ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten

Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt

240

Genesis

The Lamb Lies Down On Broadway

Charisma, 1974

Nichts war mehr wie vorher und nachher alles anders. Mit einem Trip durch Pop und Kultur, Rock und Geschichte, verlegten Genesis ihre Stücke von New statt York und flirrende Feier ihres Willens zur Fusion von Blues, Country und Rock. Eines der besten Konzeptalben überhaupt.

239

The Allman Brothers Band

At Fillmore East

Capricorn, 1971

Der Mitschnitt dreier Konzertabende in New York City beschert den Southern-Rock-Vorreitern den Durchbruch. Als Jam-Band-Manifest verlegten sie ihre Stücke vom Heckenland in die Metropole. Eines der besten Live-Alben aller Zeiten.

238

Joni Mitchell

Ladies Of The Canyon

Reprise, 1970

Ihr drittes Album und ihr erstes Meisterwerk. Mitchells Sittenbild aus der neureichen Edelhippie-Kolonie in den Hügeln von L.A. ist ebenso bissig wie berührend. Crosby, Stills & Nash.

237

Tocotronic

Tocotronic

L’Age D’Or, 2002

„Eines ist doch sicher: Eins zu eins ist jetzt vorbei“, sang Dirk von Lowtzow im programmatischen „Neues vom Trickser“. Die Texte wurden auf Tocotronics „Weißem Album“ offener, die Klangräume weiter, und die Band entkam endgültig dem Klischee der Trainingsjacken-Indie-Jungs.

236

John Cale

Paris 1919

Reprise, 1973

Wer weiß schon, was die surrealistische Poesie von „Antarctica Starts Here“ zu bedeuten hat, doch für ein einziges Mal erschienen das rätselhafte Kammerpop-Songwriting des überbegabten Komponisten John Cale mit all seinen Romantizismen elegant und jede Verschrobenheit genießbar.

235

Pet Shop Boys

Please

Parlophone, 1986

Natürlich ging es in den 80er-Jahren nicht nur kalifornischen Rock-, sondern auch britischen Popbands ums Geldverdienen, aber niemand sang derart sarkastisch darüber. Aufsteigerträume wie „Suburbia“ paarten sich mit Finanztipps: „Opportunities (Let’s Make Lots Of Money)“.

234

The Knife

Silent Shout

Mute, 2006

Schattiger Electro aus Schweden. Das Duo Olof und Karin Dreijer verortet sein Band-Ethos auf dem dritten Album mit der Aura der Rave-Kultur. Ihr Video zu „Silent Shout“ flirtet gleichermaßen mit Comic Culture wie mit bildender Kunst. Klangdesigner mit Schmackes.

233

James Blake

James Blake

Polydor, 2011

Die ganze Nacht über den Laptop gebeugt, jedes Detail präzise platzierend: so stellt man sich den jungen Künstler bei der Arbeit vor. Blake verbindet kalte basslastige Elektronik mit hyperemotionalem Gesang, legt so viel Soul in die Stimme, dass es selbst ChatGPT zu Tränen rührt.

232

Peter Fox

Stadtaffe

Downbeat/Warner, 2008

Die 17 Jahre lang einzige Soloplatte des Sängers der Reggaeband Seeed ist eine ambivalente Hommage an seine Heimatstadt Berlin. Mit dem Produzententeam The Krauts hat Fox ein zeitloses Meisterwerk erschaffen, das sich rhythmisch zwischen Konkretem und Allgemeingültigkeit bewegt.

231

Dr. Dre

The Chronic

Death Row, 1992

Der Klassiker des G-Funk rollt auf dicken Schlappen, schwer beladen mit alten Soul-Samples, soft und smooth im Sound – aber immer hundertprozentig Gangsta. Eine schillernde afroamerikanische Kunstwelt, die leider oft als alternatives Disneyland missverstanden wurde.

Beggars Banquet
230

The Go-Betweens

Liberty Belle And The Black Diamond Express

1986

Während der Rest der Welt Synthie-Pop hörte, ließen die Go-Betweens Akkordeon und Orgel, Celli, Violinen und Fagott ins Studio, verneigten sich vor CCR und Byrds und machten ihr perfektes Pop-Album. Es war halt nur nicht der Pop von 1986.

Sire
229

Ramones

It’s Alive

1979

Bei 28 Songs in unter einer Stunde Spielzeit ist schnelles Einzählen unabdinglich. Von „Blitzkrieg Bop“ bis „Cretin Hop“ wird die Klassikerdichte der ersten drei Platten geballt auf die Bühne gebracht. Geschenkt, dass das erste Live-Album der US-Punk-Instanz im UK mitgeschnitten wurde.

Polydor
228

Feist

The Reminder

2007

Weil „1234“ weltweit in einem Werbespot erklang, interessierten sich plötzlich alle, vom Feuilleton bis zum Indie-Blog, für die Kanadierin. Die Songs auf ihrem dritten Album sind von erhabener Schönheit, Feists Stimme unwiderstehlich – vor allem bei „The Limit To Your Love“.

Matador
227

Cat Power

The Greatest

2006

Lokale Musikergrößen wie Mabon „Teenie“ Hodges waren wohl selbst überrascht, wie wenig „klassisch“ sie auf dieser Memphis-Hommage klingen, die mit Tracks wie „Love & Communication“ vor allem das Reifezeugnis der großen Singer-Songwriterin Chan Marshall geworden ist.

Atlantic
226

Aretha Franklin

Young, Gifted And Black

1972

Definitiv eines ihrer besten Alben und ein Statement afroamerikanischen Selbstbewusstseins. Der Titelsong stammt von Nina Simone, und auch das Beatles-Cover „The Long And Winding Road“ gelingt Aretha Franklin souverän, ebenso wie ihre eigenen Stücke.

Asylum
225

Joni Mitchell

Court And Spark

1974

Textlich ein tiefer Blick in die Künstlerinnenseele, voller Selbstzweifel und Unsicherheiten, musikalisch komplex und unwiderstehlich. Auf halbem Weg zwischen Folk und Jazz machte Joni Mitchell mit dem slicken „Court And Spark“ ihr bis dahin erfolgreichstes Album.

XL
224

M.I.A.

Arular

2005

Auf ihrem Debüt als M.I.A. verdichtet Maya Arulpragasam die vielfältigen kulturellen Einflüsse ihres Londoner Umfelds zu postkolonialen Hymnen. HipHop, Electro, indische Trommeltänze und singhalesische Chöre verbinden sich zu einer neuen, ekstatischen Form von Weltmusik.

Island
223

The Wailers

Catch A Fire

1973

Die Wailers waren bereits zehn Jahre aktiv, als sie mit ihrem Island-Debüt die Weltbühne eroberten. Bob Marley verschmolz Reggae mit Rock, Rebellion mit Rasta-Spiritualität und schuf damit einen Fusion-Sound, der weder auf Jamaika noch sonst wo seinesgleichen hatte.

222

Air

Moon Safari

Virgin, 1998

Der French Touch, bis dahin vornehmlich als Vinyl-Maxi erhältlich, geht ins Albumformat. In ihren schwebenden Electronica-Tracks wird gern das „Filmische“ betont. Paris bekommt mit „Kelly Watch The Stars“ oder „La Femme d’argent“ eine wirkmächtige elegant-eklektizistische Note.

221

Depeche Mode

Violator

Mute, 1990

„Personal Jesus“ klingt noch so frisch wie damals. Depeche Mode widerstanden allen Trends: House, Acid, Rave – für 1990 also eine hochmoderne Platte, und wer sie entdeckt, könnte nicht sagen, wann sie einst erschien. Für ein semi-elektronisches Album eine echte Leistung.

220

Shuggie Otis

Inspiration Information

Epic, 1974

In „XL-30“ pluckert ein Drum-Computer, doch war dieses ignorierte R&B-Kleinod weniger visionär, als David Byrne später glaubte. Schön verlieren kann man sich in diesem soulfulen Eigenbrötler-Trip des von Al Kooper geförderten Gitarrenwunderkinds noch heute.

219

Talking Heads

Fear Of Music

Sire, 1979

Wer wissen will, wie das Lower Manhattan zwischen Mudd Club im Süden und CBGB im Norden Ende der Siebziger klang, muss nur das dritte Talking-Heads-Album auflegen: Disco und New Wave, afrikanische Rhythmen und Art-Pop-Spleen. „This ain’t no party, this ain’t no disco ...“

218

Elliott Smith

XO

DreamWorks, 1998

Nach „Either/Or“ hatte Elliott Smith zum ersten Mal ein Budget. Man hört es: Streicher und schöne Instrumente, prächtige Arrangements. Die hohen Produktionswerte verstärken die emotionale Kraft. „Waltz #2 (XO)“ ist eines der schönsten Lieder, die je geschrieben wurden.

217

Robert Johnson

King Of The Delta Blues Singers

Columbia, 1961

Der Mann mit den langen, kräftigen Fingern und der durchdringenden Stimme, der als Gitarrist und Erzähler die Grenzen des Genres sprengte, starb bereits 1938 und wurde mit dieser Compilation für eine ganze Generation zum ultimativen Blues-Mann.

216

Sonic Youth

Goo

DGC, 1990

Nach „Daydream Nation“ unterschrieben Sonic Youth einen Vertrag bei Geffen und nahmen ein Album wie ein Wirbelwind auf. Das von Kim Gordon gesungene „Tunic (Song For Karen)“, „Kool Thing“ (mit Chuck D) und „Disappearer“ gehören zu den großen Songs der US-Noise-Rock-Band.


215

Taylor Swift

1989

Big Machine, 2014

Sie kehrte Nashville den Rücken, um von New York aus in den Pop-Olymp aufzusteigen. Mit dem nach ihrem Geburtsjahr benannten Album befreite sich Taylor Swift endgültig vom braven Country-Girl-Sound und -Image. Eine künstlerische Wiedergeburt zu Synthie-Pop-Klängen.

214

Soundgarden

Badmotorfinger

A&M, 1991

In „Jesus Christ Pose“ nahm Chris Cornell die Kehrseiten des Ruhms vorweg, der Soundgarden dann ereilte. Das dritte Album der Seattle-Band war mehr Metal als Grunge – vom Gesang über die bratzenden Gitarren bis zum treibenden Schlagzeug eine Wucht.

213

The Smiths

The Smiths

Rough Trade, 1984

Späteres mag ausgefeilter klingen, doch ihre Vision war schon auf dem Debüt geformt. Zu Marrs flirrenden Gitarrenmotiven singt Morrissey so ungestüm und vieldeutig vom Ende der Unschuld, von Missbrauch, Scham und Begehren, dass alle Unverstandenen sich erkannt fühlten.

212

Metallica

Metallica

Elektra, 1991

Wie weit kann man sich von seinen Wurzeln entfernen, ohne die Stammkundschaft zu verprellen? Eben so weit wie Metallica hier. Die Puristen ziehen die Stirn kraus, aber gegen die Überzeugungskraft solcher Hooks sind sie machtlos. Definiert den Metal-Mainstream der Neunziger.

211

My Bloody Valentine

Loveless

Creation, 1991

Shoegaze auf dem Label Creation, das durch diese teure Produktion ins Taumeln gerät. Kolportiert werden 250.000 Pfund. Ein Noise-Meilenstein des Indie-Rock. Lärm in Zeitlupe, Feedbackgitarren, massiver Drone-Sound. Traumschleier wabern über dem gewaltigen Getöse.

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