ROLLING STONE Park im Rückblick: Anekdoten aus dem Musikurlaub
Premiere für den ROLLING STONE Park im Europapark in Rust. Hier können Sie nachlesen, was auf unserem neuen Hausfestival im Süden der Republik passiert ist.
ROLLING STONE Park: So war der Freitag
17:15 Das offizielle Programm beim RS Park ist bereits gestartet. Es spielen Nada Surf in der Arena. Zuvor genießen die Gäste ihren Start ins große Rock’n’Roll-Wellness-Wochenende in erstklassigen Hotels. Und was für eine große Welt im Kleinen gibt es zu entdecken…
17:20 Mit dem Europa-Park-Express geht es vom Hotel zum Festivalgelände.
So steht am Anfang der Blick auf die Sehenswürdigkeiten des Parks.
17:30 Für Getränke ist gesorgt. Im Park gibt es sogar köstliches belgisches Bier.
17:35 Im Dome finden die großen Ereignisse beim RS Park statt. Hier rocken Nada Surf die Arena. Im Vorraum gibt es dafür die Möglichkeit, entspannt zu shoppen.
17:40 Matthew Caws, der Sänger von Nada Surf, staunt über das Line-Up, bei dem ein Highlight das nächste jagt. Father John Misty, dann die Flaming Lips. Als sei hier immer 23 Uhr. „Time has stopped“.
18:10 Für den kleinen und großen Hunger wird im Dome gesorgt. Vom Pulled-Beef-Burger bis zum Feinkostsalat gibt es viele Auswahlmöglichkeiten. Essensbon besorgen und dann live zubereiten lassen: einfacher geht’s nicht. Im Saal können dazu kunstvolle Tour- und Bandposter bestaunt und gekauft werden. Konzerte in der umliegenden Arena werden live auf die Leinwand übertragen.
18:30 Gleich geht’s auch in all den anderen Locations los: Ballsaal Berlin, Traumpalast und La Sala Bianca. Alle Konzertstätten bestechen durch ihr eigenes Flair (ein liebevolles, detailreiches, die bunte Zirkus- und Showbizwelt zitierendes Design, das auf dem ganzen Freizeitparkgelände zu entdecken ist), was den RS Park vor allem auch für Ästheten und Nostalgiker zu einem Vergnügen macht.
18:45 Und im Traumpalast spielen Velvet Volume. Einer der großen Geheimfavoriten unserer Weekender-Besucher. Wild aufspielende Garagenrockgöttinnen mit getuschtem Herzchen auf der Wange. Aber auch mit Feuer in den Fingern.
Die dänischen Girls sind auch heute in guter Stimmung, prosten ihren Zuhörern bereits nach zwei Songs mit einem Drink zu. Weil es für Velvet Volume in diesem Jahr der letzte Gig ist, gibt es zur Belohnung für das Park-Publikum einen neuen, noch nicht live gespielten Track.
19:15 In der Arena zieht Father John Misty mit seiner Crazy Clown Show ein. Mehr als nur pure Comedy? Nach sanften Bläsern im Intro schmettert Mr. Tillman scharfe Gitarrenklänge ins Publikum. Inzwischen hat der Sänger nicht nur die schmerzlich-schönsten Texte, sondern auch eine echte Angeber-Lichtshow.
Sie sind nicht beim RS Park? Schauen Sie dennoch live rein, bei Arte Concert.
Dem Düsterromantiker Joshua Tillman gefällt es sicherlich: Teelichter sorgen im Konzertsaal zusätzlich für Kerzenscheinatmosphäre.
19:40 Das Publikum ist international auf dem RS Park. Spanier, Schweden, Franzosen sind hier, um ihre Lieblingsbands zu sehen. Wenn es aber um ein erstes Urteil über das Festivalgeschehen geht, dann sei hier stellvertretend für viele eine Einheimische zitiert: „Das ist ganz arg schön hier!“
20:15 Für die Fahrt vom Festivalgelände zu den Hotels ist der Europa-Park-Express zuständig. Bei Düsternis eine hinreißende Fahrt. Der Fahrer dimmt das Licht in den Waggons aus, so dass der Blick unvoreingenommen auf die beleuchteten Parkattraktionen fällt. Vielleicht sogar ein wenig schaurig für den einen oder anderen. Aus den Lautsprecherboxen quillt der Soundtrack des Festivals. Element Of Crime. Anna Calvi. John Grant. The Flaming Lips. Ryley Walker. Es lebe die (musikalische) Vielfalt. Der Rock’n’Roll hat den Europa-Park gänzlich für sich eingenommen.
20:45 Wütende Gitarrenlicks, Flamenco, explizite Erotik, Sehnsucht, Maria Callas und Frankie Laine sowie eine undurchschaubare Queerness verwandelt Anna Calvi in eine unwiderstehliche Mischung, die man auf der Bühne erlebt haben muss. In diesem Moment betört sie im Ballsaal Berlin und demonstriert zugleich mit viel Sinnlichkeit, warum die Songs ihrer neuen Platte, „Hunter“, zu den besten dieses Jahres gehören.
Beobachtet wird Calvi dabei nicht nur von ihren neugierigen Fans. Auch nicht weniger neugierig anmutende Bundespräsidenten – auf Portraitbildern an den Wänden des großzügig eingerichteten Ballsaals – schauen ihr, der Jägerin und selbstbewussten Leidenschaftentzünderin, zu. Und ihre Gitarre tanzt mit Teufeln.
21:10 Für die Pause zwischendurch (die Ohren brauchen auch mal Ruhe) lohnt natürlich der Blick auf die Plattenbörse. Wäre ein schönes, rares Boxset für Sie dabei?
21:40 Für die politische Direktheit sind an diesem Abend natürlich Kettcar zuständig. Ihr Lied „Sommer 1989“ sei, so Sänger Marcus Wiebusch, keine Koketterie, keine Stellungnahme zu Ost/West, sondern der sanft-drängende Versuch darauf hinzuweisen, dass Humanismus nicht verhandelbar ist, und es moralische Pflicht sein muss, durch Zäune zu helfen.
Damit es nicht zu ernst bleibt, schickt die Band noch drei Love Songs hinterher, um die Paare im Saal so schnell wie möglich aufs Hotelzimmer zu treiben.
22:00 Und so gemütlich ist es dann eben, zu essen und nebenbei das Konzert von Kettcar auf der großen Leinwand zu verfolgen. Auf dem RS Park ist das Festival-Feeling vollkommen von Stress befreit.
22:40 Tja, Qual der Wahl: Lieber einem der empfindsamsten, humorgetriebenen Sänger unserer Zeit dabei zuhören, wie er gänzlich zum Elektrokünstler mutiert ist oder doch einem der großen Geheimtipps aus den Staaten folgen und das Revival von Artrock erleben? John Grant im Ballhaus. Oder White Denim im La Sala Bianca?
22:55 „Wir haben doch keine Zeit“, sagt John Grant in seinem nach wie vor irritierend perfekten Deutsch. Schnell stellt er seine Band vor (alle aus Island, alle beschlagen, ein Amokläufer an der Gitarre) und wirft sich in seine metamorphotischen Stücke, die ihm wie eine zweite Haut direkt auf den Leib geschneidert scheinen. Heute trägt Grant blaue Glitzermaske. Sie steht ihm gut.
Live gewinnen die Songs von Grants neuer Platte, „Love Is Magic“, noch einmal deutlich an Kraft. Der Ballsaal wird zum Club. Grant badet förmlich in seinen Beats. Doch zum ersten mal in der Solokarriere dieses Ausnahmemusikers bleiben manche Songs Selbstzweck. Sie verwandeln sich in schlechten Momenten in fahle Theatralik. Vielleicht verlangen einige im Saal nicht zu Unrecht: „Queen of Denmark“. Als das Lied dann zum Schluss doch noch kommt, wird es von den Nordlichtern zersägt.
23:55 The Flaming Lips. Wayne Coyne im Publikum, mit Regenbogenflügeln auf dem Rücken eines glitzernden Einhorns. Wenn Sie nun den Kopf schütteln, dann brauchen Sie nicht weiter lesen. Diese Band ist wie Zuckerwatte, wie Gläserrücken, wie Ballerspiele, wie Luftballons, wie eine Lavalampe. Unnütz, natürlich. In gewissen Dosen vielleicht auch gefährlich. Aber eben auch die Apotheose von kindlicher Freude.
Coyne ist ein Medium für psychedelische Energie, ein Querkopf, der mit seinen Kollegen aber in nur wenigen Minuten mehr Erhabenheit aus dem bunten Sack holt als andere in ihrer ganzen Karriere. Die Flaming Lips passen zu einem Festival in einem Vergnügungspark wie die Faust aufs Auge.