ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten
Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt
Wilco
Yankee Hotel Foxtrot
Nonesuch, 2002
Jeff Tweedy trieb Wilco mithilfe von Jim O’Rourke und mit komplexen Sounds, die zugleich melancholisch-heiter und gespenstisch sind, den Alt-Country-Geist aus. Das Label roch ein Desaster, verabschiedete sich – doch das Album wurde ein Triumph.
Frank Ocean
Blond
XL, 2016
Exerzitien zu Sex und Männlichkeit, gepaart mit umfangreichen „Tonhöhenverschiebungen“ im Gesang. Mehr Experiment und Soundgefummel als im Vorgänger, „Channel Orange“. Ein innovativer Mix aus Süßlich und Stockhausen, fein abgeschmeckt mit dem Geist des Soul. Genieplatte.
Talk Talk
It’s My Life
EMI, 1984
Die zweite Platte der englischen Psychedelic-Pop-Band. „It’s My Life“ wurde ein Riesenhit, „Such A Shame“, „Renée“, „Tomorrow Started“ und „Does Caroline Know?“ sind noch besser. Tim Friese-Greene produzierte das majestätische Album mit den Songs von Mark Hollis und Paul Webb.
Little Simz
Sometimes I Might Be Introvert
Age 101, 2021
Ein Hiphop-Opus, eine grandiose Verbindung orchestraler Grooves mit Neo-Soul und Afrobeat, von Simz’ virtuosem Flow vereint. Eine Platte, die so vollendet umgesetzt ist, dass sie bereits zwei Jahre nach Erscheinen auf Listen wie dieser auftaucht.
Iron Maiden
The Number Of The Beast
EMI, 1982
Mit Bruce Dickinson am Mikro definieren Iron Maiden das Genre Heavy Metal noch einmal neu und machen damit die junge Proleten-Avantgarde kommerziell hoffähig. „The Number Of The Beast“ ist das erste Metal-Album an der Spitze der UK-Charts.
Michael Jackson
Off The Wall
Epic, 1979
Mit dieser LP wuchs Jackson über seine Motown-Jugend hinaus, perfektionierte seinen Stil und fand in Quincy Jones einen kongenialen Produzenten, der ihm den Weg zum Superstar ebnete. Grooves und Arrangements auf Tracks wie „Don’t Stop ’Til You Get Enough“ sind nicht von dieser Welt.
Roxy Music
For Your Pleasure
Island, 1973
Der schwarze Diamant des Glam-Rock, so mondän wie Covergirl Amanda Lear. Kein anderer Popsong hat die westliche Dekadenz so treffend beschrieben wie „In Every Dream Home A Heartache“. Der düster hüpfende „Bogus Man“ ist ein albtraumhaftes Vergnügen.
Madonna
Like A Prayer
Sire, 1989
Was macht man, wenn man schon mit allem provoziert hat? Einfach weiter provozieren. Mit üppigem Dekolleté verführt Madonna im Video zum Titelsong ihres vierten Albums einen schwarzen Heiland. Ansonsten: überraschend viel Tod, Trennung und Düsternis. Vater, Mutter, Liebhaber.
Coldplay
Parachutes
Parlophone, 2000
Im mondbeschienenen Fahrwasser von Radiohead und Travis erreichten Coldplay mit ihrem Debüt Platin-Status und gewannen bei den Grammys 2002 den Preis für das beste Alternative-Album – vor allem dank „Yellow“. Das Coverfoto haben sie mit einer Wegwerfkamera aufgenommen.
Smashing Pumpkins
Siamese Dream
Virgin, 1993
Zartes, Episches und Brachiales aus hundert Gitarren, fast alle von Billy Corgan selbst gespielt. „Today“ war der schönste traurige Rocker, „Disarm“ die schönste traurige Ballade. Niemand wusste, was „the killer in me is the killer in you“ bedeutet, aber alle fühlten es.
Tocotronic
Digital ist besser
L’Age D’Or, 1995
Das Debütalbum der Hamburger Jungs, die mit dieser Verweigerungsplatte überraschend auf ihre Liebe zur CD verwiesen. Klagelieder wie „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ und „Samstag ist Selbstmord“ wurden rasch sprichwörtlich.
Portishead
Third
Island, 2008
Portisheads drittes Meisterwerk klingt wie eine Warnung vor harschen Zeiten. Kaum TripHop-Nostalgie, dafür Maschinengewehrsalven, Krautrock, John-Zorn-Jazz und tief fliegende Grooves. Das Trio öffnet mit rabiaten Fade-outs Abgründe und verschwindet dann in Nebelhorn-Getöse.
Aphex Twin
... I Care Because You Do
Warp/Sire, 1995
Die Mischung aus himmlischen Melodien und Knallsalto-Beats sei in luziden Träumen zu ihm gekommen, erklärte Richard D. James alias Aphex Twin. Dass die Alternative Nation so sehr darauf ansprang, war ein unwahrscheinlicher Triumph für den teuflischen Geek.
Death Cab For Cutie
Transatlanticism
Barsuk, 2003
Ein sehnsüchtiges, sensibles Album, stilprägend für Indie-Emo-Sounds der Nullerjahre (und ihre Renaissance). Ben Gibbard ist ein präzise-poetischer Songwriter, der von Chris Wallas Produktion und der hervorragenden Rhythmusgruppe unterstützt wird.
Wu-Tang Clan
Enter The Wu-Tang (36 Chambers)
Loud/RCA, 1993
In New York machten 1992 genialistische Chaosreime eines achtköpfigen Rap-Clans die Runde. Martial Arts als Kunstform, HipHop als wilde Nummernrevue. Eine Supergroup mit späteren Solo-Stars wie Method Man, Ol’ Dirty Bastard und Raekwon.
Burial
Untrue
Hyperdub, 2007
Auch das zweite Album des Dubstep-Geisterbeschwörers sucht die Dunkelheit, doch Vokal-Samples bringen nun mehr Funkeln in die dystopische Melancholie. Burial wirkt wie ein Lee Perry aus der Zukunft, „Untrue“ ist seine Brücke zwischen Massive Attack und Cormac McCarthy.
Neil Young & Crazy Horse
Live Rust
Reprise, 1979
Nachdem Neil Young auf "Rust Never Sleeps" schon eine Seite live aufgenommen hatte, brachte er das Album und frühere Songs auf die Bühne. „Live Rust“ ist sein schönstes Live-Dokument mit exemplarischer Auswahl: „Powderfinger“, „Cortez“, „Like A Hurricane“, „Hey Hey, My My“.
Alice Coltrane
Journey In Satchidananda
Impulse!, 1971
Die Alben, die Alice Coltrane in den Siebzigerjahren aufnahm, handeln von Schmerz und Erleuchtung. Hier wendet sie sich der indischen Musik und Philosophie zu. Den Klang dominieren ihre Harfe und die Drones einer Tamboura. Am Saxofon: Pharoah Sanders.
Red Hot Chili Peppers
Californication
Warner, 1999
Kalifornien, in Klang gegossen. Anthony Kiedis hat seine Singstimme gefunden, John Frusciante, gerade dem Drogentod von der Schippe gesprungen, spielt sonnige Akkordfolgen und wunderbar simple Soli. Sein Zusammenspiel mit Flea war nie schöner als auf dem Titeltrack.
The Stone Roses
The Stone Roses
Silvertone, 1989
Die mancunische Vermählung von Dancefloor und Live-Bühne, nicht ganz so durchgeknallt wie die Happy Mondays. Freestyle-Rhythmus-Britpop mit Anglerhütchen und Jackson-Pollock-Kunstcover. "I Wanna Be Adored" oder "Made Of Stone" haben Stadionrock-Qualitäten.