучаю".
Federn fliegen in Zeitlupe durch ein sanft beleuchtetes Zimmer, ein junges Paar rangelt vor dem Fenster, es wirkt wie eine neckische Kissenschlacht zwischen zwei Liebenden. Plötzlich stößt die Frau dem Mann einen Stift in den Oberschenkel und reißt sich los. Mit verzerrtem Gesicht sprintet er hinter ihr her, schwarzes Blut spritzt auf die Gardinen…
So beginnt das Musikvideo zu „Я По Тебе Скучаю“, einem verträumten, eingängigen Elektro-Stück von Felix Bondarev alias Red Samara Automobile Club. Eine bessere visuelle Umsetzung habe es bisher zu keinem seiner Songs gegeben, findet der Künstler: „It is just like a fuckin magnet“.
Felix Bondarev macht seit dem Jahr 2007 Musik, 2008 erschien sein erstes Album unter dem Künstlernamen Red Samara Automobile Club. Seit seinem Debüt hat der Mann mit dem starren Blick nicht mehr von der Musik gelassen und unter verschiedenen Namen (K1llRGVP, Dvigaites Suki, Anemona, Amazing Electronic Talking Cave u.a.) kontinuierlich Platten veröffentlicht – über 35 müssten es mittlerweile sein.
Als Haupteinflüsse seines bekanntesten Projektes Red Samara Automobile Club nennt Bondarev den unkontrollierbaren GG Allin sowie das Produzenten-Trio von Salem mit ihrem, von der Presse „Witchhouse“ getauften Mix aus Horror-Score, HipHop und DubStep.
Als eine Art hipper Horrorfilm brennt sich dann auch der weitere Verlauf des Videos von „Я По Тебе Скучаю“ ins Gedächtnis: Der Mann erwürgt seine Frau, zerstückelt sie und findet sich schließlich mit ihrem gegarten Herzen auf dem Teller am Esstisch sitzend wieder. Dabei pendelt der kurze Clip seltsam stimmig zwischen drastischer Gewalt und stiller Schönheit hin und her.
Übersetzt heißt „Я По Тебе Скучаю“ „Ich vermisse dich sehr“. Man nimmt dem Mörder die Zeile fast ab, wenn man ihn da am Ende einsam stehen und die Überreste seiner Geliebten in den Schnee erbrechen sieht:
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Der russische ROLLING STONE erschien erstmals im Jahr 2004 und seitdem einmal pro Monat. Die Titelstory der aktuellen Ausgabe ist Jessica Alba und ihrer Rolle im Film „Machete Kills“ gewidmet. Neben internationalen Größen berichtet ROLLING STONE-Russia auch über einheimische Künstler wie Gleb Samoylov & The Matrixx, Pompeya, Auktsyon, Leningrad und DDT. Auf der Homepage finden sich derzeit unter anderem Artikel zu Pussy Riot, James Blunt und eine recht erotische Bildstrecke zum Film „Machete Kills“.