Rock and Roll Hall of Fame: Passt der Name noch in die Zeit?

Keine Änderung, sagt Akademie-Boss John Sykes. Denn auch HipHop gehöre ins Reich des Rock'n'Roll

Die Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland/Ohio ist nicht nur eine museale Ruhmeshalle von Architekt Ieoh Ming Pei, sondern auch eine Akademie, die sich dem Vermächtnis der populären Musik widmet. Seit 1983 werden Musiker und Musikerinnen geehrt, die einen Kanon im (überwiegend) amerikanischen Rock’n’Roll bilden. Die Helden und -innen des Genres.

Und genau daran gibt es immer wieder Kritik. Gerade In den letzten Jahren hat die Organisation den Rock’n’Roll-Begriff sehr weit ausgelegt und immer mehr Hip-Hop-Acts (Missy Elliott, A Tribe Called Quest, Eminem), Popstars (Cher, Whitney Houston) oder Country-Größen (Willie Nelson, Dolly Parton) in den erlauchten Kreis aufgenommen.

Zu alt, zu weiß, zu überkommen

Diese Entwicklung hatte zu wiederholten Forderungen zur Namensänderung der Fame-Anstalt geführt. Zu alt, zu weiß, zu überkommen. Deren Boss John Sykes hält entschieden dagegen.

„Meiner Auffassung nach verstehen einige Leute die Bedeutung von Rock and Roll nicht wirklich“, erklärte Sykes im US-Magazin „Vulture“. „Wenn man zum ursprünglichen Sound der 1950er-Jahre zurückgeht, umfasst dieser eine immense Bandbreite. Oder wie Missy Elliot es nennt, war es ein Gumbo, eine Ursuppe. Es wurde einfach als Rock and Roll bekannt“ Er wiederspricht dem Vorschlag nach einer „Music Hall of Fame“. Dieser wäre nicht nur unpräzise (da ja die Klassik außen vor bleibt) und würde zudem die geschichtliche Entwicklung glattbügeln „Rock ’n‘ Roll deckt so ziemlich das gesamte Spektrum ab.“

Die Herausforderung bestehe eher darin, die öffentliche Wahrnehmung des Begriffs zu verändern. „Anstatt den Namen wegzuschmeißen, sollte man den Leuten besser vermitteln, woher der Rock’n’Roll kommt und worum es wirklich geht“, erklärte er. „Wenn sie es auf diese Weise hören, verstehen sie es.

„Rock ist tot. Es sollte Hip-Hop Hall of Fame heißen“

Um seinen Standpunkt bezüglich der Rock Hall zu untermauern, erzählte Sykes eine Anekdote mit seinem „großen Freund“ Jay-Z. Der New Yorker Rap-Mogul, der gerade mit dem Missbrauchs-Strudel um Sean „Diddy“ Combs zu kämpfen hat, wurde 2021 in die Ehrenhalle aufgenommen. Er hatte die typischen Vorbehalte gegen diese Ehre.

„Er sagte mir: ‚Rock ist tot. Es sollte Hip-Hop Hall of Fame heißen“, so Sykes. „Und ich sagte: ‚Nun, Hip-Hop ist Rock ’n‘ Roll.‘ Er sagte: ‚Nein, ist er nicht.‘ Und ich sagte: ‚Wir müssen es besser erklären. Little Richard, Otis Redding, Chuck Berry – all diese schwarzen Künstler waren die Eckpfeiler des Rock and Roll. Und wenn man sich den Sound im Laufe der Jahre anschaut, haben diese Künstler letztendlich den Hip-Hop beeinflusst.“

Laut Sykes zögerte Jay-Z lange mit der Ehrung, nahm aber schließlich doch teil und akzeptierte seine Aufnahme. „Das gab mir das Gefühl, dass wir unsere Aufgabe erfüllt hatten, zu vermitteln, dass Rock’n’Roll offen für alle ist.“

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