Rock-Bildungsbürger
Country-Songs im 9/8-Takt, an Bach angelehnte Motive im 2/4 Takt – man hört es gleich: Unser Bildungsbürger des Rock macht wieder Musik. Im Klartext: Das neue Sting-Album ,ßmndNewDay a (Universal/Motor) bietet wieder jene links zur U-Kultur, die das Feuilleton der „Zeit einmal mit dem schönen Satz „Sting hat die populäre Musik aufs Niveau gebracht“ kommentiert hat.
Ergo droht auch diesmal kein Qualitätsverlust. Der singende Bassist mit dem Gespür, vor allem das schwache Geschlecht in Verzückung geraten zu lassen, lässt sich auch hier mal wieder treiben in dem von ihm bis zur absoluten Perfektion ausgetüftelten Spiel ohne Grenzen.
„Brand New Day“ lebt von jenen kleinen kultivierten Stilbrüchen, den Tempi-Wechseln und Genre-Sprüngen von Gospel zu Pop, von Soul zu eingespeistem HipHop, die viele seiner bisherigen Werke auszeichneten. Nur dass er hier im Vergleich zu dem etwas impulsiveren Vorgänger „Afercury Falling“ diesmal die Langsamkeit (wieder-)entdeckt hat, und die vertrackten Takte in gedehnte, melancholische Arrangements einschleust. In Songs wie „Fill Her Up“ plagiiert sich der ehemalige Police-Sänger dann auch schon mal selbst, nur um diesen Wiedererkennungseffekt sofort wieder zu brechen. Dreist, aber gut.
Glanzlicht des Albums aber ist der Song „Desert Rose“, ein grandioses Joint Venture aus Rai und westlichem Pop, in dem Sting mit dem algerischen Sänger Cheb Mami um die ^fette jodelt for allem die Grenzgänge wie dieser sind es, die seine Musik über das leidige Mittelmaß von heute immer noch weit hinauswachsen lassen.