ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten

Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt

439

Nina Simone

Sings The Blues

RCA Victor, 1967

„Mr. Backlash“, singt Nina Simone im „Backlash Blues“, „du behandelst uns wie Menschen zweiter Klasse und schickst unsere Söhne nach Vietnam, aber deine Stunde, weißer Mann, hat geschlagen.“ Militant, entschlossen, nicht mehr zu besänftigen, schlägt sie dazu die Akkorde an.

438

Tori Amos

Under The Pink

Mit ihrem zweiten Album etablierte sich Tori Amos schon als große Songschreiberin. Ihr „Cornflake Girl“ kam fast in die amerikanischen Top Ten. Mit Streichern spielte die Sängerin immer gern, doch ihre zarten bis wilden Stücke brauchten eigentlich nur sie und ein Klavier.

437

The Chemical Brothers

Dig Your Own Hole

Freestyle, 1997

Die Erfindung von Stadion-Techno. Eine Rave-Signal-Liga mit The Orbital, Prodigy oder Underworld. Was einst DJ-basiert in Kellerclubs bollerte, mutiert ins Bandformat. Das Big-Beat-Duo Tom Rowlands und Ed Simons zieht und zerhackt Ideen aus der Psychedelia.

436

Neutral Milk Hotel

In The Aeroplane Over The Sea

Merge, 1998

G-Dur, E-Moll, C-Dur, D-Dur, so beherzt geklampft, dass die Mikrofone knacken. Dazu Posaunen und Trompeten auf einem Trauermarsch und Jeff Mangum, der surreale Gedichte über das Schöne und Schreckliche, das Fleischliche und Jenseitige bellt.

435

Whitney Houston

Whitney

Arista, 1987

Nie war das Stimmwunder besser als auf dieser quintessentiellen Eighties-Platte. „I Wanna Dance With Somebody“ singt sie so, als würde sie schon längst tanzen. Wer könnte dieser vor Charme und Charisma strahlenden Pop-Soul-Queen einen Tanz verwehren?

434

Cream

Disraeli Gears

Atco, 1967

Der Einfluss des Produzenten Felix Pappalardi wird deutlich. Er hilft der Supergroup, den Blues des Debüts in Richtung Psychedelic zu erweitern. Eric Clapton zapft endlich sein Potential als Songwriter an („Strange Brew“!) und macht sich mit dem Wah-Wah-Pedal vertraut.

433

The Beach Boys

Smiley Smile

Capitol, 1967

Brian Wilsons Meisterwerk, seine „teenage symphony to God“, war an der Psyche ihres Schöpfers und den Widerständen der anderen Beach Boys gescheitert. Die prächtigen Scherben kehrte man inklusive der Singles „Good Vibrations“ und „Heroes And Villains“ zu „Smiley Smile“ zusammen.

432

Betty Davis

They Say I’m Different

Just Sunshine, 1974

Die zweite Platte der fulminanten Soul-Sängerin, die kurze Zeit mit Miles Davis verheiratet (und womöglich für seine Neuorientierung um 1968 verantwortlich) war. Die Songs formulierten scharf Zeitgeist sowie schwarzes und weibliches Selbstbewusstsein.

431

Black Sabbath

Black Sabbath

Vertigo, 1970

Donnergrollen, Kirchenglocken und der teuflische Tritonus als kriechendes Schlepper-Riff: Mit dem Titeltrack ihres Debüts eröffnen Black Sabbath der Welt die Geburt von Heavy und Doom Metal. Ein Album wie ein Hammer-Horror-Film, noch dazu an einem Freitag, den 13., veröffentlicht.

430

The Fall

This Nation’s Saving Grace

Beggars Banquet, 1985)

Das Album, auf dem The Fall plötzlich Pop wurden. Na ja, fast. Mark E. Smiths singende Ehefrau Brix gibt den Suaden ihres Gatten Struktur, die Band zeigt, dass sie mehr kann als wüten. Und wenn Smith singt, er sei der sanfte Can-Vocalist Damo Suzuki, glaubt man ihm fast.

429

2Pac

All Eyez On Me

Death Row/Interscope, 1996

Das erste Doppelalbum in der Rap-Geschichte. Labelchef Suge Knight von Death Row wirkt als Executive Producer. Zentrales Werk des US-HipHop der 1990er. Platz 1 in den US-Charts. AllMusic nennt es ein Opus magnum. Gastbeiträge von The Outlawz und Snoop Dogg.

428

Joni Mitchell

Don Juan’s Reckless Daughter

Asylum, 1977

Jede Facette von Mitchells komplexem Schaffen findet sich auf dieser ambitionierten Platte, die zugleich über das bisherige Werk hinausweist. Das epische „Paprika Plains“ ließ den auf dem Totenbett liegenden Charles Mingus nach ihr rufen.

427

King Crimson

Larks’ Tongues In Aspic

Island, 1973

Eine römische Dekadenz-Speise, diese Lerchenzungen, aber eine Delikatesse. Guter Titel für ein Album, das mit den ersten beiden Teilen des Titeltracks das Großartigste bietet, was die Band schuf. Abgeklärter, kühler waren sie geworden. Und leichter: „Easy Money“ ist Pop.

426

Serge Gainsbourg & Brigitte Bardot

Bonnie And Clyde

(Fontana, 1968)

Das Album enthält einige der süffigsten Popsongs der B.-B.-Phase, ist dabei charmanter und eingängiger als das Meisterwerk „Histoire de Melody Nelson“ mit Jane Birkin. Das Video zum Titelsong ist fast so cool wie der gleichnamige Film.

425

Metallica

Ride The Lightning

Megaforce, 1984

Bei „Fade to Black“ und „For Whom The Bell Tolls“ beginnt die sukzessive Kommerzialisierung. Auf einmal kann James Hetfield richtige Melodien singen, und die Gitarren üben sich in orchestriertem Schönklang. Aber noch überwiegt Gebolze.

424

Genesis

Selling England By The Pound

Charisma, 1973

Das fünfte Album verbindet das Beste aus allen Genesis-Welten: Folkloristisch-Versponnenes, Prog-Rock-Komplexität, Tony Banks’ Präludien, Peter Gabriels epische Erzählungen, Pathos und Pop-Ambitionen. Mitreißender als „Firth Of Fifth“ wurde es nicht mehr.

423

Jackson Browne

Running On Empty

Asylum, 1977

Die berühmteste Platte des kalifornischen Sensualisten. Während einer Amerikatournee in Bussen und Hotelzimmern aufgenommen, handelt das Album vom Unterwegssein. Songs wie „The Road“ und „Running On Empty“ beschreiben Monotonie und Alltag.

422

The Rolling Stones

Some Girls

Rolling Stones, 1978

Nie zuvor und nie danach hat die Band den musikalischen Zeitgeist (hier: zwischen Punk und Disco) so genuin ins eigene Werk übersetzt. Dazu so unterschiedliche Premium-Songs wie „Beast Of Burden“, „Faraway Eyes“ und ihr bestes Soul-Cover, „Just My Imagination“ von den Temptations.

421

Somewhere in Time

EMI, 1986

Das einzige Metal-Album, bei dem der Einsatz von Gitarren-Synthesizern nicht zur Zahnlosigkeit führte. Dank der erlesenen Kompositionen von Adrian Smith, der sich hier als Songwriter emanzipierte, wurde es nicht in der Szene verschmäht.

420

Ja, Panik

DMD KIU LIDT

Staatsakt, 2011

Fünf Burgenländer im Berliner Exil. Sie sind Velvet-Underground-Epigonen, die sich gegen das falsche Leben verschwören und Manifeste verfassen. Mit Lösungsvorschlägen wie „Save the planet, kill yourselves“ setzen sie ein Zeichen. „Nevermind“ ist das ewige Denkmal dieser Gruppe.

419

M.I.A.

Kala

XL/Interscope,

Mit einem MacBook und einem Mikrofon reiste M.I.A. durch Westafrika, die Karibik, Indien und Australien. Sie nahm auf, sampelte und schuf ein originelles Fusion-Album. Ein energetischer Agitprop-Rave, der wie jedes Land der Welt klingt.

418

Deftones

White Pony

Maverick, 2000

Mit ihrem dritten Album emanzipierten sich die Kalifornier vom Nu-Metal-Stigma und betraten Alternative-Terrain. Einflüsse von Post- und Art-Rock, TripHop und Shoegaze sind erkennbar. Zu Gast sind Maynard James Keenan (Tool) und Scott Weiland (Stone Temple Pilots).

417

Pink Floyd

The Gates Of Dawn

EMI, 1967

Während Pink Floyd live das Riff von „Interstellar Overdrive“ endlos jammten, dokumentiert dieses konzise Debüt dank Produzent Norman Smith Syd Barretts kurze Blüte. Er war ein sensibler Autor zwischen kindlicher Regression und LSD-Offenbarung: Syd in Wonderland.

416

PJ Harvey

The City, Stories From The Sea

Island, 2000

Das fünfte Album von PJ Harvey klingt wie ein Neustart. Die Songs leuchten und streben gen Himmel wie die Wolkenkratzer von Manhattan. Ein Besuch in New York City vertrieb die dunklen Geister des ebenfalls berühmten Vorgängers, „Is This Desire?“.

415

Television

Television

Capitol, 1992

Ein letztes Aufbäumen, nachdem 1978 viel zu früh Schluss war. Die Gitarren-Architektur von Verlaine und Lloyd bleibt auch 14 Jahre nach ihrem Jahrhundertalbum faszinierend unergründlich. Die Songs sind exquisit vertont, klingen verschattet und sind herzerwärmend nostalgisch.

414

The Gun Club

Fire of Love

Ruby, 1981

Robert Johnson auf Speed, eine brennende Voodoo-Puppe von Hank Williams, ein Höllenblues und ein Highway voller Geister. Das Debüt von The Gun Club ist eine diabolische Verbindung aus Punk und Americana, Jeffrey Lee Pierce der Missing Link zwischen Jim Morrison und Kurt Cobain.

413

Sun Ra

Lanquidity

Philly Jazz, 1978

Hier biegt der kosmische Jazzreisende Sun Ra doch noch kurz zur Erde ab und nimmt ein paar Signale der beliebten Fusion auf, als wäre er Miles Davis. Doch selbst zwei Gitarren können den Kurs Richtung Saturn nicht ändern: Auch im damals zeitgenössischen Kleid klingt das Arkestra ewig.

412

Herbie Nichols Trio

Herbie Nichols Trio

Blue Note, 1956

Man fragt sich, warum der New Yorker Jazzpianist und Komponist von „Lady Sings The Blues“ Herbie Nichols so lange unentdeckt blieb. Auf diesen Live-Aufnahmen hörten die meisten erst nach seinem Tod, wie einzigartig er Modern, Dixieland und Karibisches kreuzte.

411

Gang Of Four

Entertainment!

EMI, 1979

Hegel-Zitate, Feedback und neomarxistischer Funk-Punk aus Leeds. Das Quintett in Oberhemden kreist um die Stakkatogitarre des 2020 verstorbenen Andy Gill. Ihre schroffe Dub-Ästhetik in Songs wie „Ether“ macht sie zu den Onkels von Franz Ferdinand oder The Rapture.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates