ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten
Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt
Bob Dylan
Blonde On Blonde
Columbia, 1966
Die Cover mancher Platten sehen so legendär aus, dass man sie sofort kaufen möchte, ohne einen Song gehört zu haben. Das Foto mit dem Wuschelkopf Bob Dylans auf „Blonde On Blonde“ ist so legendär, weil der Fotograf Jerry Schatzberg es verwackelt hat. Natürlich sah Dylan, dass es genau richtig war für ein Album, auf dem die Hawks, nachmals als The Band und Dylans Begleitband berühmt, Al Kooper an der Orgel, Joe South und Charlie McCoy an den Gitarren und Hargus „Pig“ Robbins am Piano spielten. Die Aufnahmen begannen im Herbst 1965 in New York und wurden im Frühjahr 1966 in Nashville fortgesetzt.
Manche Platten möchte man sofort des Albumtitels und der Songtitel wegen kaufen, und auch solch eine Platte ist „Blonde On Blonde“: „Rainy Day Women #12 & 35“, „Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again“, „Temporary Like Achilles“, „Absolutely Sweet Marie“, „Leopard-Skin Pill-Box Hat“. Dann hört man das Album, und es haut einen um. Dergleichen hatte die Welt noch nicht gehört.
Als hätte Thomas Pynchon Songs mit Hoagy Carmichael und John Coltrane geschrieben, so surrealistische, vollkommen grundstürzende und unabweisbare Gebilde. Aber auch ganz formstrenge, wunderschöne Lieder wie „Visions Of Johanna“ und „Just Like A Woman“, die klingen, als wären sie schon immer da gewesen.
Dylan hatte einen Begriff für den Klang der Platte: „that thin, wild mercury sound“. Außerdem ist es das erste Doppelalbum überhaupt. Und auf der vierten Seite ist nur ein Song, „Sad Eyed Lady Of The Lowlands“.
Die Welt staunte und die Propheten wunderten sich.
(ARNE WILLANDER)