Roger Waters postet Grabstein-Foto von Sophie Scholl
Der Rechtsstreit um das abgesagte Konzert in Frankfurt am Main geht in eine weitere Runde. Von Deeskalation keine Spur!
Die Europa-Tour „This Is Not A Drill“ von Roger Waters nimmt ihren Lauf, weitgehend geräuschlos. Am Montag und Dienstag (17. und 18. April) spielt der streitbare Mitbegründer von Pink Floyd in der „Royal Arena“ zu Kopenhagen. Zum Wochenende geht es dann in die norditalienische Genießer-Stadt Bologna – und weiter Richtung Osten in den „MVM Dome“ in Budapest. Normaler Arena-Live-Betrieb in diesem Frühjahr 2023.
Alles im grünen Bereich also für das Überwältigungs-Retro-Sound-Spektakel, wäre da nicht das abgesagte Konzert in der Frankfurter Festhalle, ursprünglich geplant für den 28. Mai 2023.
Wie mehrfach an dieser Stelle berichtet, ist die Waters-Show von der Stadtverwaltung gecancelt worden. Im wesentlichen begründet mit Antisemitismus-Vorwürfen gegen Waters. Der Maestro wiederum bezeichnet diesen Vorgang als „ganz und gar ungerechtfertigt“.
Seine (deutschen) Anwälte sind bekanntlich mit einer Einstweiligen Verfügung gegen die Absage vorgegangen. Das geplante OFF eines weiteren Konzerts in München am 21. Mai 2023 ist ja mittlerweile vom Tisch. Grund: Die bajuwarischen Verantwortlichen bezweifeln selbst, dass der Waters-Bann an der Isar rechtlich durchsetzbar ist.
Nachdem das Waters-Camp nun registriert hat, dass die Frist der Verfügung für die Stadt Frankfurt (als Betreiber der Messegesellschaft und somit der dort angesiedelten Festhalle) verstrichen ist, verschärft Waters den Ton in den sozialen Medien.
Roger Waters und die Lehren der Geschichte
„Nicht, dass das viel ausmacht! Wir kommen trotzdem! Weil Menschenrechte wichtig sind! Weil Redefreiheit wichtig ist!“, schreibt er unter anderem auf seinem Instagram-Account.
In Anspielung auf die Nazi-Pogrome gegen Juden in ganz Deutschland am 9. November 1938 (die so genannte „Reichskristallnacht“) heißt es dort:
„Wir erinnern uns sehr wohl an die Kristallnacht! Wie Sophie Scholl standen unsere Väter an der Seite dieser 3.000 jüdischen Männer, und heute stehen wir an der Seite der Palästinenser!“
Ein seltsam geschichtsklitternder Hinweis, der mit dem trotzigen Einwurf abgeschlossen wird: „Wir kommen am 28. Mai nach Frankfurt!“ Möglicherweise spielt Waters ja dann „unplugged“ in der örtlichen Fußgängerzone ZEIL…
Besonders brisant dürfte in politischen Kreisen das beigefügte Bild-Posting aufgefasst werden: Es zeigt den Grabstein der im Februar 1943 hingerichteten Münchner Widerstandskämpferin Sophie Scholl, die auch von Corona-Leugnern und ähnlichen „Freiheitskämpfern“ in ihren Kampagnen vereinnahmt worden ist.
Roger Waters wehrt sich gegen Konzert-Absage
Bereits vorher hat Waters eine Erklärung abgegeben, in der er die Frankfurter Absage verurteilte, und zwar als „verfassungswidrig, ungerechtfertigt und basierend auf der falschen Anschuldigung, Roger Waters sei antisemitisch, was er nicht ist“.
Seine Position wurde daraufhin einer Petition zehntausendfach unterstützt, auch von Musikern wie Eric Clapton oder Rage-Against-The-Machine-Gitarrero Tom Morello. Bemerkenswert dabei, dass sich auch sein Ex-Mitstreiter Nick Mason für seinen ex-Kollegen Waters in den Ring geworfen hat. Das Verhältnis der Beiden gilt seit langem als „angespannt“, gelinde gesagt.
Man muss kein Prophet sein, um zu orakeln, dass uns das Thema noch bis weit in den Mai 2023 hinein beschäftigen wird.