Roger Waters: Niederlage vor Londoner Gericht wegen Verleumdung

Dark Side of Üble Nachrede. Er nannte Filmemacher „lügendes, hinterhältiges zionistisches Sprachrohr“

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Länger nichts mehr gehört von Roger Waters? Wie man’s nimmt. Nach dem Dauerfeuer im letzten Jahr hat sich der notorisch erregte Mitbegründer von Pink Floyd ein wenig zurückgehalten. Eben für seine Verhältnisse. Im Dezember 2024 noch eine kleine Routine-Beleidigung gegen Thom Yorke und Jonny Greenwood von Radiohead.

Nun rückt er wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

Ein Gericht in London hat öffentliche Äußerungen von ihm gegen Regisseur John Ware als „Verleumdung“ eingestuft. In einem Interview mit dem arabischen Sender Al Jazeera hatte Waters dem Macher der Dokumentation „The Dark Side of Roger Waters“ vorgeworfen, er wäre ein „verlogenes, hinterhältiges zionistisches Sprachrohr“. Weiterhin warf er ihm vor, „den Völkermord an den Palästinensern zu bejubeln“.

„Behauptung von Tatsachen“

Richterin Jennifer Eady wertete die Waters-Aussagen diese Woche (Fall-Nummer: KB 2024 002122) als „Behauptung von Tatsachen“. Die vorgetragene Argumentation, dass es sich bei diesen Äußerungen um seine Meinung über das Verhalten der israelischen Streitkräfte in Gaza und andere Dinge handele, greife hier nicht.

„Die Aussagen sind nach allgemeinem Recht diffamierend für den Kläger“, schrieb die Richterin in ihrer Begründung. Filmemacher Ware hatte im letzten Jahr nach der Suada gegen die Dokumentation und speziell gegen seine Person einen Prozess gegen Waters und Al Jazeera angestrebt. Der Film „The Dark Side Of Roger Waters“ geht den zahlreichen antisemitischen Ausfällen nach, die dem heute 81-Jährigen vorgeworfen werden. In einer ersten Reaktion hatte er die Doku als „fadenscheiniges, unapologetisches Stück Propaganda“ abgetan.

Ein Sprecher der internationalen „Campaign Against Antisemitism“, welche die Doku mitinitiert hatten, teilte mit: „Wir begrüßen dieses Urteil über die Bedeutung von Roger Waters‘ unsinnigen Tiraden, nachdem John Ware den Dokumentarfilm ‚The Dark Side of Roger Water’` produziert hat, der die Geschichte von Herrn Waters‘ hetzerischem Verhalten gegenüber jüdischen Menschen aufgedeckt hat.“

„Es ist höchste Zeit, dass er für seine große Klappe Konsequenzen ziehen muss“

Die Gleichsetzung des Engagements für Antisemitismus als „Befürwortung des Völkermordes in Palästina“ wäre unzutreffend. „Es ist eine Argumentation, die von Leuten wie Herrn Waters seit langem verwendet wird. Es ist höchste Zeit, dass er für seine große Klappe Konsequenzen ziehen muss.“

Waters hatte Israel schon früher beschuldigt, den Begriff Antisemitismus zu missbrauchen, „um Leute wie mich zum Schweigen zu bringen“. In dunklen Momenten spekulierte er weiterhin, dass es sich bei den „zu hinterfragenden“ Anschlägen der Hamas am 7. Oktober 2023 um eine „Operation unter falscher Flagge“ gehandelt haben könnte.

Roger Waters hat auf das Urteil noch nicht geantwortet. Aktuell engagiert er sich über seiner Social-Kanäle für den kanadischen Pro-Palästina-Aktivisten und Israel-Hasser Ives Engler, der gerade fünf Tage in einem Gefängnis in Montreal gesessen hat.