ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten
Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt
AC/DC
If You Want Blood, You’ve Got It
Atlantic, 1978
Bon Scotts Live-Vermächtnis. Über die Song-Auswahl lässt sich streiten, „Sin City“ und „Dog Eat Dog“ fehlen, „The Jack“ ist entbehrlich. Aber das Konzept AC/DC funktioniert mittlerweile auf jeder Bühne, und die Band weiß das.
Bob Marley & The Wailers
Exodus
Island, 1977
Marleys erstes Album aus dem Londoner Exil vereinte Späthippies und Punks, Stadionrocker und Discotänzer. Perfekt austariert in Protest- und Lovesongs, transzendiert "Exodus" mit dem Titelsong, "Jamming" und anderen großen Songs Pop, R&B und Rock in spiritueller Hitze.
Ideal
Ideal
Virgin, 1980
Der Mauerstadt-Mythos für das Frühstücksradio. „Ich fühl mich gut, ich steh auf Berlin!“, singt die Hagenerin Annette Humpe an der Orgel. Ihr Herrentrio ist noch im Deutschrock verwurzelt, und Songs wie „Blaue Augen“ bauen eine melodische Brücke zur Neuen Deutschen Welle.
Wilco
Sky Blue Sky
Nonesuch, 2007
Als nach Jahren der Depression und Tablettenucht ein paar Sonnenstrahlen in die Welt von Wilco-Mastermind Jeff Tweedy fielen, kam dieser Kristall aus Folk-Pop, Prog-Rock, Country und Soul zum Vorschein. „Sky Blue Sky“ ist auch die Sternstunde von Gitarrist Nels Cline.
The Beatles
Let It Be
Apple, 1970
Es hätte eine andere Platte werden sollen – und nicht ihre letzte. Paul McCartney wollte wieder so aufnehmen, wie sie einige Jahre zuvor begonnen hatten, und schrieb auch schöne Lieder. „Get Back“ oder „Maggie Mae“ haben den nostalgischen Rock‘n’Roll-Charakter, den er beabsichtigte.
Lizzo
Cuz I Love You
Nice Life/Atlantic, 2019
Lizzos Durchbruch als glamourös-humorvoller Soul-Pop-Star fiel eher zufällig mit ihrem dritten Album zusammen, da zeitgleich ihr zwei Jahre alter Track "Truth Hurts" auf TikTok viral ging. Zum Glück, denn sie hatte schon überlegt, die Musik wegen des ausbleibenden Erfolgs aufzugeben.
Bon Iver
22, A Million
Jagjaguwar, 2016
Nach dem Folk-Debüt und dem pastoralen Zweitwerk nun Justin Vernons abstrakte elektronische Dritte. Der Höhepunkt ist wohl das erstaunliche „715 CREEKS“, ein dekonstruierter Solo-Gospel, in dem Vernon seine warme Stimme durch ein Heer an Vocodern und Filtern jagt.
Captain Beefheart & His Magic Band
Safe As Milk
Buddah, 1967
Wenn der weiße Mann den Blues singt, kann er nicht über die Traumata der Black Community singen, das hatte Don Van Vliet intuitiv verstanden. Er sang: „You can’t lose, with the stuff you use/ Abba Zaba go-zoom Babbette baboon.“ Ein Genie.
Belle And Sebastian
If You’re Feeling Sinister
Jeepster, 1996
Nach ihren frühen Singles galten die Schotten als die ästhetisch anspruchsvollste neue Band. "If You’re Feeling Sinister" erfüllte die schönsten Hoffnungen mit filigranem Folk-Pop, idiosynkratischen Harmoniegesängen und einer putzigen Ministranten-Attitüde.
Tom Petty
Full Moon Fever
MCA, 1989
Mit Ende dreißig schuf Tom Petty diese grandiose Kombination aus Heartland-Rock und Power-Pop, indem er die Studiotür für Kollegen von den Traveling Wilburys öffnete. Jeff Lynnes Produktion garantierte einen Hit, und Petty schrieb einige seiner schönsten Songs.
Charles Mingus
Mingus Ah Um
Columbia, 1959
Die Vermählung von Tradition und Sophistication, Komposition und Improvisation, Hard Bop, Blues und Gospel gelang Charles Mingus wohl nie so perfekt wie auf seinem Debüt für Columbia Records. Das Feuer und die Dynamik seines Ensembles machen es zu seinem Meisterwerk.
Nick Drake
Five Leaves Left
Island, 1969
Ein vollendetes Debütalbum. Doch 1969 bemerkte kaum jemand die Qualität dieser poetischen, zwischen Jazz und Pop changierenden, von Pentangles Danny Thompson am Bass angetriebenen und von Robert Kirbys Streichern verzierten dunklen Lieder.
The Smiths
Strangeways, Here We Come
Rough Trade, 1987
Sie wussten es noch nicht, aber "Strangeways" blieb die letzte Platte der Smiths, die sich während der Aufnahmen zerstritten. Marr hatte einige Bläser arrangiert, und er und Morrissey schrieben wie die Götter („Death Of A Disco Dancer“, „Girlfriend In A Coma“).
Kanye West
808s & Heartbreak
Roc-A-Fella, 2008
Nach dem Tod seiner Mutter brauchte Kanye einen neuen Sound. Er komponierte minimalistische Electronica – und sang. Weil er nicht singen kann, sang er durch einen AutoTune-Filter, der, voll aufgedreht, keine Korrektur mehr war, sondern ein neuer Klang. Stilprägend.
Trio
Trio
Mercury, 1981
Karge Gitarrenriffs, simpelste Rhythmen, auf Phrasen reduzierte Texte, vorgetragen in einem Sprechgesang ohne Modulation. Die Reduzierung des Pop auf die wesentlichen Ingredienzen. New-Wave-Minimalismus. Der Welthit „Da Da Da“ war erst in der dritten Auflage auf dem Album.
Black Flag
Damaged
SST, 1981
Die Westküste tritt auf den Punk-Plan. Volle Pulle Hardcore aus L.A. Wütend und aggressiv. Henry Rollins als oberkörperfreier Berserker am Mikro, Powergitarrist Gregg Ginn knallt rein. Ein Grundstein des legendären SST-Labels. Teenager-Fäusteballen mit „Life Of Pain“ und „Rise Above“.
R.E.M.
Lifes Rich Pageant
I.R.S., 1986
Schluss mit dem Verstecken: Im Kern blieben R.E.M. die verzauberte Südstaatenband, doch plötzlich waren Michael Stipes kritische Texte deutlich zu verstehen. Politisch und poetisch, eindringlich und bewegend, dazu herrliche Melodien. „Begin the Begin!“
Nick Drake
Pink Moon
Island, 1972
Schöner kann Introvertiertheit nicht klingen. Mit seiner Stimme und seinem Gitarrenpicking war sich der Songwriter selbst genug (das bisschen Klavier mal ausgenommen). Die unfassbar zarten, zauberhaften Lieder erzählen aber auch, was für eine Katastrophe diese Einsamkeit ist.
The Specials
More Specials
2 Tone, 1980
Musikchef Jerry Dammers wollte eine Fortentwicklung nach dem Neo-Ska-Boom ihres ersten Albums auf 2 Tone: Früher TripHop und filmscoretaugliche Tracks wie „Stereotypes“ oder „International Jet Set“, die durch die Stimme von Terry Hall ihren besonderen Twist bekommen.
Brian Eno
Another Green World
Island, 1975
Ein Album an der Schnittstelle von Art-Rock und (Semi-) Electro-Pop, das David Bowie schwer beeindruckte und Blueprint für „Low“ wurde. Eno holte sich Robert Fripp, John Cale und Phil Collins ins Studio, spielte die meisten Tracks jedoch selbst ein.
Coldplay
A Rush Of Blood To The Head
Parlophone, 2002
Die Singles „In My Place“, „The Scientist“ und „Clocks“ ebneten den Weg für den internationalen Durchbruch der Band, die kurz darauf schon Stadien füllte. Ihr Grammy-dekoriertes zweites Album steht in 13 Millionen Haushalten.
Gil Scott-Heron
Pieces Of A Man
Flying Dutchman, 1971
Jazz, Soul und Funk liefern das Fundament für politisch aufgeladene Texte. „The Revolution Will Not Be Televised“ bleibt als Wegweiser für HipHop der markanteste Track, „Lady Day And John Coltrane“ und „Home Is Where The Hatred Is“ sind weitere Meilensteine.
Kettcar
Du und wieviel von deinen Freunden
Grand Hotel van Cleef, 2002
Das Debüt der Hamburger, kein „befindlichkeitsfixierter Aufstand“, wenngleich schon „hetero und männlich“ – doch Kettcar waren bereits damals viel mehr als Emo-Rock, ihre Lieder erzählten klug von unserem Alltag, ohne klugzuscheißen.
Interpol
Turn On The Bright Lights
Matador, 2002
Die mit quengelnden Gitarren aufgerufene allgemeine Verzweiflung und das Leiden an Ich und Welt legen schnell den Vergleich zu Joy Division nahe. Doch die New Yorker sind keine Minimalisten – sie kleiden ihre Wut in ein hochkomplexes Soundgewand.
Britney Spears
...Baby One More Time
Jive, 1999
Britneys Debüt ist das Bubblegum-Pop-Maximum, unverschämt eingängig, von großer Kunstfertigkeit und Künstlichkeit. Mastermind Max Martin wurde zum zentralen Pop-Architekten der nächsten zwanzig Jahre und Britney zur ewigen, auch tragischen Ikone.
Devo
Q: Are We Not Men? A: We Are Devo!
Warner, 1978
Electro-Avantgarde aus Akron/Ohio. „Mongoloid“ ("one chromosome too many") würde man heute wohl nicht mehr so schreiben. Passt aber genauso wie "Satisfaction" als Roboter-Dance-Track in die Dada-Ästhetik der Ex-Kunststudenten.
Sufjan Stevens
Carrie & Lowell
Asthmatic Kitty, 2015
Sufjan Stevens kontempliert über den Tod seiner Mutter und verzichtet auf den elektronischen Prog-Folk der vorangegangenen Alben. Mit allerlei Saiteninstrumenten im Zentrum entstehen wundervoll sanfte, tief berührende Lieder über Trauer und spirituellen Trost.
Chico Buarque
Construção
Philips, 1971
Aus dem Exil nach Brasilien zurückgekehrt, nahm Buarque sein dunkelstes Album auf. Für hiesige Ohren mögen hochinfektiöse Stücke wie „Cordão“ nach ewiger Sonne über dem Zuckerhut klingen, doch finden sich in den Texten immer wieder codierte Anklagen gegen Zensur und Staatsterror.
Nick Cave & The Bad Seeds
The Good Son
Mute, 1990
Der wilde Mann nahm diese herrliche Balladenplatte mit Klavier und Shanty-Gesängen auf. „Foi Na Cruz“, „The Ship Song“, „Lucy“ und „The Good Son“ waren doch sehr anders als die früheren Stücke der Bad Seeds. Manche nahmen es Nick Cave übel, aber neue Hörer kamen hinzu.
Bright Eyes
I’m Wide Awake, It’s Morning
Saddle Creek, 2005
„We are nowhere and It’s Now“, sang Conor Oberst aus Omaha/Nebraska, und er war mit seinen fantastischen Indie-Rock-Songs auf einem von mehreren Höhepunkten seines Schaffens. Am Ende („Road To Joy“) kniet sogar Beethoven nieder.
Pavement
Crooked Rain, Crooked Rain
Matador, 1994
Stephen Malkmus, dem Posterboy der „Slacker“-Neunziger-Jugendkultur, war nicht alles egal, auch wenn er sang, als würde er Kaugummi kauen. Ein Meisterwerk über verliebte Sommer („Gold Soundz“), Paarberatung („Cut Your Hair“) und Altersträume (“Range Life“).
Fugees
The Score
Columbia, 1996
Während der Hip-Hop drum herum schon zum Gangsta-Rap regredierte, gelingt dem Trio eine Sternstunde des Genres, ein gültiges, spirituelles, humorvolles Werk, getragen von Reggae-Grooves und samtenem Flow. Der Hit „Ready Or Not“ wird zur Blaupause für den R&B der Nullerjahre.
The Supremes
Where Did Our Love Go
Motown, 1964
Die Supremes waren 1964 erfolgreicher als die Beatles, und „Where Did Our Love Go“ ist ein unsterblicher Soul-Song. Dass das zweite Album der Gruppe um Diana Ross bloß eine Zusammenstellung von Single-A- und -B-Seiten ist, davon drei Nummer-eins-Hits – geschenkt.
Lana Del Rey
Ultraviolence
Polydor, 2014
Nachdem Lana Del Rey für „Born To Die“ viel Häme hatte einstecken müssen, legte sie auf „Ultraviolence“ eine 180-Grad-Wendung hin: Westerngitarren statt HipHop-Beats, psychedelische Layer-Vocals und verzerrte Bässe lassen das Album glühen wie die Luft überm Death Valley.
Thin Lizzy
Jailbreak
Vertigo, 1976
Ihr letzter Versuch, nachdem „Nightlife“ und „Fighting“ kommerziell enttäuscht hatten. Der Druck lockt Thin Lizzy noch einmal aus der Reserve. Brian Robertson und Scott Gorham lassen ihre Gitarren so schön singen, da kann auch die maue Produktion nichts verderben. Phil Lynotts Stimme eh nicht.
Arcade Fire
The Suburbs
Merge, 2010
Nach den Themen Tod und Erlösung auf den beiden Vorgängeralben gehen die Kanadier den wehmütigen Weg zurück in die Jugend. Zu veränderter, berauschend intensiver Klangkulisse geht es dennoch viel um Vergänglichkeit und Verlust, mit furiosen Melodien und trotzigem Pathos.
Aztec Camera
High Land, Hard Rain
Rough Trade, 1983
Roddy Frames Debüt gehört zu den Meisterwerken des Glasgower Postcard-Pop. Er war gerade volljährig und schrieb die besten Songs neben Landsmann Edwyn Collins. „Oblivious“ oder „Walk Out To Winter“ konnte Frame kaum noch übertreffen. Oder irgendwer sonst.
Rihanna
Anti
Westbury Road/Roc Nation, 2016
„Good girl gone bad“, und diesmal glaubte man es ihr: Im zweiten Jahrzehnt ihrer Karriere lieferte der Popstar einen unerwarteten Höhepunkt, ein düster-urbanes Album für die Nacht, eine hypnotische Reise durch die dunkle Stadt, sexy und psychedelisch und von ungeahnter Tiefe.
Lady Gaga
The Fame Monster
Interscope, 2008
Im Sommer 2008 hatten die USA eine neue Queen of Pop. Während die alte – Madonna – nur noch Bonbons („Hard Candy“) verkaufte, veröffentlichte Stefani Germanotta als Lady Gaga ein hitpralles Album, auf dem sie sich als selbstbestimmte Souveränin präsentierte.
Roxy Music
Roxy Music
Island, 1972
Für dieses Debütalbum wurde der Ausdruck "artsy" überhaupt erst erfunden. Glam und Travestie treffen auf Rock’n’Roll und Jazz-Funk, Brian Enos Synthesizer auf Bryan Ferrys Vaudeville-Stimme. Rockmusik trug ordentlich Make-up auf und naschte in Äther getränkte Erdbeeren.
Motörhead
Ace Of Spades
Bronze, 1980
Das Artwork des kommerziell größten Erfolgs der Band inszeniert das damalige Trio als Spaghettiwesternhelden, fotografiert in einer britischen Sandgrube. Nie klang Zocker-Rock-’n’-Roll auf Speed abgebrühter, gewiefter und verführerischer als auf Motörheads viertem Album.
Arthur Russell
World Of Echo
Upside, 1986
Im New Yorker Underground war der Cellist und Komponist Arthur Russell eine feste Größe. Immerhin das minimalistische Electro-Ambient-Art-Pop-Meisterwerk „World Of Echo“ schlug auch außerhalb der Avantgardekreise, in denen er sich bewegte, Wellen (wenn auch viel zu kleine).
Tocotronic
K.O.O.K.
L’Age D’Or, 1999
Das Monumentalalbum der Hamburger: Dirk von Lowtzow sang jetzt wunderbar melancholische Lieder wie „Unter der Schnellstraße“, „Morgen wird wie heute sein“, „Das Geschenk“ und „Let There Be Rock“. Ihr Rock wurde immer epischer, und ein Waldhorn erklingt auch.
Pink Floyd
The Wall
Harvest, 1979
Mit „The Wall“ setzte Roger Waters sein Ego endgültig gegen die Band durch, danach war sie zerstört. Sein Großentwurf über Kindheitstrauma, Kriegshass und die Isolation des Rockstars hat eine immense Kraft, lebt aber – ein letztes Mal – genauso von der Musikalität seiner Bandkollegen.
Tracy Chapman
Tracy Chapman
Elektra, 1988
Das Debüt der amerikanischen Singer-Songwriterin wurde von etlichen Labels abgelehnt, die sich dann angesichts der Hits „Talkin’ Bout A Revolution“ und „Fast Car“ hoffentlich angemessen ärgerten. Starke, schlichte Lieder, von dieser tiefen Stimme so berührend gesungen.
Curtis Mayfield
Super Fly
Curtom, 1972
„Super Fly“ ist der Soundtrack zum Blaxploitation-Film gleichen Namens und gilt als einer der funkiesten Soundtracks aller Zeiten. Curtis Mayfield, der für seine sozialbewussten Texte und seine einprägsamen Melodien bekannt ist, komponierte und sang die Songs für diesen bahnbrechenden Soundtrack. Songs wie „Pusherman“ und „Freddie’s Dead“ sind absolute Klassiker, die den Sound der frühen 1970er-Jahre perfekt einfangen. Dieser Soundtrack ist nicht nur ein wichtiger Teil der Musikgeschichte, sondern auch ein Spiegelbild der sozialen und politischen Probleme seiner Zeit.
Crosby, Stills, Nash & Young
Déjà Vu
Atlantic, 1970
"Déjà Vu" ist ein Hippie-Klassiker und ein bedeutendes Album in der Rockgeschichte. Die Band Crosby, Stills, Nash & Young vereint großartige Talente, darunter David Crosby, Stephen Stills, Graham Nash und Neil Young. Das Album bietet eine Mischung aus brillanten Songs, darunter das Titelstück "Déjà Vu", das kraftvolle "Almost Cut My Hair", Nashs "Teach Your Children" und das bezaubernde "Our House". Mit Neil Young wurde die Band noch besser und schuf ein Album, das ihren musikalischen Einfluss und ihre Bedeutung festigte.
Cocteau Twins
Heaven Or Las Vegas
4AD, 1990
Monsters of Melancholia seit 1980. Eine der Vorzeigebands des Londoner Labels 4AD, das sich früh auf Avantgarde-Gothic spezialisiert hatte. Zum Restart wird der enigmatische Engelsgesang von Elizabeth Fraser populär, "Iceblink Luck" steigt in die UK-Top-40.
Alanis Morissette
Jagged Little Pill
Maverick, 1995
Mit "Jagged Little Pill" schaffte die kanadische Sängerin Alanis Morissette ihren Durchbruch. Das Album, ihr drittes Studioalbum, wurde zu einem enormen Erfolg. Hits wie "You Oughta Know" und "Ironic" liefen ständig auf MTV und verhalfen ihr zu weltweiter Bekanntheit. Die Songs auf dem Album sind geprägt von Morissettes ehrlichen und kraftvollen Texten, die oft Selbstbewusstsein und Selbstempowerment ausstrahlen. "Jagged Little Pill" ist ein Meilenstein in der Popmusik und bleibt ein bedeutendes Werk in Morissettes Karriere.
Nick Drake
Bryter Layter
Island, 1971
Joe Boyd produzierte Drakes zweites Album mit größerer Besetzung. Es erreichte seinerzeit jedoch kein größeres Publikum. Heute erkennt man die karge Schönheit dieser für Drakes Verhältnisse recht hoffnungsvollen Lieder, allen voran das unendlich romantische „Northern Sky“.
Bob Dylan
The Freewheelin’ Bob Dylan
Columbia, 1963
Auf seinem Debüt klang der Junge, der sich Bob Dylan nannte, noch wie ein Woody-Guthrie-Imitator. Mit Liedern wie „Blowin’ In The Wind“ und „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“ offenbarte er sich auf dem zweiten Album bereits als Amerikas größte Stimme.
Burial
Burial
2006
Burials Debüt ist von einer Melancholie durchzogen, wie man sie auch in leeren Nachtbussen findet. Es knackst und knistert, überall ist Verfall. Beats wie das träge Rattern eines mit Graffiti übersäten Geisterzugs. Die große Party ist vorbei, die Zukunft findet ohne uns statt.
Prince And The Revolution
Parade
1986
Ein Pop-Jazz-Album mit zwölf Songs in nur 40 Minuten, eine Meisterleistung der Reduktion. Wendy & Lisa erhalten gebührenden Platz mit „Sometimes It Snows In April“. Bei „Kiss“ darf man sich nicht täuschen lassen: Prince flirtet darin nicht – er erteilt Befehle.
Blumfeld
L’etat et moi
1994
Das wichtigste Album der Hamburger Schule als Kommentar zur Wiedervereinigung. Distelmeyer singt: „Ich heiße Einheitsarchitekt/ Du kannst auch Blödmann zu mir sagen“ und „Ab nach Berlin/ Da, wo die Leute aus Heimweh hinziehn“. In der Hauptstadt reiften wieder Weltbeherrschungspläne.
Pet Shop Boys
Behaviour
1990
Zu den Münchner Retro-Synthie-Klängen ihres Produzenten Harold Faltermeyer blickte das Duo ebenso weise wie wehmütig auf eine Dekade der verpassten Chancen und (unnötigen) Exzesse zurück. „Being Boring“ war kein Chart-Hit, gilt heute aber als ihr größter Song.
Silver Jews
American Water
1998
„In 1984 I was hospitalized for approaching perfection“, singt der Dichter David Berman zur Albumeröffnung. „American Water“ ist gespickt mit solchen Bonmots und Geistesblitzen und klingt dazu wie eine Schaukelstuhl-Version der Schwesterband Pavement.
Soft Cell
Non-Stop Erotic Cabaret
1981
Suicide in soft: das Duo Marc Almond/David Ball schuf die schwülsten Synthie-Pop-Songs der Dekade. Soft Cell klingen, als würden sie aus einem neonbeleuchteten Fummelkino stammen, und erzählen von Sehnsucht, Begierde und gebrochenen Herzen.
The Flying Burrito Brothers
The Gilded Palace Of Sin
1969
Ein Meilenstein in der unwahrscheinlichen Erfolgsgeschichte des Country-Rock vom Nischendasein zur Markgröße. Rädelsführer war einmal mehr Gram Parsons, indes Chris Hillman den besonnenen Part übernahm. Gemeinsam schrieben sie Genreklassiker.
Chic
C’est Chic
1978
Nile Rodgers’ Gitarre und Bernard Edwards’ warmer Bass prägen einen Sound, der ein ganzes Genre prägte. „Le Freak“ wurde unzählige Male gesampelt, die Disco-Eleganz von „I Want Your Love“ ist unübertroffen und „At Last I Am Free“ eine der schönsten Balladen ihrer Zeit.
Stereo Total
Musique Automatique
PIAS, 2001
Wir tanzen im Viereck, wir tanzen konzentriert – 2001 hatte das konzentrierte Tanzen zu elektronischer Musik derartig den Höhepunkt erreicht, dass es jemanden wie Françoise und Brezel brauchte, um alles auf den Boden der Lo-Fi-Tatsachen zurückzuholen.