ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten
Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt
Kanye West
Yeezus
Def Jam, 2013
Eine manische, aggressive, radikale Platte. Kanye West sampelt „Strange Fruit“ über einen rauen Trap-Beat, zerschießt seine Lieder mit Industrial-Lärm, rappt von einem „Black Skinhead“ und „New Slaves“, seine Politik ist rabiat und chaotisch. Der Rock’n’Roll des 21. Jahrhunderts.
Hans-A-Plast
Hans-A-Plast
Lava/No Fun, 1979
Die Band um Sängerin Annette Benjamin setzte Hannover auf die Landkarte des Punk. Feministischer und politisch radikaler als die überpräsenten Rheinländer, trafen Hans-A-Plast mit Liedern wie „Es brennt“ oder „Lederhosentyp“ einen Nerv – nicht nur unter Hausbesetzern.
DJ Shadow
Endtroducing.....
Mo’ Wax, 1996
Mit 24 Jahren kollagierte der Kalifornier DJ Shadow das erste Album, das nur aus Samples bestand. Etwas düsterer, instrumentaler Hip-Hop, viel Trip-Hop. In England: Pop. Ein Wegweiser in die Zukunft, gebaut mit kleinem Werkzeug – Sampler, Plattenspieler, digitale Bandmaschine.
Queen
Sheer Heart Attack
EMI, 1974
Thrash Metal, Musical-Grandezza, irrwitzige Fantasy-Exkursionen, verspielte Piano-Miniaturen, herrliche Albernheiten: Diese stilistische Wundertüte bescherte Queen ihren ersten echten kommerziellen Erfolg, nicht zuletzt dank der charmanten Single „Killer Queen“.
Robert Wyatt
Rock Bottom
Virgin, 1974
Nach einem Fenstersturz querschnittsgelähmt, wurde der begnadete Schlagzeuger Robert Wyatt ein beseelter Sänger, der diese ozeanischen Liebeslieder für seine Freundin Alfie Benge (sie heirateten am Erscheinungstag des Albums) mit einer Art-Rock-Supergroup aufnahm.
The Incredible String Band
The Hangman’s Beautiful Daughter
Elektra, 1968
Die Lieder entspringen der britischen Folk-Tradition, aber es gibt auch sägende Sitar-Drones zu hören, Tabla-Rhythmen und Ouds, hymnische Chöre und leiernden Minnesang. Ein vielstimmiger Klang globalisierter Exotik.
The Killers
Sam’s Town
Island, 2006
Amerikanische Träume und was aus ihnen werden kann. Auf dem zweiten Killers-Album verwandelte sich Brandon Flowers kurzzeitig in einen glamourösen Springsteen, und der klassische Rock stand der Las-Vegas-Band sehr gut. Von Flood und Alan Moulder angemessen wuchtig produziert.
ABC
The Lexicon Of Love
Neutron, 1982
Die glamouröseste Band des britischen Pop-Sommers 1982, ein Album überschwänglicher, sinfonisch umfasster funky Lovesongs. In einem schwingt der Goldlamé tragende Sänger seine Liebe wie ein Lasso: „Yippie-aye-yippie-aye-yeah!“ Das pure Glück.
Otis Redding
Otis Blue
Volt, 1965
Mit seinem dritten Album etablierte sich Redding als prägnanteste Stimme des Southern Soul. Mit der Stax-Hausband Booker T. & The M.G.’s und hitzigen Bläsern im Rücken entringt er Songs von Sam Cooke, Jagger/Richards und Motown ein Maximum an Funk, Intensität und Herzensblöße.
LCD Soundsystem
Sound Of Silver
DFA, 2007
Mit Liedern über seine Midlife-Crisis wurde James Murphy zum Hipster-Daddy der Indie-Sleaze-Generation. Die Mischung aus Rock, House, Funk und Mitgröl-Rave stiftete Gemeinschaft, bevor das Internet die Pop-Welt endgültig in Mikronischen atomisierte.
The Streets
Original Pirate Material
Locked On, 2002
Ein Manifest des britischen Hip-Hop. Musikalisch steht Mike Skinners Debüt in der Tradition elektronischer Tanzmusik wie Garage. Textlich und sprachlich entfernt es sich von den Stereotypen des US-Hip-Hop und spielt in der Lebenswelt eines englischen Lads.
Jay-Z
The Blueprint
Def Jam, 2001
Das sechste Album des Rappers erschien an einem Schicksalstag – dem 11. September 2001 – und wurde zu einem Sprungbrett seiner Karriere. Der von Kanye West und Just Blaze fett produzierte Sound wurzelt überwiegend in Soul-Samples, Jay-Z präsentierte sich dazu als charmanter Bad Boy.
Van Halen
Van Halen
Warner, 1978
Auf ihrem Debüt stellten Van Halen gleich alles aus, was sie konnten: In Hardrock-Klassikern wie "Runnin’ With The Devil" sang sich David Lee Roth die Kehle wund, und 1:42 Minuten "Eruption" zeigten, dass das Wort "Gitarrist" für Eddie Van Halen eine krasse Untertreibung ist.
Primal Scream
Screamadelica
Creation, 1991
Eine überwältigende Collage, die den Zeitgeist von 1991 perfekt auf den Punkt bringt – mit allem, was Bobby Gillespie damals lieb und teuer war: House, Gospel, Ambient, Dub, Psychedelic – und immer wieder The Rolling Stones. Man wollte dazu Drogen nehmen und rumtanzen.
Dio
Holy Diver
Warner, 1983
Bei Rainbow und Black Sabbath hat sich Ronnie James Dio die Reputation geholt, um danach schließlich mit seiner eigenen Band aus alten Kombattanten und dem jungen Gitarrengenius Vivian Campbell den Rahm abzuschöpfen. Bereits dieses Debüt ist ein Hardrock-Klassiker.
Broadcast
Tender Buttons
Warp, 2005
2005 waren Broadcast nur noch ein Duo. Dieser Umstand zeigte sich in einem auf das Wesentliche reduzierten Album. Diese Musik aus frühen elektronischen Sounds, Wave-Psychedelica und Sixties-Pop ist manchmal kalt, manchmal zärtlich, immer aber betörend.
The Pogues
Rum Sodomy & The Lash
Stiff, 1985
Nie funktionierte die Pogues-typische Mischung aus Traditionals und Originalen, Trinkliedern und Dramen, Tanz und Schunkel besser als auf ihrem zweiten, von Elvis Costello produzierten Album. „A Pair Of Brown Eyes“ sind Shane MacGowans lichteste fünf Minuten.
Bob Dylan
Bringing It All Back Home
Columbia, 1965
Den aufgeputschten Übergang vom Folk zum Rock werteten viele seiner Fans als kompletten Verrat an der Gegenkultur, zu deren Messias sie Dylan gemacht hatten. Dabei ist die Platte musikalisch und textlich wegweisend für alles, was da noch Großes kommen sollte.
Judas Priest
British Steel
Columbia, 1980
Steeler, Rage, Grinder – der enorme Einfluss eines Albums zeigt sich auch daran, dass Songs zu neuen Bandnamen werden. Schon auf den Alben davor sind Judas Priest eine komplette Metal-Band in Vollleder-Montur, aber auf „British Steel“ entstehen die Hits und Hymnen.
The Gun Club
Miami
Animal, 1982
Country trifft auf Post-Punk, Blondie (Debbie Harry singt Harmonien, Chris Stein produziert) trifft auf Creedence Clearwater Revival (Gun Club covern „Run Through The Jungle“), und Sänger Jeffrey Lee Pierce beschwört die Geister von Jim Morrison und Tim Buckley.
David Bowie
Station To Station
RCA, 1976
Bowie beschrieb seine Kunstfigur Thin White Duke als Barden, der über Romanzen singt, aber nichts fühlt. Später entlarvte er seinen hochklassigen Art-Rock scherzhaft als Junkie-Planlosigkeit. Selten führte ein psychischer Niedergang zu packenden Songs.
Tom Petty And The Heartbreakers
Damn The Torpedoes
Backstreet/MCA, 1979
Die makelloseste Heartbreakers-Platte ist eine Feier des schlanken, nach Aufbruch und Abenteuer gierenden Rock’n’Roll, in den US-Südstaaten verwurzelt, aber ohne Lokalpatriotismus und Erdenschwere. Petty hob mit „Refugee“ ab.
The Get Up Kids
Something To Write Home About
Vagrant, 1999
Das Emo-Album, auf das sich alle einigen konnten: Matt Pryor hatte viel Weezer gehört, und der Punk-Pop seiner Get Up Kids entwickelt eine ähnliche Energie. Lyrisch und durch den drastischen Gesang eher bittersüße Pille als Bubblegum.
The Velvet Underground
The Velvet Underground
MGM, 1969
Das dritte Velvet-Underground-Album hat kein Andy-Warhol-Cover, keine John-Cale-Avantgarde und keine Skandalsongs, es ist einfach das am besten klingende, konsistenteste Album der Band. „Candy Says“! „Pale Blue Eyes“! „After Hours“! Pop ohne Art.
Van Dyke Parks
Song Cycle
Warner, 1967
Maverick oder Genie? Van Dyke Parks war beides. Freilich sperrte sich seine anspruchsvolle Tonkunst gegen gängige Vermarktungsversuch. Orchestraler Avant-Pop mit Ragtime-Allüren? Chamber-Folk zu Showtunes? Es dauerte fünf Jahre, bis sich die Produktionskosten amortisiert hatten.
Johnny Cash
American Recordings
American, 1994
Es ist Produzent Rick Rubins Verdienst, dass Cash in den Neunzigern für die Grunge-Generation zum Sinnbild von Country-Coolness wird. Auf Akustikgitarre und Bassbariton reduziert trägt der Mann in Schwarz fesselnd Liedgut von Cohen, Waits und Danzig vor.
The Stranger
Billy Joel
Columbia, 1977
Seit 1972 hatte Billy Joel in jedem Jahr eine Platte veröffentlicht, aber richtig erfolgreich war keine. Nun holte er den Produzenten Phil Ramone ins Studio – und die Songs bekamen Schliff und Schmiss: „Movin’ Out“, „Vienna“, „Just The Way You Are“ ... Der Piano Man wurde ein Superstar.
Townes Van Zandt
Our Mother The Mountain
Poppy, 1969
Das zweite Album des texanischen Songpoeten stellt einige seiner besten Songs vor – stellvertretend sei an dieser Stelle nur „Kathleen“ genannt –, während „Tecumseh Valley“ eine Neuaufnahme ist, hier geerdet von Cracks wie James Burton und Charlie McCoy.
Casper
XOXO
Selfmade/Four, 2011
Das zweite Album von Benjamin Griffey alias Casper ging gleich auf Platz 1 der deutschen Charts. HipHop war dem Rapper längst zu eng geworden, er wagte jetzt auch Rock, Thees Uhlmann kam nicht zufällig vorbei. Das Beeindruckende blieb aber seine Emphase, das dauernd Dringliche.
You Can’t Hide Your Love Forever
Polydor, 1982
Orange Juice hatten alles, um die größte Indie-Pop-Band der Achtziger zu werden: die Anleihen bei Byrds, Velvet Underground und Al Green, die gewitzten Lyrics, den charismatischen Sänger. Sie lösten sich 1984 auf, die Smiths übernahmen.