ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten
Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt
Ramones
Ramones
Sire, 1976
Mit ihrem Debütalbum revolutionierten die Ramones die Rockmusik. Die 14 Songs sind knallharte, energiegeladene Punk-Rock-Hymnen, die die Grundlage für eine ganze Generation von Punkbands bildeten. Die Ramones prägten nicht nur den Sound, sondern auch das Image des Punk-Rock.
N.W.A
Straight Outta Compton
Priority, 1988
Die Supergruppe um Dr. Dre, Ice Cube und Eazy-E kehrt ihre Erfahrungen von Gettokriminalität, Rassismus und Polizeiwillkür in wütende Kampfansagen und Ermächtigungsfantasien um. Die Westcoast wurde zur Hip-Hop-Macht. Einst wegen Gewaltverherrlichung und Sexismus gebrandmarkt, gilt ihr Debüt heute als Monument des Hardcore Gangsta Rap. (FC)
Elliott Smith
Either/Or
Kill Rock Stars, 1997
Über Elliott Smith ist gesagt worden, er lasse eine Gitarre klingen wie zwei und zwei wie vier. Es sind die traurigsten Gitarren. Seine Akkordfolgen sind ebenso raffiniert wie intuitiv, er ist mehr Komponist als Songwriter, aber hier ist er noch Komponist ohne Orchester. Er singt nah ins Mikro, flüstert dir ins Ohr. Depeschen aus der Depression. Was er im Leben nicht konnte, gelang ihm in der Kunst: "Say Yes." (JJ)
Pink Floyd
Wish You Were Here
Harvest, 1975
Syd Barrett erscheint im Studio, aber er ist schon da, vor allem in der überlangen Meditation über die Abwesenheit "Shine On You Crazy Diamond", aber auch im Titellied. Pink Floyd entwickeln einen im Vergleich zum Vorgänger viel eleganteren, manchmal gleißenden Sound. Rick Wright entwirft fantastische Synthesizerklänge, David Gilmour spielt die Soli seines Lebens. (JS)
Slayer
Reign In Blood
Def Jam, 1986
Mit seiner ersten Metal-Produktion verlieh Rick Rubin der Band eine im Genre ungekannte Präzision und Schlagkraft. Nackenbrechende Rhythmen, Gitarrensoli wie zornige Hornissen, gebellte Satzfetzen, die in pubertärer Erregung von Mord, Verstümmelung, Satan und leider auch dem Holocaust künden. "Reign In Blood" bleibt die ewige Instanz für kompromisslose Härte. (FC)
Can
Ege Bamyası
United Artists, 1972
Can schlossen die avantgardistischen Einflüsse von Karlheinz Stockhausen und der Minimal Music mit rohem Funk, raffiniertem Jazz und dem einzigartigen Gesang des ehemaligen Straßenmusikers Damo Suzuki kurz. "Ege Bamyası" ist zugänglicher als der ungestüme Vorgänger "Tago Mago". Die Single "Spoon", Titelmusik des TV-Thrillers "Das Messer", wurde sogar ein Hit. (JZ)
Solange
A Seat At The Table
Columbia, 2016
Mit ihrem dritten Album trat Solange Knowles 2016 aus dem Schatten ihrer großen Schwester Beyoncé und schuf ein makelloses, fast überinszeniertes Meisterwerk: Conscious Soul, so stylish wie sensibel, auch funky und psychedelisch, immer präzise und unmissverständlich. Sie fordert ihren Platz am Tisch – und Selbstermächtigung war damals noch kein Buzzword. (SZ)
David Bowie
Blackstar
Columbia, 2016
Den skelettartigen Major Tom, der im Video zum Titelsong der Ewigkeit entgegentreibt, hätte man als Ansage lesen können: Als größtmögliches Finale inszenierte Bowie sich im Duett mit dem Tod. Das ausufernde Schlussstück klingt wie ein Aufbruch in die Nacht, wehmütig und gelöst zugleich. Zwei Tage nachdem der schwarze Stern erschien, ging Bowie in die Unendlichkeit. (FP)
Oasis
Definitely Maybe
Creation, 1994
Das Debüt mit „Supersonic“ und „Live Forever“ rebelliert gegen die vorhersehbare Leere des Lebens, ohne die Hoffnung zu verlieren – nach der Grunge-Implosion um Seattle eine willkommene Abwechslung. Für Britpop-Fans eine Offenbarung, für die Gallaghers der Anfang ihrer damals noch gemeinsamen Karriere, zu der sie sich im Opener „Rock ’N’ Roll Star“ großspurig bekennen.(KB)
The B-52’s
The B-52’s
Warner, 1979
Why don’t you dance with me? Es gibt keinen Grund! Wer die hinreißende, demokratische, dynamische Energie, die aus diesen Songs sprüht, nicht spürt, ist doof und ein Limburger Käse. Die Band aus Athens knallt ihr Beehive-gestärktes New-Wave-Debüt all jenen vor den Latz, die sich in den späten Siebzigern in die Seriosität ihrer jeweiligen Szenen zurückziehen wollten. (ZYL)
Black Sabbath
Paranoid
Vertigo, 1970
Die Band als Bösewicht: Mit okkulter Koketterie brachten die „Sab Four“ das Konzept der comic-haften Corporate Identity in die Rockwelt. Der Brachialtango von „Iron Man“ wurde zur Urzelle des Heavy Metal, die sich bis heute in Abertausenden Riffs weiter teilt. Viele versuchten den bleischweren Groove nachzuahmen, selbst Cindy & Bert coverten „Paranoid“.(FP)
Can
Tago Mago
United Artists, 1971
"Diese Burschen sitzen auf hölzernen Stühlen und spielen elektrische Instrumente. Es wäre besser, wenn sie auf elektrischen Stühlen säßen und hölzerne Instrumente spielen würden." So beschrieb ein Schweizer Journalist Anfang der Siebziger ein Konzert von Can. „Tago Mago“ ist ihre beste Platte, insbesondere wegen der Improvisations-Epen „Halleluwah“ und „Aumgn“.(JB)
Van Morrison
Astral Weeks
Warner, 1968
Van Morrison führt uns vor, wie man mit Musik auf eine spirituelle Reise gehen kann. Mit schwebenden, in Trance gespielten Liedern, die irgendwo anfangen und irgendwo aufhören, die hoch hinauswollen aus dem Profanen und deren Protagonisten bloß einen Kuss brauchen, um wiedergeboren zu werden. Es ist ekstatischer Folk-Soul-Jazz als organische Form, in Zungen gesungen.(JS)
Björk
Debut
One Little Indian, 1993
Die Ex-Sängerin der Sugarcubes debütierte mit einem Soloalbum, das die Pop-Welt zum Staunen brachte. House, Jazz, Trip-Hop und der exaltierte Gesang der Isländerin wirbeln hier wild durcheinander und finden doch auf eine fast natürliche Weise zusammen. Die grandiosen Videos zu "Human Behaviour" und "Venus As A Boy" laufen heute in Kunstausstellungen.(JZ)
Miles Davis
Bitches Brew
Columbia, 1970
James Brown und Karlheinz Stockhausen? Okay! Ergab im Universum von Miles Davis ungefähr das, was "Bitches Brew" ausmachte. Nicht die erste Jazzrock-Platte, aber doch ein durch und durch erfolgreicher Höllenritt. Hat schon am Start eine halbe Million Exemplare verkauft. Fusion war gekommen, um zu bleiben. "Bitches Brew" machte Schule (und Geschichte).(PH)
De La Soul
3 Feet High And Rising
Tommy Boy, 1989
Omas und Opas erzählen von einer der größten Debüt-LPs ever, allein die streamende Jugend mag ihnen kaum mehr glauben, war dieser zündende Moment der Hip-Hop-Historie bisher doch wegen rechtlicher Dispute – zunächst über Tausende Samples, dann zwischen der Band und ihrem Ex-Label – auf digitalen Plattformen bis 2023 unauffindbar.(RR)
Elvis Presley
Elvis Presley
RCO Victor, 1956
Am 28. Januar 1956 entdeckte Amerika seinen neuen König. Elvis Presley hatte seinen ersten landesweiten TV-Auftritt in der CBS-"Stage Show". Fünf weitere folgten. "Heartbreak Hotel" kletterte an die Spitze der "Billboard"-Charts, und Ende März erschien das Debütalbum: eine explosive Mischung aus Rockabilly, Blues, R&B, Country und Pop. (MB)
Blumfeld
Old Nobody
Black Cat, 1999
Statt Indie-Rock zelebrierte Jochen Distelmeyer nun die großen Gefühle des Pop, von manchen als Seichtigkeit missverstanden. Abgespeckte Sprache ermöglichte einfachere Identifikation – Blumfeld reichten uns die Hand, wollten verstanden werden: Michael Girkes "Kommst Du mit in den Alltag" als Eintritt in die Normalbiografie des Nicht-mehr-Träumers. (SN)
Frank Ocean
Channel Orange
Def Jam, 2012
The White Stripes
Elephant
XL/Beggars, 2003
„Elephant“, wie auch seine minimalistischen Garagen-Bluesrock-Vorgänger, wurde in wenigen Tagen aufgenommen, war trotzdem das bis dahin elaborierteste Album des Duos – und dank der Hymne „Seven Nation Army“ auch das erfolgreichste. Led Zeppelin sind nicht fern, und ausgerechnet Burt Bacharach gibt vor, worum es hier geht: „I Just Don’t Know What To Do With Myself“. (MV)
Rage Against The Machine
Rage Against The Machine
Epic, 1992
So klingt die Wut zusammengekocht, komprimiert zu acht Zeilen, die wichtigsten – „Some of those that work forces/Are the same that burn crosses“ – bringen das gesamte beschissene, strukturell abgründig tief sitzende Rassismusproblem der USA auf den Punkt. Zack de la Rocha ist ausnahmslos authentisch, Tom Morello lässt seine Gitarre schreien. (ZYL)
Oasis
Creation, 1995
"Wir sind die Band, auf die ihr alle gewartet habt", tönten Oasis 1994 großspurig. Und lösten das vollmundige Versprechen umstandslos ein. Nicht zuletzt mit dieser zweiten LP, die den Britpop-Boom zum Exportschlager machte. Es war eine aufregende Zeit unter dem Rule-Britannia-Banner, trotz des Flirts mit Tony Blair, drei famose Alben lang, immerhin. (WD)
Daft Punk
Homework
Virgin, 1997
Disco als Verheißung und Ort der Freiheit. Zwei junge Franzosen, Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo, beleben sie Mitte der Neunziger mit ihrer Single "Da Funk" und schließlich ihrem Debütalbum neu, mit Loops und Filtern, mit Wiederholung und Verzögerung, mit ekstatischen Momenten, Hysterie und Hedonismus. Und irgendwann kommt immer der Bass. (SZ)
Kate Bush
The Kick Inside
EMI, 1978
Eine Teenagerin, die komplexe Songs wie "Wuthering Heights" schreibt, umgeben von mächtigen Männern wie Produzent Andrew Powell oder Mentor David Gilmour, dazu genügend Industrie-Cash, um ihr Debüt sechs Jahre lang anzubahnen – wie konnte das gut gehen? Kate Bush war stur und klug genug, ihre eigenwillige Vision gegen wohlmeinende Ratschläge durchzusetzen. (RR)
Scott Walker
Scott 4
Philips, 1969
Als konsequente Fortentwicklung der drei Vorgänger sah Scott Walker sein viertes Soloalbum, weg von eher klassischen Balladen, hin zu eigenen, immer undurchdringlicheren Songs. Zum Beispiel "The Seventh Seal", basierend auf einem Film von Ingmar Bergman über einen Ritter im Mittelalter, der sich auf eine Partie Schach mit dem Tod einlässt. Absorbierend! (WD)
The Stooges
The Stooges
Elektra, 1969
The Rolling Stones
Let It Bleed
Decca, 1969
AC/DC
Back In Black
Atlantic, 1980
Produzent Mutt Lange weist dem neuen Sänger den Weg in die allerhöchsten Keifregister. Man hört Brian Johnson an, dass er seine Gesundheit ruiniert, um sich seines großen Vorgängers Bon Scott halbwegs würdig zu erweisen. Das klappt auch darum so gut, weil der Fundus an Riffs, die direkt aus den Triebdrüsen von Teenagern gewonnen werden, immer noch unerschöpflich scheint. (FS)
Ton Steine Scherben
Keine Macht für Niemand
David Volksmund, 1972
Keine Stimme agitiert besser als die von Rio Reiser (und keine unterscheidet sich stärker von unserer Stimmen-Agitations-Vergangenheit). Seine Textdramaturgie ist perfekt, die Scherben haben die richtigen Sätze, die richtige Attitude, die richtigen Akkorde und die richtige Energie, um die Welt zu verändern. Dass es nicht geklappt hat, ist zum Heulen. (ZYL)
Joni Mitchell
Hejira
Asylum, 1976
Der Albumtitel ist der Begriff für die Reise Mohammeds. Joni Mitchell war nach dem Ende einer Liebe (mit John Guerin) im Auto in die Wüste gefahren. In „Amelia“ erinnert sie in einer Allegorie an den Alleinflug und das Verschwinden der Amelia Earhart: „Amelia, it was just a false alarm.“ Jaco Pastorius spielt die herrlichsten Fretless-Bass-Läufe. (AW)