Roger Waters, Brian Eno und Co: Was sagt die BDS-Bewegung zum Krieg in Israel?
Dröhnendes Schweigen – oder Relativierung des Massakers der Hamas auf dem Wüsten-Rave in Israel
Die Sache ist bereits fünf Jahre alt:
Im Dezember 2018 veröffentlichte Nick Cave eine E-Mail, die an seinen englischen Kollegen Brian Eno gerichtet war. Darin bezeichnet der australische Musiker und Dichter die Boykott-, Divestment- und Sanktionsbewegung BDS gegen Israel mit aller Deutlichkeit als „feige und beschämend“.
Cave hatte im November 2017 zwei Konzerte in Tel Aviv gespielt. In seinem damaligen Offenen Brief schrieb er sinngemäß, dass gerade die BDS-Bewegung ein Teil seines Antriebs sei, warum er sich entschieden habe, in Israel zu spielen.
Und zwar „nicht als Unterstützung für eine bestimmte politische Bewegung oder Partei, sondern als prinzipieller Standpunkt gegen diejenigen, die Musiker einschüchtern, beschämen und zum Schweigen bringen wollen.“
Aggressive Boykottforderungen, so Nick Cave seinerzeit, würden billigend in Kauf nehmen, dass sich die Positionen im Nahen Osten weiter verfestigen.
Eine Spirale der Eskalation, die sich nun mit dem Massaker der Hamas auf dem Wüsten-Rave in der Nähe des Gaza-Streifens auf schreckliche Weise manifestiert hat.
Gezielt und mit strategischer Planung hatten die Waffen starrenden Hamas-Desperados ein Trance-Techno-Event angegriffen und dort wahllos gemordet. Eine Attacke mit größtmöglicher Außenwirkung; auf ein Symbol vermeintlich westlicher Dekadenz: 260 Tote, überwiegend junge Menschen. Zwei deutsche für das Festival gebuchte Acts befinden sich in Sicherheit.
Ein aktueller Blick auf die offizielle BDS-Website zeigt:
Boykott-Israel-Business as usual. Auch die nie um große Worte verlegenen BDS-Unterstützer wie Roger Waters oder Brian Eno schweigen sich bislang aus.
Unter dem Hashtag #unga78 hatte die BDS-Zentrale zuletzt nochmal einmal auf die bekannten Standpunkte verwiesen. Ziel war die UN-Vollversammlung vom 5. September 2023; vorbereitete Templates für Protestnoten sind weiterhin abrufbar.
Ansonsten wird auf den „Global Day for Action“ verwiesen: „further details coming soon“.
Im Sommer 2023 hatte sich der BDS-Action-Furor gegen den fränkischen Sportartikelhersteller Puma gerichtet. Dabei geht es um deren Partnerschaft mit dem israelischen Fußballverband.
„Der BDS-Ausrutscher von PUMAs CEO ist ein weiteres Zeichen dafür“ heißt es in einer BDS-Meldung, „dass PUMA über die wachsende Boykottkampagne wegen seiner Komplizenschaft an der israelischen Apartheid beunruhigt ist. PUMA spürt den Druck. Und der wird zunehmen!“ Zum Hintergrund: Puma-Chef Arne Freundt hatte in einer offiziellen Rede die „Better Cotton Initiative“ (BCI) mit BDS verwechselt.
In den unteren Etagen der Popszene geht es krude zu. Techno-DJ Mama Snake aus Dänemark, die auch im Berliner Berghain auflegt und sich als BDS-Unterstützerin versteht, bezeichnete die Hamas-Aktionen auf Instagram als „Kampf für Leben, Würde und Freiheit“. Öffentlich kritisiert, verurteilt sie in einer nachgeschobenen Story immerhin „die Gewalt gegen Zivilisten“.
Manche Hass-Kommentare auf diversen internationalen Raver- und Techno-Websites gehen noch weiter. Der Tenor: Ermordete Trance-, Goa- und Psytrance-Fans hätten es verdient, weil sie es gewagt haben, in Israel zu feiern.