ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten
Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt
Genesis
The Lamb Lies Down On Broadway
Charisma, 1974
Nichts war mehr wie vorher und nachher alles anders. Mit einem Trip durch Pop und Kultur, Rock und Geschichte, verlegten Genesis ihre Stücke von New statt York und flirrende Feier ihres Willens zur Fusion von Blues, Country und Rock. Eines der besten Konzeptalben überhaupt.
The Allman Brothers Band
At Fillmore East
Capricorn, 1971
Der Mitschnitt dreier Konzertabende in New York City beschert den Southern-Rock-Vorreitern den Durchbruch. Als Jam-Band-Manifest verlegten sie ihre Stücke vom Heckenland in die Metropole. Eines der besten Live-Alben aller Zeiten.
Joni Mitchell
Ladies Of The Canyon
Reprise, 1970
Ihr drittes Album und ihr erstes Meisterwerk. Mitchells Sittenbild aus der neureichen Edelhippie-Kolonie in den Hügeln von L.A. ist ebenso bissig wie berührend. Crosby, Stills & Nash.
Tocotronic
Tocotronic
L’Age D’Or, 2002
„Eines ist doch sicher: Eins zu eins ist jetzt vorbei“, sang Dirk von Lowtzow im programmatischen „Neues vom Trickser“. Die Texte wurden auf Tocotronics „Weißem Album“ offener, die Klangräume weiter, und die Band entkam endgültig dem Klischee der Trainingsjacken-Indie-Jungs.
John Cale
Paris 1919
Reprise, 1973
Wer weiß schon, was die surrealistische Poesie von „Antarctica Starts Here“ zu bedeuten hat, doch für ein einziges Mal erschienen das rätselhafte Kammerpop-Songwriting des überbegabten Komponisten John Cale mit all seinen Romantizismen elegant und jede Verschrobenheit genießbar.
Pet Shop Boys
Please
Parlophone, 1986
Natürlich ging es in den 80er-Jahren nicht nur kalifornischen Rock-, sondern auch britischen Popbands ums Geldverdienen, aber niemand sang derart sarkastisch darüber. Aufsteigerträume wie „Suburbia“ paarten sich mit Finanztipps: „Opportunities (Let’s Make Lots Of Money)“.
The Knife
Silent Shout
Mute, 2006
Schattiger Electro aus Schweden. Das Duo Olof und Karin Dreijer verortet sein Band-Ethos auf dem dritten Album mit der Aura der Rave-Kultur. Ihr Video zu „Silent Shout“ flirtet gleichermaßen mit Comic Culture wie mit bildender Kunst. Klangdesigner mit Schmackes.
James Blake
James Blake
Polydor, 2011
Die ganze Nacht über den Laptop gebeugt, jedes Detail präzise platzierend: so stellt man sich den jungen Künstler bei der Arbeit vor. Blake verbindet kalte basslastige Elektronik mit hyperemotionalem Gesang, legt so viel Soul in die Stimme, dass es selbst ChatGPT zu Tränen rührt.
Peter Fox
Stadtaffe
Downbeat/Warner, 2008
Die 17 Jahre lang einzige Soloplatte des Sängers der Reggaeband Seeed ist eine ambivalente Hommage an seine Heimatstadt Berlin. Mit dem Produzententeam The Krauts hat Fox ein zeitloses Meisterwerk erschaffen, das sich rhythmisch zwischen Konkretem und Allgemeingültigkeit bewegt.
Dr. Dre
The Chronic
Death Row, 1992
Der Klassiker des G-Funk rollt auf dicken Schlappen, schwer beladen mit alten Soul-Samples, soft und smooth im Sound – aber immer hundertprozentig Gangsta. Eine schillernde afroamerikanische Kunstwelt, die leider oft als alternatives Disneyland missverstanden wurde.
The Go-Betweens
Liberty Belle And The Black Diamond Express
1986
Während der Rest der Welt Synthie-Pop hörte, ließen die Go-Betweens Akkordeon und Orgel, Celli, Violinen und Fagott ins Studio, verneigten sich vor CCR und Byrds und machten ihr perfektes Pop-Album. Es war halt nur nicht der Pop von 1986.
Ramones
It’s Alive
1979
Bei 28 Songs in unter einer Stunde Spielzeit ist schnelles Einzählen unabdinglich. Von „Blitzkrieg Bop“ bis „Cretin Hop“ wird die Klassikerdichte der ersten drei Platten geballt auf die Bühne gebracht. Geschenkt, dass das erste Live-Album der US-Punk-Instanz im UK mitgeschnitten wurde.
Feist
The Reminder
2007
Weil „1234“ weltweit in einem Werbespot erklang, interessierten sich plötzlich alle, vom Feuilleton bis zum Indie-Blog, für die Kanadierin. Die Songs auf ihrem dritten Album sind von erhabener Schönheit, Feists Stimme unwiderstehlich – vor allem bei „The Limit To Your Love“.
Cat Power
The Greatest
2006
Lokale Musikergrößen wie Mabon „Teenie“ Hodges waren wohl selbst überrascht, wie wenig „klassisch“ sie auf dieser Memphis-Hommage klingen, die mit Tracks wie „Love & Communication“ vor allem das Reifezeugnis der großen Singer-Songwriterin Chan Marshall geworden ist.
Aretha Franklin
Young, Gifted And Black
1972
Definitiv eines ihrer besten Alben und ein Statement afroamerikanischen Selbstbewusstseins. Der Titelsong stammt von Nina Simone, und auch das Beatles-Cover „The Long And Winding Road“ gelingt Aretha Franklin souverän, ebenso wie ihre eigenen Stücke.
Joni Mitchell
Court And Spark
1974
Textlich ein tiefer Blick in die Künstlerinnenseele, voller Selbstzweifel und Unsicherheiten, musikalisch komplex und unwiderstehlich. Auf halbem Weg zwischen Folk und Jazz machte Joni Mitchell mit dem slicken „Court And Spark“ ihr bis dahin erfolgreichstes Album.
M.I.A.
Arular
2005
Auf ihrem Debüt als M.I.A. verdichtet Maya Arulpragasam die vielfältigen kulturellen Einflüsse ihres Londoner Umfelds zu postkolonialen Hymnen. HipHop, Electro, indische Trommeltänze und singhalesische Chöre verbinden sich zu einer neuen, ekstatischen Form von Weltmusik.
The Wailers
Catch A Fire
1973
Die Wailers waren bereits zehn Jahre aktiv, als sie mit ihrem Island-Debüt die Weltbühne eroberten. Bob Marley verschmolz Reggae mit Rock, Rebellion mit Rasta-Spiritualität und schuf damit einen Fusion-Sound, der weder auf Jamaika noch sonst wo seinesgleichen hatte.
Air
Moon Safari
Virgin, 1998
Der French Touch, bis dahin vornehmlich als Vinyl-Maxi erhältlich, geht ins Albumformat. In ihren schwebenden Electronica-Tracks wird gern das „Filmische“ betont. Paris bekommt mit „Kelly Watch The Stars“ oder „La Femme d’argent“ eine wirkmächtige elegant-eklektizistische Note.
Depeche Mode
Violator
Mute, 1990
„Personal Jesus“ klingt noch so frisch wie damals. Depeche Mode widerstanden allen Trends: House, Acid, Rave – für 1990 also eine hochmoderne Platte, und wer sie entdeckt, könnte nicht sagen, wann sie einst erschien. Für ein semi-elektronisches Album eine echte Leistung.
Shuggie Otis
Inspiration Information
Epic, 1974
In „XL-30“ pluckert ein Drum-Computer, doch war dieses ignorierte R&B-Kleinod weniger visionär, als David Byrne später glaubte. Schön verlieren kann man sich in diesem soulfulen Eigenbrötler-Trip des von Al Kooper geförderten Gitarrenwunderkinds noch heute.
Talking Heads
Fear Of Music
Sire, 1979
Wer wissen will, wie das Lower Manhattan zwischen Mudd Club im Süden und CBGB im Norden Ende der Siebziger klang, muss nur das dritte Talking-Heads-Album auflegen: Disco und New Wave, afrikanische Rhythmen und Art-Pop-Spleen. „This ain’t no party, this ain’t no disco ...“
Elliott Smith
XO
DreamWorks, 1998
Nach „Either/Or“ hatte Elliott Smith zum ersten Mal ein Budget. Man hört es: Streicher und schöne Instrumente, prächtige Arrangements. Die hohen Produktionswerte verstärken die emotionale Kraft. „Waltz #2 (XO)“ ist eines der schönsten Lieder, die je geschrieben wurden.
Robert Johnson
King Of The Delta Blues Singers
Columbia, 1961
Der Mann mit den langen, kräftigen Fingern und der durchdringenden Stimme, der als Gitarrist und Erzähler die Grenzen des Genres sprengte, starb bereits 1938 und wurde mit dieser Compilation für eine ganze Generation zum ultimativen Blues-Mann.
Sonic Youth
Goo
DGC, 1990
Nach „Daydream Nation“ unterschrieben Sonic Youth einen Vertrag bei Geffen und nahmen ein Album wie ein Wirbelwind auf. Das von Kim Gordon gesungene „Tunic (Song For Karen)“, „Kool Thing“ (mit Chuck D) und „Disappearer“ gehören zu den großen Songs der US-Noise-Rock-Band.
Taylor Swift
1989
Big Machine, 2014
Sie kehrte Nashville den Rücken, um von New York aus in den Pop-Olymp aufzusteigen. Mit dem nach ihrem Geburtsjahr benannten Album befreite sich Taylor Swift endgültig vom braven Country-Girl-Sound und -Image. Eine künstlerische Wiedergeburt zu Synthie-Pop-Klängen.
Soundgarden
Badmotorfinger
A&M, 1991
In „Jesus Christ Pose“ nahm Chris Cornell die Kehrseiten des Ruhms vorweg, der Soundgarden dann ereilte. Das dritte Album der Seattle-Band war mehr Metal als Grunge – vom Gesang über die bratzenden Gitarren bis zum treibenden Schlagzeug eine Wucht.
The Smiths
The Smiths
Rough Trade, 1984
Späteres mag ausgefeilter klingen, doch ihre Vision war schon auf dem Debüt geformt. Zu Marrs flirrenden Gitarrenmotiven singt Morrissey so ungestüm und vieldeutig vom Ende der Unschuld, von Missbrauch, Scham und Begehren, dass alle Unverstandenen sich erkannt fühlten.
Metallica
Metallica
Elektra, 1991
Wie weit kann man sich von seinen Wurzeln entfernen, ohne die Stammkundschaft zu verprellen? Eben so weit wie Metallica hier. Die Puristen ziehen die Stirn kraus, aber gegen die Überzeugungskraft solcher Hooks sind sie machtlos. Definiert den Metal-Mainstream der Neunziger.
My Bloody Valentine
Loveless
Creation, 1991
Shoegaze auf dem Label Creation, das durch diese teure Produktion ins Taumeln gerät. Kolportiert werden 250.000 Pfund. Ein Noise-Meilenstein des Indie-Rock. Lärm in Zeitlupe, Feedbackgitarren, massiver Drone-Sound. Traumschleier wabern über dem gewaltigen Getöse.