Rock im Anzug
DIE HAPPY: ES DARF AUCH MAL PHATTER ZWIRN SEIN
Eine Rockband in Versace? An den Gedanken müssen sich die Jungs von Die Happy erst einmal gewöhnen. Lange dauert das nicht. Zwischen ihren wochenlangen Tourneen kommt ihnen etwas Abwechslung wie gerufen. Dabei spielen die Ulmer ausgesprochen gerne live – gerade jetzt, da sie einen Major-Vertrag haben und ihr Album „Supersonic Speed“ so gut läuft Vielleicht hören nun, so hont vor allem Sängerin Marta Jandova, auch die ewigen fergleiche mit den Guano Apes auf. Die Happy haben ihren Sound zwischen Hardrock und Crossover lange vor den „berühmteren“ Kollegen definiert und spielen seit Jahren damit in jedem Club, der sie reinlässt. Mit den phatten Designer-Stücken, die sie hier anprobieren durften, stünde ihnen wohl sogar eine Nobel-Disco offen…
Eigentlich tragen die Ulmer Jeans, aber bei Versace wurden Sie schwach – und waren von der eigenen Verwandlungsfähigkeit überrascht.
Marta Besonders eitel ist keiner bei Die Happy, aber Marta weiß sehr wohl, dass Optik beim Erfolg eine entscheidende Rolle spielen kann. Trotzdem braucht sie Bewegungsfreiheit. „Ich muss mich wohlfühlen, will mich jetzt aber auch ein bisschen ausgefallener kleiden. Das ist gar nicht so leicht. Wir sind so viel unterwegs, ich habe zu wenig Zeit, mir in Ruhe was auszusuchen – und so viel Geld habe ich auch nicht“ Auf der Bühne, gesteht sie, trägt sie inzwischen am liebsten nur noch rote Tops – weil ihre Haare abfärben, wenn sie schwitzt: „Dann blute ich.“ Alles für die Fans, versteht sich.
Auf die knallroten Strähnen möchte sie so wenig verzichten wie auf ihre nächtlichen Verkleidungs-Aktionen. „Ich fange manchmal um Mitternacht an, mich zu schminken und die wildesten Klamotten anzuziehen. Die anderen lachen immer, weil sie wissen, dass ich nach zehn Minuten keine Lust mehr habe und mich ärgere, weil ich mich wieder ewig abschminken muss.“ Marta hat immerhin eine Entschuldigung für ihren Spleen: „Ich wuchs in Tschechien auf, wo es praktisch keinen Karneval gab. Ich habe Nachholbedarf!“
Ralph Als Marta ihren Kollegen im Anzug erblickt, schreit sie spontan durch die Halle: „Heiratest du mich? Du siehst so geil aus.“ Ralph lächelt ein bisschen schüchtern. Er sieht tatsächlich wie ein Dressman aus – was nicht weiter verwunderlich ist, schließlich hat er früher mal für Hugo Boss als Model gearbeitet – allerdings „nicht sehr ambitiomert , wie er betont Man will ja nicht seine Glaubwürdigkeit verlieren. Die Happy bleiben eine äußerst bodenständige Rockband, egal was sie gerade tragen. Sie haben sich vor Ewigkeiten kennengelernt, zusammen einige Tiefpunkte überstanden und immer wieder weitergemacht. Über manche Kommentare kann Ralph deshalb nur lachen: „Vor kurzem sagte einer tatsächlich zu uns, wir sähen aus wie eine gecastete Band. Das ist doch wirklich unglaublich!“ Die vier Freunde lassen sich von solchen Fehlinterpretationen nicht irritieren.
Thorsten Marta ist gar nicht erstaunt, dass selbst Thorsten ohne zu murren in den Anzug steigt, obwohl er normalerweise schon eher legere Klamotten bevorzugt Ein kurzzeitiger Abstecher in die Designerwelt gefallt eben auch dem härtesten Gitarristen: „Männer sind ja immer eitler als Frauen. Normalerweise tragen wir sowas zwar nicht, aber die Versace-Sachen sind so ausgeflippt, dass es Spaß macht. So könnte ich mir uns durchaus auch auf der Bühne gut vorstellen!“ Nur die lila Schuhe überzeugen Thorsten nicht ganz.
Jürgen Der Schüchternste der drei männlichen Happies schaut nicht lange in den Spiegel, scheint sich aber doch zu wundern, wie gut ihm die ungewohnte Kleidung steht. Im Anzug sieht er noch schlanker aus als sonst Er ist nicht als Einziger froh, dass die Band vor dem Fototermin schon seit Wochen auf Tour war: „Das hält schlank!“ Die Uhren würde auch er am liebsten gleich mitnehmen – obwohl Zeitmessgeräte ja „nicht unbedingt Rock’n’Roll“ sind.