Roger Waters spricht von Zensur und will seine Konzerte in Krakau doch spielen
Wer hat hier was abgesagt? Verwirrung um die angebliche Gig-Stornierung des Pink-Floyd-Gründers
Kaum waren die Medienberichte erschienen, da setzte es auch schon ein heftiges Dementi. Roger Waters wandte sich gegen Meldungen, dass er zwei Konzerte im kommenden Jahr in Polen abgesagt hätte. Die Debatte kreiste um seine eigenwilligen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Diverse Print- und Online-Medien hatten am Samstag (24.09. 2022) berichtet, Rogers hätte zwei für April 2023 geplante Konzerte in der „Tauron Arena“ in der südostpolnischen Metropole Krakau gestrichen. „Der Manager von Roger Waters hat einen Rückzieher verkündet; ohne einen Grund zu nennen“, sagte Tauron-Arena-Sprecher Lukasz Pytko laut der Agentur Associated Press.
Der Mitbegründer von Pink Floyd, der aktuell mit seiner „This Is Not a Drill“-Tour international unterwegs ist und 2023 auch nach Deutschland kommt, hatte Anfang September einen offenen Brief an die ukrainische First Lady Olena Zelenska in den Umlauf gebracht, in dem er „extreme Nationalisten“ anprangerte.
Diese würden „ihr Land auf den Weg in einen katastrophalen Krieg bringen“. Er kritisierte auch den Westen, insbesondere die US-Regierung in Washington, „die Truppen der Kiewer Regierung weiterhin mit Waffen zu versorgen.“
Auf gewohnt verquere Art und Weise argumentierte er, dass „Treibstoff in Form von Rüstungsgütern in eine Schlacht zu werfen, schon in der Vergangenheit nie dazu beigetragen hätte, einen Krieg zu verkürzen. Es wird auch jetzt nicht funktionieren“, so der aktive Trommler der Israel-kritischen BDS-Bewegung.
Im traditionell Russland-kritischen Polen, ein Produkt jahrhundertelanger Aggressionen des östlichen Nachbarn, lösen solch revisionistische Aussagen blankes Entsetzen aus. Auch Krakauer Stadträte hatten sich entrüstet über Waters‘ Ansichten geäußert. In den kommenden Tagen soll demnach über einen Vorschlag abgestimmt werden, den britischen Prog-Musiker zur „unerwünschten Person“ erklären.
Daraufhin veröffentlichte Waters ein Facebook-Post, in dem er behauptete, dass nicht ER seine Auftritte in Krakau abgesagt hätte, sondern dass die örtlichen Behörden seine zwei Auftritte verhindern wollten.
„Es stimmt, dass ein Stadtrat in Krakau, Lukasz Wantuch, damit gedroht hat, eine Sitzung abzuhalten, in der er den Stadtrat auffordert, mich zur ‚Persona non grata‘ zu erklären. Nur weil mich öffentlich dafür einsetze, dass alle Beteiligten am katastrophalen Ukraine-Krieg – insbesondere die Regierungen der USA und Russlands – einen Verhandlungsfrieden zu erreichen. Anstatt auf ein bitteres Ende hin zu eskalieren, das einen Atomkrieg verursachen und das Ende allen Lebens auf diesem Planeten sein könnte“, so Waters.
„Ungeachtet der Tatsache, dass dieser Lukasz Wantuch nichts von meiner Geschichte zu wissen scheint: Ich habe mich ein Leben lang unter persönlichen Opfern für die Menschenrechte eingesetzt. Er forderte die Menschen in Krakau auf, keine Karten für meine Show zu kaufen“, fuhr der 79jährige fort. „Nicht sehr demokratisch, Sir?“
„Wenn Herr Wantuch sein Ziel erreicht und meine bevorstehenden Konzerte in Krakau abgesagt werden, wäre das ein trauriger Verlust für mich. Ich habe mich gefreut, meine Botschaft der Liebe mit den Menschen in Polen zu teilen. Etwas, das ich auf vielen Tourneen während meiner über 50-jährigen Karriere getan habe“, schloss der Ex-Pink-Floydler mit gewohntem Pathos. Die aktuelle Mobilmachung in Russland und die brutale Polizeigewalt gegen russische Kriegsgegner erwähnt der selbst ernannte „Liebes-Botschafter“ mit keinem Wort.