Rod Stewart im Whisky-Interview: „Von Alkohol abraten? Wäre doch heuchlerisch!“

Rod Stewart ist unter die Whiskyproduzenten gegangen. Hier reden er und sein Geschäftspartner Duncan Frew übers Trinken

Zwischen Mai und Juni 2024 kommt Rod Stewart für neun Konzerte nach Deutschland. „Mit im Gepäck“, um ausnahmsweise diese etwas abgedroschene, hier aber passende Rock-Phrase zu nutzen, hat der 79-Jährige nicht nur die Songs seines Backkatalogs, sondern auch ein paar Flaschen Alkohol: Mit „Wolfie’s Whisky“ bringt der Sänger seinen eigenen schottischen Scotch auf den Markt. Gemeinsam mit „Wolfies“-Geschäftsführer Duncan Frew stellt er sich brennenden Fragen zum Hochprozentigem. Wir sprachen mit den beiden per Zoom.

Mr. Stewart, Sie sind nun also auch Whiskyproduzent. Wie stellen Sie als Vorbild sicher, dass man Alkohol nicht missbrauchen …

Rod Stewart: Nö. Das vermittele ich nicht.

Nein?

Stewart: Nein. Mich hat nie jemand darum gebeten, als Vorbild für verantwortungsvolles Trinken zu agieren. Es wäre doch einigermaßen seltsam, wenn ausgerechnet ich in der Welt des Rock and Roll ein Coming-out feiern würde mit der Bitte: „Hört mal auf zu trinken!“. Das wäre heuchlerisch. Wenn mich aber jemand nach meiner Meinung fragt, klar: Ich will niemanden dazu verführen, zur Flasche zu greifen. Ist doch ebenso selbstverständlich.

Duncan Frew: Come on, Du bist doch sehr verantwortungsbewusst im Trinken, Rod!

Stewart: Nein, bin ich nicht. Tatsache ist: Es ist jetzt Nachmittag, und wir beide werden gleich etwas trinken. Wir sind in Glasgow. Ich bin Celtic-Fan. Und wir schauen uns gleich Fußball an.

Sie äußerten die Idee, Ihren Whisky an die Front des Ukrainekriegs zu bringen, um die ukrainischen Soldaten damit zu versorgen. Steht der Plan noch?

Frew: Wir würden alles tun, um das möglich zu machen.

Stewart: Es darf halt nicht als Publicity-Stunt wahrgenommen werden, denn das soll es auch nicht sein. Es ist eine heikle Angelegenheit.

Frew: Das würden eher diskrete Lieferungen sein, ohne großes Aufsehen.

Stewart: Genau, deshalb erzählen wir auch gerade einem deutschen Journalisten davon (lacht).

Gibt es alkoholische Getränke, die Sie als Whisky-Genießer nicht mögen?

Stewart: Ich mag dieses mexikanische Getränk nicht. Wie heißt das nochmal … Tequila!

Warum nicht?

Stewart: Das trinken nur Verrückte. Wenn es jemandem mal nicht gut geht, denke ich: Lag’s am Tequila?

Frew: Ich mag Getränke nicht, die zu süß sind. Alcopops. Verschaffen einem die schlimmste Zeit des Lebens.

Rod, wie häufig nehmen Sie einen Drink zu sich, vor dem Konzert, im Studio?

Stewart: Ich trinke auch auf der Bühne. Aber nicht sehr viel. Rum-Cola. Das mache ich seit 14 Jahren so. Geht direkt in meinen Kopf, aber auf gute Weise, und ist in dieser kleinen Menge einfach gut für meine Stimme. Habe zumindest noch nichts Gegenteiliges gehört. Ich rede dann auch mit dem Publikum: „Habt ihr denn heute schon einen Drink gehabt?“. Die Antwort: „Yeah!“. Ich ermahne die Zuschauer dann aber auch, nicht mehr selbst Auto zu fahren.

Ist es ein Mythos, dass viel Alkohol auch gut sein kann für die Gesangsstimme?

Stewart: Oh ja, Alkohol kann schrecklich für die Stimme sein. Aber, was soll ich sagen, über all die Jahrzehnte … hat sich meine Stimme an den Alkohol gewöhnt. Er glüht quasi meine Lungen vor. Wein geht bei mir nicht. Ich brauche es kalt. Bei Rotwein schlafe ich ein.

Ihre Stimme hat sich durch den Alkohol nicht verändert?

Stewart: Könnte ich nicht sagen. Vor dem Auftritt dauert mein Warmup noch immer eine Stunde, wie eh und je. Läuft. Dann kommt die Performance. Danach ein halbstündiges Warmdown. Dann kommt der Drink. Auch mal ein Wein mit der Band. Aber davor: literweise, literweise Wasser, sonst wird das mit dem Auftritt nichts. Im Anschluss und zwischen den Konzerten: Stimmpause für 24 Stunden. Tja, es ist nicht leicht, ich zu sein, oder?

Frew: Ich traf Rod in den USA zuletzt ausgerechnet an einem der Tage, wo er nicht reden sollte oder wollte.

Muss ja der Himmel auf Erden gewesen sein.

Stewart: Ich darf nicht reden, aber die anderen reden mit mir. I’m just having a wank then. Nur ein Witz!

Was trinken Sie beide, wenn Sie in Deutschland sind?

Stewart: Ich mag diesen süßen Wein, wie heißt er noch gleich … Liebfrauenmilk. Moment: Liebfrauenmilch. Ist nicht so leicht auszusprechen. Liebfrauenmilch, aber mit gutem Fisch dazu.

Frew: Nun, das bekannteste Lager in Schottland ist das Tennent’s Lager. Das wurde mittlerweile auch nach Deutschland gebracht.

Rod Stewart

Stewart: Wo sitzen Sie eigentlich gerade während des Gesprächs?

In Berlin.

Stewart: Und Sie wissen schon, dass Schottland bald gegen Deutschland spielt?

Äh, ja. Sieht auch nicht so gut für Ihre Mannschaft aus. Die Deutschen nähern sich einer guten Form an.

Stewart: Ich hoffe doch sehr, dass die Schotten fighten, ok?

Die Gruppe ist schwer. 

Stewart: Schweiz und Ungarn.

Die Ungarn gehen auf die Knochen, und die Schweizer tun immer nur so, als ginge sie alles nichts an.

Frew: Und auf welchem Platz werden die Schotten in der Gruppe landen?

Platz drei.

Frew: Danke für das Gespräch.

Mit Platz drei kommt man heutzutage auch schon weiter.

Stewart: Hört, hört. Hoffentlich ist das nicht Ihr persönliches Motto.

Wie wäre es damit, dass ihr Team Celtic Glasgow mal wieder in der Champions League spielt?

Stewart: Erstmal muss Celtic die eigene Liga gewinnen.

Back to Booze. Wie kann man sich die Destillation von Ihrem „Wolfie’s Whisky“ vorstellen? Sie wollten warmen Apfelkuchen drin haben, Zimt und Vanille. Rods Lieblingsgeschmäcker.

Frew: Uns war wichtig, nicht einfach ein Foto von Rod zu nehmen und es auf die Flaschen zu kleben, und das Ding liefe dann von selbst. Außerdem sollte der Whisky nicht zu getragen wirken, zu schwer schmecken, das ist für uns schließlich ein Rock-and-Roll-Getränk. Eines, das Spaß machen soll.

Die Flaschenunterseite ziert eine Songzeile: „The Rhythm of my Heart“. Wäre „Do Ya Think I’m Sexy“ auch eine Option gewesen?

Stewart: Haben gar nicht groß darüber nachgedacht. Hätte alles mögliche sein können! „Hot Legs“, „Maggie May“.

Frew: Rod wies mich darauf hin, dass „Rhythm of my Heart“ auf seine schottische Abstammung hinweist. Die Melodie wurde vom traditionellen Volkslied „Loch Lomond“ übernommen. „Wolfie’s  Whisky“ wird vom Whiskyhersteller Loch Lomond hergestellt und abgefüllt. Man muss sich diese Idee des Hinweises auf Rods Herkunft als „Easter Egg“ vorstellen.

Werden Sie den Whisky auch als Merchandise auf Ihrer Tour anbieten?

Stewart: Gern!

Frew: Der Whisky ist ja noch kein ganzes Jahr alt. Bis dahin wird es auf jeden Fall einen „Wolfie’s-Backstage-Raum“ geben, wo wir den Whisky ausschenken. Es gibt den Grundsatz des „verantwortungsvollen Trinkens“ – für Rod und mich gilt der Grundsatz des „verantwortungsvollen Betrinkens“.

Es ist selten geworden, dass Rockstars für Alkohol werben, oder nicht?

Stewart: Ich nehme eher das Gegenteil wahr. Viele Leute in meinem Alter werben für Tequila, Rum oder Whisky. George Clooney, Bob Dylan, David Beckham. Gut, Beckham ist vielleicht kein Rockstar, und er ist ein paar Jahre jünger.

Aber jüngere Musiker machen so etwas nicht mehr.

Stewart: Na, dann sage ich zu denen nur: viel Glück!

Wolfie's Whisky
Wolfie’s Whisky
Wolfie's Whisky
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